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Flammender Himmel

Titel: Flammender Himmel
Autoren: Ann Maxwell
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Sturzflug, schimmerte der Raubvogel in allen Schattierungen von Bronze und Braun. Kraft, Grazie und Schnelligkeit sprachen aus jeder Linie seiner Schwingen und seines Körpers, aus der ausgestreckten Kralle und aus dem Topasauge, das seine Beute fixierte.
    Doch da war noch etwas, etwas so Winziges, daß es im Feuer der größeren Teile fast unterging.
    Eine blutrote Träne quoll aus dem Auge des Falken.
    Schweigend trat Hawk noch näher heran und starrte den winzigen Tropfen an. In seine Oberfläche war der Hauch einer winzigen Rosenknospe geritzt, mehr Andeutung als Realität, mehr Hoffnung als Gewißheit. Doch die aufkeimende Knospe lehrte Hawk mehr über die Liebe, als er sich je zu erträumen gewagt hatte.
    Er starrte die blutrote Träne so lange an, bis sie vor seinen Augen verschwamm. Er glaubte nicht an Liebe, und dennoch hatte er sie wieder und wieder in seinen Armen gehalten, hatte sie seinen Namen seufzen gehört, hatte ihre Ekstase gefühlt, heiß, süß und furchtlos ...
    Und dann hatte er sich abgewandt und war geflohen, aus Angst, selber Liebe zu empfinden.
    All das erkannte er jetzt, sah es ebenso deutlich wie die Sonne, die das Glas mit ihrem Licht übergoß, die Scherben der Vergangenheit in etwas so unvorstellbar Schönes verwandelte, daß es ihm das Herz und die Seele zerriß und so neuen Raum schuf für die Liebe.
    Regungslos nahm Hawk Licht und Farben in sich auf, so lange, bis ihn das leise Bimmeln von Silberglöckchen aus seiner
    Erstarrung riß. Als er sich umdrehte sah er, wie Angels Hand unruhig über das Bett glitt, als ob sie nach etwas suchte.
    Mit einigen wenigen lautlosen Schritten war er wieder am Bett und glitt neben sie unter die Decke. Er zog Angel in seine Arme und verstand endlich, warum er zurückgekehrt war.
    Liebe war ein Engel, der einen Falken genug liebte, um ihm alles zu geben, der alles riskierte, in der Hoffnung, daß sogar ein Raubvogel irgendwann zu lieben lernte.
    Er hatte ebenfalls gelernt, daß der Falke weder kalt noch grausam war, sondern nur das Instrument, um den Engel erwachen zu lassen, ein Erwachen, das sowohl qualvoll als auch wunderschön war. Und der Falke teilte diese Schönheit, teilte den Schmerz mit dem Engel.
    Und das Erwachen.
    Silberglöckchen klingelten und seufzten, als Angel sich instinktiv enger an Hawks nackten, warmen Körper schmiegte. Er küßte sie sanft und zärtlich.
    Ihre Augen öffneten sich. Ungläubigkeit und fassungslose Hoffnung spiegelten sich in ihren grünen Tiefen.
    Hawk beugte den Kopf über Angels goldene Haarfülle.
    »Hawk ...?«
    »Ich liebe dich, Angel.«
    Hawks Mund verschmolz mit Angels warmen, süßen Lippen, verschmolz in einem Kuß, den er nur unterbrach, um ihr wieder und wieder von seiner Liebe zu flüstern, einer Liebe, die von ihren weichen Lippen mit Worten und Liebkosungen erwidert wurde, bis er sich mit ihr vereinte.
    Mit langsamen sinnlichen Bewegungen entdeckten sie aufs neue, was sie verloren geglaubt hatten, zwei Körper, die miteinander verschmolzen und einander neu erschufen, Worte, die sich zu Lauten der Ekstase formten, Erfüllung, wo zuvor nur Leere geherrscht hatte.
    Und dann wurden die Laute wieder zu Worten, ein geflüstertes Ich liebe dich inmitten zart seufzender Silberglöckchen.
    Umhüllt von einem sanften Farbenrausch lagen sich die Frau, die keine Lügen kannte, und der Mann, der endlich Wahrheit gefunden hatte, schlafend in den Armen. Beide waren von einem tiefen Frieden erfüllt, dem Frieden, den nur die heilsame Kraft der Liebe schenken kann.
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