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Flandry 7: Am Ende des Weges

Flandry 7: Am Ende des Weges

Titel: Flandry 7: Am Ende des Weges
Autoren: Poul Anderson
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Hochland war. Einmal stürzte mein Partner in eine tiefe Schneewehe und stak fest, aber wir bekamen ihn wieder heraus. Unser Führer hielt uns immer von hohen Hängen fern, aber ich erinnere mich nicht mehr an den Grund. Er kannte nur wenig Wörter unserer Sprache.«
    »Banner«, sagte Yewwl vernehmlich, und bei jedem Wort stieg ein Dampfwölkchen auf, »weißt du von irgendeiner Gefahr, in der wir schweben könnten?«
    Über Hunderte von Kilometern antwortete die geheime Stimme: – »Nein. Das bedeutet jedoch nicht, dass es keine gäbe, das weißt du. Eure Welt ist so anders als meine – und so wenige Menschen haben sie in all den Jahrhunderten besucht –, und jetzt ändert sich alles so rasch … Wie sehr ich auch wünschte, dich besser warnen zu können.«
    »Nun, Dank sei dir, meine Eidesschwester.« Yewwl berichtete Robreng, was sie gehört hatte. Die Entscheidung fiel. »Ich glaube, ich weiß, was los ist. Es ist in uns – auch in mir. Ich erinnere mich, wie dieses Land zu unserer Kinderzeit hell und lebendig war; wir erinnern uns an Schreinhüter, Pilger, Opfer, Gelage und Einssein. Heute kehren wir zurück und finden alles tot und leer vor. Kein Wunder, wenn da die Furcht aufwallt.« Sie setzte sich im Sattel gerade. »Kämpf sie nieder! Weiter!«
    Ych überquerte einen Ausläufer des Berges und verschwand außer Sicht. Nach einem Augenblick klang sein Ausruf über Eis und Fels. Ihr Sohn hatte den Schrein erspäht.
    Seine Angehörigen trieben die Onsaren zu höherer Geschwindigkeit an, vom Schlenkergang zum vollen Tempo. Vier massige Beine pendelten hin und her; Funken stoben auf, wo Hufe gegen Felsen prallten. Dabei halfen die dicken Strecker nicht nur, den Körper zu tragen; sie packten, zogen, schoben, ließen los und packten den Boden erneut. Hinter dem Buckel, auf dem Reit- oder Packsattel ruhten, wackelten Rückenflossen, schwarze Dreiecke, die bis auf Kopfhöhe des Reiters aufragten. Schweiß glänzte auf der grauen Haut, dem spärlichen braunen Haar, den großen Ohren. Der Atem ging laut und rau. Die Muskeln zuckten im Rhythmus der pulsierenden Bewegung.
    Yewwl stieg auf den Kamm und blickte umher. Durch die dünne, klare Luft der Höhen entdeckte sie ihr Ziel.
    Das Grabmal Kulembarachs stand an einem Sims, ein Drittel den Hang hinauf. Um einen Dolmen handelte es sich, grobe Granitplatten, die man in einem Zeitalter vor dem Eisen in einem Steinbruch geschlagen, irgendwie hierhergeschafft und zusammengefügt hatte. Ringsum waren von einer Generation nach der anderen Terrassen gebaut worden, Häuser und Statuen errichtet, zauberhafte Gärten angelegt, in denen Springbrunnen plätscherten und Flötenspiel erklang. Hier hatte der Klan seine größten Werke und das Beste, was Händler aus der Fremde nach Hause bringen konnten, zusammengetragen: Bilder, Schmuck, Webarbeiten, Bücher, solch ehrfurchtgebietende Erinnerungsstücke wie das Schwert, Das Die Brücke Hielt, Amaraos Kelch, die Schädel der Sieben Helden, die Handmühle Gros des Heilers.
    Heute …
    Während Yewwl sich näherte, konnte sie kaum die Balustraden der Terrassen erkennen, so dick waren sie von Schnee bedeckt. Der Frost hatte mehrere gesprengt und eine Anzahl Statuen umgestürzt, die vorher genauso verloren umhergestanden hatten wie die gebeugten Bäume. Als die letzten Schreinhüter starben oder gehen mussten, hatte die Kälte sie schon zur Gleichgültigkeit betäubt; dem Herd war das Feuer entkommen, und von den erlesen gezimmerten Häusern stand nur noch geschwärztes Mauerwerk. Seines hölzernen Tores beraubt klaffte in dem Torbogen vor dem Grabmal eine schreckliche Leere.
    Die Onsaren bogen auf die Straße, die zum Schrein führte und zu steil anstieg, als dass der Schnee sie vollends bedecken konnte, und die Pflastersteine waren noch nicht geplatzt, auf die Seite gedreht und durchbrochen, nur an wenigen Stellen. Auf ihnen klapperten die Hufe als Antwort an den Wind, der heulte und biss und einen Nebel aus trockenen Eiskristallen aufwarf, um das wenige Sonnenlicht, das über die Ostschulter drang, in den dunkelnden Weg zu brechen. Jenseits des Schreines stieg der Berg ein Stück weit noch steiler an, ein schroffer Hang, den Haftwurz einmal farbig gesprenkelt hatte, der nun jedoch nur zerklüftet und düster war. Darüber war die Böschung weniger steil, und Schnee blieb liegen und dehnte sich bis zum Gipfel aus. Er bildete eine weiße Klippe, meterhoch, geheimnisvoll bläulich schattiert.
    Dennoch … zwischen den Ruinen erhob
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