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Flammender Himmel

Titel: Flammender Himmel
Autoren: Ann Maxwell
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erstarb.
    »Ich hab’ ihm gesagt, daß die Vernissage noch mindestens eine Stunde dauert«, erklärte Bill, »aber der Mann läßt sich einfach nicht abwimmeln. Ich werde ihm sagen -«
    »Nein«, unterbrach ihn Angel. »Wenn’s um Derry geht, dann nehme ich den Anruf an.«
    »Das hab’ ich mir schon gedacht. Derry ist das einzige männliche Wesen, an dem dir etwas liegt.«
    Angel warf Bill einen raschen Blick aus ihren tiefgrünen Meeraugen zu. Wieder das alte Thema.
    »Derry ist für mich wie ein Bruder«, sagte sie leise. »Nicht mehr. Und ganz sicher nicht weniger.«
    Bill seufzte und murmelte hinter Angel her: »Stimmt, und noch dazu ein höllisch attraktiver Bursche, der keine Spur mit dir verwandt ist.«
    Angel hörte es und war einen Augenblick lang verblüfft. Es war ihr nie in den Sinn gekommen, daß Derry ein »attraktiver Bursche« sein könnte, doch sie mußte zugeben, daß es stimmte. Mit seinem Blondschopf und seinem muskulösen Körper hatte er schon mehr als einer Frau den Kopf verdreht.
    Doch wenn Angel an Derry dachte, dann nur in Verbindung mit dem unbeugsamen Willen und der Hingabe, mit der er sein Ziel, einmal Arzt zu werden, verfolgte, seiner eisernen Disziplin, die ihn sogar während der Sommerferien büffeln ließ, und nicht zuletzt mit dem Schmerz und der Wut jener Nacht, in der er sie aus dem vollkommen zerstörten Autowrack gezerrt hatte.
    Wenn also jemand, selbst ein völlig Fremder, mit ihr über Derry reden wollte, dann war Angel bereit zuzuhören.
    Sie schritt rasch in Bills Büroräume, ergriff den Hörer und drückte auf die Leuchttaste, die anzeigte, daß ein Teilnehmer in der Leitung war.
    »Mr. Hawkins?« sagte sie ruhig, doch das Zögern in ihrer Stimme war dennoch nicht ganz zu überhören. »Ich fürchte, ich kann mich nicht an Sie erinnern.«
    »Ich nehme an, Derry hat mich als Hawk bezeichnet«, erwiderte die tiefe männliche Stimme am anderen Ende der Leitung.
    »Ach ... der Mr. Hawkins. Derry spricht schon seit Wochen von nichts anderem, nur noch »Hawk dies« und »Hawk jenes«. Ich habe Ihren vollen Namen nicht gleich erkannt.«
    Er sagte nichts.
    Angel fragte sich einen Moment lang, ob sie ihn möglicherweise beleidigt hatte. Sie hoffte nicht. Hawk war unentbehrlich, wenn es um Derrys Träume vom Medizinstudium ging.
    »Derry meinte, Sie wären wahrscheinlich von Scharen von Verehrern umringt«, meinte Hawk ungehalten, »aber Sie würden mich trotzdem im »Goldener Stein< treffen, wenn ich Sie darum bäte.«
    Sie mußte lächeln. Sie konnte sich Derrys spöttischen Ton vorstellen.
    »Derry macht gern Scherze, Mr. Hawkins. Die Leute hier bewundern meine Glasbilder, nicht mich. Aber was den Rest betrifft, so hat er recht. Wenn er möchte, daß ich mich mit Ihnen treffe, dann tue ich das auch.«
    »Einfach so?« meinte Hawk ironisch. »Mit einem vollkommen Fremden?«
    Bei diesem Wort lief Angel ein leichter Schauder über den Rücken. Hawk scherzte nicht. Seine Stimme klang harsch und verächtlich, sein Ton war kalt und finster.
    »Einfach so«, antwortete sie leise. »Ich bin in neunzig Minuten im »Goldener Stein<.«
    »Nein. Jetzt gleich.«
    »Wie bitte?« Angel glaubte, nicht richtig gehört zu haben.
    »Jetzt sofort, Angel.« Dann fügte er kühl hinzu: »Ihr Derry braucht Sie.«
    »Aber -«
    Er hängte auf.
    Angel starrte verwirrt und mehr als nur ein wenig verärgert auf den Hörer. Dieser Mann war grob, befehlshaberisch und schroff. Außerdem nannte sie niemand Angel, nicht einmal Derry.
    Angelina, das ja. Oder Angie. Aber Angel? Niemals. Nur insgeheim, ganz für sich selbst, nannte sich Angel bei diesem Namen, dem Namen, den sie sich gegeben hatte, als sie nach jenem schrecklichen Unfall, den sie eigentlich nicht hätte überleben sollen, im Krankenhaus aufgewacht war.
    Ein Unfall, den sie nicht hatte überleben wollen. Zumindest anfangs nicht. Nicht allein.
    »Gibt’s Probleme?« fragte Bill, der lautlos hinter sie getreten war.
    Angel löste ihren Blick von dem Telefonhörer, den sie noch in der Hand hielt. Langsam legte sie auf.
    »Ich weiß nicht«, erwiderte sie unglücklich.
    Dann kehrte sie Bill den Rücken zu. Rasch nahm sie ihre Handtasche und ihr leichtes schwarzes Umhängetuch aus einer der Schreibtischschubladen.
    »Bitte entschuldige mich bei den Leuten, Bill.«
    »Angelina, du kannst nicht einfach deine eigene Eröffnungsausstellung verlassen«, begann Bill in einem Ton, der ihr Vernunft einzuhämmern suchte.
    »Derry braucht mich.«
    »Deine
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