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Flandry 7: Am Ende des Weges

Flandry 7: Am Ende des Weges

Titel: Flandry 7: Am Ende des Weges
Autoren: Poul Anderson
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Spitzen, Graten, Steilhängen, Klüften, kahlen Ebenen, langen Schatten – luftlos, leblos, ein Stein am Himmel. Ramnu war eine Teilscheibe, die winzig geworden war, aber in einem wunderbaren strahlenden Blau schien.
    Ein Saphir, dachte Flandry. Jawohl, noch ein Stein, wo von Rechts wegen ein geschmolzener Ball aus Sternmaterie hätte sein müssen; doch dieses Juwel ist deshalb kostbar, weil darauf Wesen leben, die sich ihrer bewusst sind. Ich bin froh, dass meine letzte Expedition mir etwas so Wunderbares nahe gebracht hat – er konnte nicht widerstehen, seine Mundwinkel zuckten hoch –, so was Wunderliches.
    Chives’ Stimme drang aus seinen Ohrhörern: »Die Waffen kommen hervor, Sir.« Der Shalmuaner, der in seinem Anzug massig aussah, während durch die Helmscheibe sein verwittertes grünes Gesicht sichtbar war, schoss vorweg.
    Die Hooligan hatte mit minimalem Impuls eine Rakete ausgestoßen. Der fünf Meter lange Zylinder bewegte sich langsam davon. Seine Antriebsrohre waren inaktiv. Chives holte zu ihm auf. Hinter der stumpfen, tödlichen Nase schweißte er ein Kabel fest, an dem sich zwei Personen verankern konnten; knapp vor dem Heck hängte er eine Schleppvorrichtung ein, die sich elektrisch ausklinken ließ. Wieder vorn, installierte er ein Leitgerät, das die Steuerung übernehmen sollte. Nicht alles hatte improvisiert werden müssen; in der Vergangenheit hatte Flandry schon mehrmals Veranlassung gehabt, einen Torpedo als Hilfsmittel zu benutzen. Banners Schlitten ließ sich dazu nicht verwenden; er besaß zu wenig Antriebskraft und war für den Einsatz auf Planetenoberflächen gedacht.
    Der Terraner war ebenfalls beschäftigt. Ein Frachtkran hatte ein halbes Dutzend Gefechtsköpfe ausgeladen, die zuvor von ihren Trägerraketen demontiert worden waren. Stahlseile verbanden die abgerundeten, meterhohen Kegel; das Gebilde taumelte träge, während es sich bewegte, wie eine Art Mehrfachbola. Der Gaucho jedoch, der sie schleudern würde, hatte es auf Großwild abgesehen: In jedem der grauen Gehäuse warteten Atome, die bei ihrer Verschmelzung bis zu eine Megatonne Sprengkraft freisetzen konnten. Flandry kletterte zwischen ihnen, schob und zerrte, bis sie so angeordnet waren, wie er wollte. Chives steuerte die Rakete heran. Gemeinsam bereiteten der Terraner und er die Gefechtsköpfe zum Anschleppen vor.
    Die Arbeit war langwierig und kompliziert, heimgesucht von der besonderen Verstocktheit, die Masseobjekte im freien Fall an den Tag legten. Als sie fertig waren, triefte Flandrys Unterzeug vor Schweiß und stank. Schmerzen in jedem Muskel erinnerten ihn daran, dass er kein junger Mann mehr war. Chives zitterte so sehr, dass es sich an seinem Raumanzug zeigte.
    »Squoo-hoo, was für eine Plackerei!«, keuchte Flandry. »Nun, wir werden eine Weile ausruhen, sozusagen. Komm schon, in den Sattel, und kennst du irgendwelche alten Cowboylieder?«
    »Nein, Sir, zu meinem Bedauern muss ich zugeben, dass ich nicht einmal weiß, was ein Cowboy sein soll«, erwiderte sein Gefährte. »Ich beherrsche jedoch noch immer jene Arien aus Rigoletto, die zu lernen Sie einmal von mir verlangten.«
    »Schon gut, schon gut, los geht’s.«
    Rittlings auf dem Zylinder des Torpedos sitzend, von einem verstärkten Sicherheitsgurt gehalten, das Steuergerät in den Händen und Chives hinter sich, warf Flandry einen letzten Blick auf die Hooligan. Während sie sich vorbereiteten, hatten sie sich von ihr entfernt; zwischen den Sternen wirkte sie winzig und verloren. Flandry überlegte, ob er Banner zum Abschied rufen sollte. Doch nein, sie konnte die Funkstille nicht brechen, um zu antworten, es wäre grausam gegen sie gewesen. Das Glück reite mir dir, gutes Mädchen, wünschte er ihr, dann aktivierte er den Antrieb.
    Die Beschleunigung zerrte ihn zurück, aber sie war leicht, und er konnte sich entspannt in das Gurtgeschirr legen. Mit einem Blick nach hinten vergewisserte er sich, dass die Gefechtsköpfe geordnet an den Enden ihrer Leinen nachgeschleppt wurden. Aus einer Halterung an der Hüfte nahm er einen Sextanten. Dieser, ein Fernrohr und ein Taschencomputer waren seine Instrumente, es sei denn, man zählte seinen Hosenboden hinzu. Er machte sich ans Werk.
    Seine Absicht war, den Mond zu umrunden und Port Asmundsen zu erreichen. Dazu musste er während des letzten Teils der Annäherung im freien Fall bleiben; Gravrohre strahlten, wenn sie arbeiteten. Notwendigerweise musste die Bahn recht genau liegen, denn am Ende hätte er nur
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