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Flammender Himmel

Titel: Flammender Himmel
Autoren: Ann Maxwell
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gab einmal eine Zeit, da hatte Hawk an die sanften Worte und die noch sanfteren Küsse geglaubt. Doch dann hatte er gelernt, hinter die betörende, sinnliche Fassade zu sehen.
    »Genauer gesagt hat er sich das Fußgelenk gebrochen«, erklärte er kurz angebunden. »Glatter Bruch. Er landete nur deshalb auf dem Tisch, weil das Gelenk verschraubt werden mußte, damit der Knochen schneller wieder zusammenwächst.«
    »O Gott«, stieß Angel erstickt hervor. Ihr wurde speiübel. »Ich hätte bei ihm sein müssen! Ganz allein aus der Narkose aufzuwachen, die Schmerzen und nicht zu wissen, wo man ist, und keiner da, der einen hält, der einen tröstet...«
    Hawks Augen verengten sich, und er suchte forschend in Angels Zügen. Er wußte, was es hieß, im Krankenhaus aufzuwachen, nicht zu wissen, wo man war, die starken Schmerzen und jene schrecklichen Momente, bis man die Orientierung gefunden hatte, bis einem wieder einfiel, was passiert war.
    Es überraschte ihn nicht wenig, daß Angel ebenfalls zu wissen schien, wie das war.
    »Das klingt ja so, als ob Sie’s selbst schon erlebt hätten«, sagte Hawk.
    Einen Augenblick lang antwortete sie nicht.
    Dann sagte sie leise: »Das habe ich.«
    Doch bevor Hawk weiterfragen konnte, kam ihm Angel zuvor. Mit kühler, beherrschter Stimme meinte sie: »Gibt es sonst noch etwas, das Sie mir nicht über Derry erzählt haben?«
    »Er weigert sich, Schmerzmittel zu nehmen.«
    »Warum?«
    »Er sagt, Schmerzen hätten einen Sinn.«
    Angel schloß die Augen, dachte an die langen Monate nach dem Autounfall, als sie ihre Schmerztabletten und die Krücken einfach weggeworfen und sich gezwungen hatte, wieder zu gehen. Derry hatte damals mit ihr geweint und ihr bei ihren ersten zaghaften Schritten geholfen.
    Und dann hatte sie ihn gebeten zu gehen, hatte gesagt, daß Schmerzen einen Sinn hätten. Sie hatten ihr gesagt, daß sie noch am Leben war.
    Hawk wollte gerade eine weitere Frage stellen, als die Limousine auch schon auf dem Parkplatz der Fähranlegestelle anhielt.
    Angel tastete automatisch nach dem Türgriff, um Hawks neugierig bohrendem Blick auszuweichen. Doch bevor der Chauffeur aussteigen konnte, um Angels Wagentür zu öffnen, war Hawk auch schon draußen und reichte ihr über den Sitz hinweg seine Hand.
    Sie zögerte, legte dann jedoch ihre Hand in die seine. Die maskuline Wärme und Kraft, die von ihm ausströmten, schockten sie, aber es war zu spät für einen Rückzieher.
    Mit derselben kraftvollen Eleganz, mit der er alles tat, zog Hawk Angel aus der Limousine. Er gab ihre Hand frei, aber erst nachdem er mit den Fingern über die empfindliche Haut an ihrem Handgelenk bis zu ihren Fingerspitzen hinabgestrichen war. Er streichelte sie ebenso wie den goldenen Kugelschreiber vorhin. Er fühlte, wie sich ihr Puls auf einmal beschleunigte, sah, wie eine zarte Röte in ihre blassen Wangen stieg.
    Überrascht und verwirrt blickte sie aus ihren großen, blaugrünen Augen zu ihm auf.
    Er zog spöttisch fragend eine rabenschwarze Braue hoch.
    »Stimmt etwas nicht?« fragte er milde.
    Angel errötete noch mehr. Sie kam sich vor wie eine Idiotin, weil sie so heftig auf diesen harten, kalten Fremden reagierte. Energisch riß sie sich zusammen. Dennoch konnte sie nicht anders, als über das Rätsel namens Hawk nachzugrübeln.
    Manchmal habe ich fast das Gefühl, er begehrt mich, dachte sie, aber noch öfter scheint es, als ob er mich nicht ausstehen könnte, mich sogar verachtet.
    Hawks Gefühle wiederum waren komplex, schnell und intensiv. Doch äußerlich war er vollkommen beherrscht. Er war völlig anders als jeder Mann, den Angel bisher kennengelernt hatte. Sie konnte ihn einfach nicht einschätzen. Das einzige, was sie tun konnte, war, auf seinen scharfen Verstand, auf seine Einsamkeit und auf die maskuline Sinnlichkeit, die sie unter seinem kalten Äußeren zu verspüren meinte, zu reagieren.
    Schweigend blickte sie zu ihm auf. Fast hatte sie Angst vor ihm.
    Und vor sich selbst.
    Hawk beobachtete Angel, beobachtete die Emotionen, die sich so klar auf ihrem zarten Gesicht spiegelten. Mit einem Gefühl des Triumphs stellte er fest, daß er Angels Schwachstelle entdeckt hatte.
    Eine sanfte Berührung bringt sie zu Fall.
    Fast mußte er lächeln. Wie ein Greifvogel, der auf den Aufwinden segelt, hatte er eine Bewegung tief unten am Boden erspäht, hatte etwas Lebendiges, etwas Verwundbares entdeckt. Die Beute hatte sich offenbart. Nun kam die Verfolgungsjagd, das blitzschnelle Vorstoßen,
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