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Flandry 7: Am Ende des Weges

Flandry 7: Am Ende des Weges

Titel: Flandry 7: Am Ende des Weges
Autoren: Poul Anderson
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sie auf dieser Grundlage vorbereitete, waren detaillierte, aufschlussreiche Beiträge zur Xenologie; doch wie viel sie wegließ, wusste niemand.
    Der frühere Leiter der planetarischen Operationen hatte sie in dieser Haltung bestärkt. Ohne Zweifel war das vernünftig gewesen, als man noch wenig über die ramnuanische Psychologie wusste. Mittlerweile war Abrams selbst zur Leiterin aufgestiegen, deshalb erhoben ihre Mitarbeiter keine Einwände. Davon abgesehen nahmen ihre eigenen Arbeiten oder Projekte sie hinreichend in Anspruch, unterbesetzt, wie die Station war.
    Deshalb kam Polevoy nicht umhin, überrascht zu fragen: »Wer soll zur Hölle fahren? Was ist passiert, Banner?«
    Wie es schien, beruhigte ihr Spitzname sie ein wenig. Allerdings hatte sie ihn für viele Jahre getragen. Aus der Sprache der Einheimischen übersetzt – wo er von der Flagge herrührte, die schon aus der Entfernung den Reisenden anzeigte, wo Wainwright Station lag –, hatte er »Miriam« praktisch verdrängt, sogar in ihrem eigenen Kopf. Zu dieser Stunde schien er ihr zu sagen, dass geliebte Wesen irgendwann sterben mussten, die Spezies aber fortbestand.
    Dennoch glänzten Tränen an ihren Wimpern. Die Hand zitterte, mit der sie sich eine Zigarette aus der Jackentasche zog, sie entzündete und in den Mund steckte. Die Wangen fielen ein, so heftig sog sie den Rauch ein. Ihre Stimme war eher rau als heiser und schwankte.
    »Eine Lawine. Hat Yewwls ganze Familie ausgelöscht … und, o Gott, auch den Schrein, das Herzstück der Geschichte ihres Klans … das ist, als würde man Jerusalem auslöschen …« Mit der Faust schlug sie unbarmherzig auf die Konsole. »Ich hätte es ahnen sollen. Aber … ich habe keine Erfahrung, ich komme von Dayan, da ist es warm und trocken, da gibt es nirgendwo Schnee, und auf Welten wie Terra war ich immer nur Besucherin …« Sie zog die Lippen in die Breite, die Augen fast zugekniffen. »Wenn ich nur nachgedacht hätte! So eine dicke Schneedecke, und dazu siebenfache Terraschwerkraft … Yewwl, ach Yewwl, es tut mir so leid!«
    »Das ist ja furchtbar«, sagte Polevoy. Er zögerte kurz. »Ihre Probandin, lebt sie noch?«
    Abrams nickte abgehackt. »Ja. Ohne Reittier, ohne Zelt, ohne Vorräte oder Werkzeuge oder irgendetwas, das sie nicht am Leibe trägt, und ohne Zweifel ohne eine Seele im Umkreis von hundert Kilometern.«
    »Nun, dann schicken wir ihr wohl lieber einen Gravoschlitten. Er kann sie doch über ihren Transceiver finden, oder?« Polevoy war noch recht neu auf dem Planeten.
    »Sicher, natürlich. Aber jetzt noch nicht. Wussten Sie nicht, was Trauer für gewöhnlich mit Ramnuanern anstellt? Sie treibt sie in die Berserkerwut.« Abrams stieß die Worte abgehackt hervor. »Mit diesem Problem umzugehen, hat jede Gesellschaftsform auf diesem Planeten lösen müssen, auf die eine oder andere Weise. Vielleicht ist das ein Grund, weshalb sie nie Kriege hatten – zahllose Einzelkämpfe, aber niemals Krieg, keine Armeen, folglich keine Staaten … Ein Soldat, dessen Kamerad fällt, würde Amok laufen.« Sie lachte rasselnd. »Zu schade, dass wir Menschen nicht das gleiche Merkmal aufweisen. Dann wären wir nicht in unser Terranisches Imperium eingesponnen, oder?« Sie drückte mit einer heftigen Bewegung die Zigarette aus und zündete sich die nächste an. »Wir werden Yewwl abholen, sobald sie das Schlimmste abgearbeitet hat, was in ihr kocht – falls sie es überlebt. Irgendwann heute Nachmittag.« Folglich vergingen bis dahin noch mehrere Standardtage. »Inzwischen kann ich mich vorbereiten, es mit dem elenden Imperium aufzunehmen.«
    Schockiert konnte Polevoy nur entgegnen: »Ich bitte um Verzeihung?«
    Banner sackte zusammen. Sie wandte sich von dem Techniker ab und starrte auf einen Bildschirm. Er lieferte einen weiten Überblick über die Umgebung. Rechts von ihr strebte der Kiiong dem Meer zu, weit reißender, als irgendein Wasserlauf auf Terra oder Dayan über ein solch ebenes Bett geflossen wäre. An den Felsen über dem Wasser, die von Gletschermehl graugrün gefärbt wurden, glänzte die Gischt. Schallempfänger übertrugen den Donner langsamer Winde unter einem Druck von über dreißig Bar. Jenseits des Flusses stand Wald: niedrige, breite Stämme, von denen schlanke Äste abzweigten, von riesigen Blättern hochgehalten, die wie Fallschirme geformt waren, von gelblichen Büschen umgeben.
    Zu ihrer Linken, Richtung Osten, war es zufällig einmal klar. Graubraune Pyrasphalen wiegten sich zwölf
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