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Flammender Himmel

Titel: Flammender Himmel
Autoren: Ann Maxwell
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und echter Selbstbeherrschung, die ich seit wer weiß wie vielen Jahren erlebt habe.
    »Derry wird Ihnen schon sagen, was ich will«, meinte Hawk kurz angebunden, doch er ließ Angels Handgelenk noch immer nicht los.
    Rasch schritt er zu einer Limousine, die am Straßenrand parkte. Angel blieb keine Wahl, als ihm zu folgen und einzusteigen.
    Während sich die Limousine in den Straßenverkehr einfädelte, warf Hawk Angel ihr Tuch in den Schoß.
    »Wo fahren wir hin?« fragte sie ruhig.
    »Zu Ihrer wahren Liebe«, erwiderte Hawk.
    Sie blickte ihn an, ohne etwas zu erwidern.
    »Das nehme ich zumindest an«, meinte Hawk ironisch. »Aber Frauen wie Sie erleben die wahre Liebe ja wohl so oft, daß sie leicht den Überblick verlieren.«
    Sie sah Hawk nur aus großen, traurigen Augen an.
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Und«, fügte Angel kühl hinzu, »Sie auch nicht. Sie wissen gar nichts über mich, und das beweisen Sie jedesmal, wenn Sie den Mund aufmachen.«
    Hawks Lippen verzogen sich zu einem höhnischen Grinsen.
    »Aber eins weiß ich ganz sicher«, sagte er. »Ich werde Derry diesen Sommer einen riesigen Gefallen erweisen.«
    »Eagle Head zu kaufen ist kein Gefallen, Mr. Hawkins. Es ist eine kluge Geschäftsentscheidung.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich meinte nicht das Grundstück.«
    Er sah das Mädchen an, das neben ihm saß, und mußte daran denken, wie weich und süß sie sich in seinen Armen angefühlt hatte. Der reine Sommerduft ihres Haares berauschte seine Sinne, und er sog unwillkürlich die Luft ein.
    Warum zum Teufel sieht sie nur so unnahbar, so unangreifbar aus? fragte sich Hawk bitter. Sie ist doch auch bloß wie jede andere - nichts als Leere und Lügen.
    Schweigend betrachtete Hawk das kühle, reservierte Profil des Mädchens und dachte an ihren weichen Körper und an ihr Seufzen. Und in diesem Moment beschloß er, daß er sie haben wollte, daß er sie haben würde.
    Und wenn er mit ihr fertig war, würde er ihr ihre trügerische Maske schon vom Gesicht reißen.
    Ich werde Derry zeigen, daß seine süße Angie kein Engel ist. Derry ist viel zu jung, um mit einem raffinierten Luder wie ihr fertig werden zu können. Es könnte ihn ebenso kaputtmachen wie mich damals.
    Aber im Gegensatz zu mir ist Derry viel zu weich, um das zu überleben.
    In Hawk dagegen war kein bißchen Weichheit.
    Er kannte Frauen wie Angel seit der Nacht, in der er achtzehn Jahre alt geworden war - Frauen, die immer nur nahmen und nahmen, ohne jemals etwas dafür zu geben, außer gelegentlich ihren Körper.
    Das machte Hawk nichts aus. Nicht mehr. Er gehörte jetzt ebenfalls zu den Nehmenden. Sobald sich Angel einmal an den Gedanken gewöhnt hatte, daß er sie durchschaute, würden sie prima miteinander auskommen.
    Sie benutzten einander. Jeder den anderen.
    Angel blickte aus dem Fenster, doch alles, was sie sah, war Hawks Gesicht, wie sie ihn zum ersten Mal in der düsteren Bar erblickt hatte - einsam, arrogant, ungezähmt. Wenn er nicht diesen einen kurzen Moment lang sanft zu ihr gewesen wäre, hätte sie ihn schlichtweg für kalt und grausam gehalten und wäre ihm strikt aus dem Weg gegangen.
    Doch die Behutsamkeit, mit der er sie in seinen Armen gehalten hatte, bestätigte ihren ersten Eindruck, daß Hawk sehr einsam war. Sie wußte, daß Einsamkeit einen Menschen leicht kalt und grausam werden lassen konnte, aber wiederum auch mitfühlend.
    Grausamkeit entwickelte sich jedoch leichter als Mitgefühl. Um Mitgefühl empfinden zu können, mußte man erst genesen, mußte wieder ein ganzer Mensch sein.
    Angel hatte es Derry zunächst nicht verziehen, daß er sie aus dem brennenden Autowrack gezogen hatte, daß er sie gezwungen hatte weiterzuleben, während der Mann, den sie liebte, den Tod gefunden hatte. Derry entsetzte das zutiefst. Er hatte geweint, und sie hatte ihn in ihren Armen gehalten, hatte sich dafür gehaßt, daß sie ihm weh tat, daß sie am Leben war, hatte überhaupt alles und jeden gehaßt - außer Derry. Er war ebenso allein, ebenso einsam wie sie und dennoch nicht grausam.
    Diese Erkenntnis hatte ihr schließlich aus ihrer tiefen Verzweiflung und ihrem Kummer herausgeholfen. Von diesem Moment an hatte sie Derry über alles geschätzt und geliebt.
    Mittlerweile hatte sie Derry sogar dafür gedankt, daß er sie aus den Trümmern ihrer Vergangenheit geholt und in eine ungewisse Zukunft entlassen hatte.
    Jetzt fragte Angel sich, was wohl nötig wäre, um Hawk zu ändern. Sie dachte an die Härte, die in
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