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Flammender Himmel

Titel: Flammender Himmel
Autoren: Ann Maxwell
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Karriere ist jetzt wichtiger!«
    Sie warf einen Blick auf das Menschengewimmel im Ausstellungsraum.
    »Sie kaufen meine Glasbilder, nicht mich«, erwiderte sie.
    Bill fluchte, wollte mehr sagen, gab jedoch auf. Mit Angel war einfach nicht zu reden, wenn es um zwei Themen ging. Ihre Kunst war eines davon.
    Derry Ramsey das andere.
    Angel schlang das seidene Umhängetuch um ihre Schultern und verließ die Galerie durch den Hinterausgang. Selbst mitten im Sommer konnte es in Vancouver ziemlich kühl werden, besonders wenn Wolken und Sonne am Nachmittagshimmel Katz und Maus spielten.
    Angel war nicht überrascht, das »Goldener Stein< fast voll besetzt vorzufinden, als sie die Tür zum Lokal öffnete. Es war ein beliebter Treffpunkt, sowohl für Touristen als auch für Einheimische. Normalerweise hätte sie die laute, verrauchte Bar gemieden.
    Doch dieser Nachmittag war kein gewöhnlicher. An diesem Nachmittag hatte Derry sie gebeten, sich mit einem unhöflichen Kerl namens Hawk zu treffen, obwohl er wußte, daß sie sich mitten in ihrer ersten Ausstellung in der Northrup Gallery befand.
    Irgendwie war Angel Hawk sogar dankbar für seine Grobheit. Das hielt sie nämlich davon ab, sich zu viele Gedanken über den Grund von Derrys unerwarteter Bitte zu machen.
    Sie stand in der Tür und wartete ungeduldig darauf, daß sich ihre Augen an das schummrige rote Licht, das die Besucher der Bar offensichtlich bevorzugten, gewöhnten.
    Der Mann, der sich Hawk nannte, saß an einem der Tische und musterte Angel durchdringend. Mit finsterem Blick registrierte er ihr schwarzes Seidenkleid und das schwarze Fransentuch, das sie nachlässig über die Schultern geworfen hatte. Ihr langes hellblondes Haar schien das Licht einzufangen und zu verstärken.
    Die Tür des Lokals öffnete sich hinter Angel, und Sonnenlicht überflutete sie. Ihr Haar schimmerte und bewegte sich im Luftzug. Derrys Beschreibung - groß, blond und dünn - wurde der schlanken, schüchternen Gestalt an der Tür nicht annähernd gerecht.
    Und dennoch war Hawk sicher, daß dies Derrys Angie war. Niemand sonst konnte solche Augen haben: viel zu groß für ihr schmales Gesicht und viel zu traurig für ihr Alter.
    Hawks Mund verzog sich zynisch, als er sah, wie jung Angie - nein Angel - war.
    Keine, die so aussiebt wie sie, ist ein Engel, sagte er sich sarkastisch. Egal, wie zart und ätherisch sie auch erscheint.
    Hawks Lippen preßten sich zu einem dünnen Strich zusammen, als er an die letzte blonde Unschuld dachte, mit der er sich eine Zeitlang amüsiert hatte, eine Schauspielerin, hinter deren schimmernder Fassade nichts als Leere und Lügen steckten.
    Diese Schauspielerin war, kurz gesagt, genau so wie jede andere Frau, die Hawk bisher kennengelernt hatte. So wie dieser Engel hier, der regungslos in der Tür stand und ihn anstarrte.
    Angel.
    Eine faustdicke Lüge, dachte Hawk kalt. Eine schöne Lüge. Eine verflucht schöne Lüge.
    Doch das sind die Schlimmsten ja immer.
    Ich werde sie also Angel nennen, und jedesmal, wenn ich ihren Namen ausspreche, werde ich daran denken, daß sie alles andere als ein Engel ist.
    Angel blickte den Mann an, der nur ein paar Meter von ihr entfernt an einem Tisch saß und sie anstarrte. Mit untrüglicher Sicherheit wußte sie, daß dieser Mann, der sie so durchdringend ansah, Hawk war.
    Inmitten der etwas übertriebenen Fröhlichkeit, die in der Bar herrschte, kam ihr Hawk wie eine Felseninsel bei Sonnenuntergang vor, Schwärze inmitten von Farbigkeit, hartes, unerschütterliches Selbstvertrauen in einer ziellos hin und her wogenden Menge.
    Die Lokaltür öffnete sich, und ein Lichtstrahl fiel auf den Mann am Tisch. Da wußte Angel auf einmal, warum man ihn Hawk, den Falken, nannte. Es war nicht wegen seiner kantigen Gesichtszüge oder seines dichten, schwarzen Haares oder der schwarzen Augenbrauen. Nicht wegen seines harten, muskulösen Körpers. Ja, es lag nicht einmal an der raubtierähnlichen Grazie, mit der er in diesem Moment auf sie zukam.
    Es waren seine Augen, die Augen eines Falken, Augen von durchdringendem, klarem, tiefem Braun, wilde und gleichzeitig einsame Augen.
    »Hawk«, sagte sie.
    »Angel.«
    Seine Stimme klang tief und rauh, genauso wild und ungebändigt wie seine Augen.
    »Man nennt mich Angie.«
    Es folgte ein Augenblick fast unheimlicher Stille, in der Hawk sie prüfend musterte.
    »Man nennt mich auch nicht Hawk, zumindest nicht in meiner Anwesenheit«, sagte er. »Nicht mal ein harmloses Schoßhündchen wie
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