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Flammender Himmel

Titel: Flammender Himmel
Autoren: Ann Maxwell
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schnitten wie Tausende von winzigen Messern in Hawks Herz. Er schlang die Arme um Angel und hob sie hoch. Er hielt sie mit aller Kraft umschlungen und küßte sie, als ob die Welt jeden Moment untergehen würde.
    Die Zeit stand still, bis Hawk Angel schließlich wieder auf die Füße stellte und ihr erlaubte, ihm auf dem felsigen Pfad voranzugehen. Keiner von beiden sagte etwas. Jeder genoß die Gegenwart des anderen mit einem heimlichen Lächeln, mit raschen Berührungen und verstohlenen Blicken, wie um sicherzugehen, daß der andere nicht plötzlich verschwand.
    Sie schwiegen immer noch, als sie zu dem alten Anwesen fuhren, wo die Himbeeren wuchsen. Es lag am Ende einer alten, verfallenen Straße. Vor langer Zeit hatte hier einmal ein Farmhaus gestanden, umgeben von fruchtbaren Feldern und einem ordentlich gepflegten Hausgarten. Jetzt waren die Felder beinahe vollständig vom Wald zurückerobert worden. Alles, was übrig war, waren die mannshohen Steinwälle, die, ebenso wie ein Teil der Felder, von dichten, üppigen Himbeerbüschen überwuchert waren.
    Eine wilde, herrliche Kletterrose rankte sich an dem verfallenen Steinkamin des alten Farmhauses hoch. Von diesem Busch stammte die purpurne Rose, die so tief in Angels Vorstellung verwurzelt war. Ihre siegreiche, weise Rose. Sie hatte das alte Smith-Anwesen und die Kletterrose zum ersten Mal als Kind gesehen. Seitdem hatte sie der Anblick der Rose nicht mehr losgelassen.
    Wie aus weiter Entfernung hörte Angel, wie sich der Kofferraumdeckel schloß. Hawk stand bei der Kletterrose und wartete auf sie. Er hielt leere Eimerchen in der einen Hand und einen Picknickkorb in der anderen. Eine dicke Patchworkdecke lag auf seiner Schulter.
    Angel holte tief Luft und ließ die Zukunft samt all ihren un-heilvollen Schatten von sich abgleiten. Es gab nur noch diesen Moment, Hawk, der auf sie wartete und sie mit seinem atemberaubenden, herzzerreißenden Lächeln ansah.
    Eingehüllt in das zarte Bimmeln von Silberglöckchen ging sie zu ihm. Sie blickte auf den Picknickkorb und lächelte zu Hawk auf. Sie liebte ihn dafür, daß er daran gedacht hatte.
    »Ein Picknick«, sagte Angel leise. »Was für eine wundervolle Idee.«
    »Ich muß gestehen, daß die Sache einen Hintergedanken hat«, sagte er mit tiefer, sonorer Stimme. »Sosehr ich Derry auch mag, möchte ich doch ein wenig Zeit ganz mit dir allein verbringen.«
    Angels Lächeln zitterte, dann wurde es wieder fest. Sie verstand Hawks Gefühle. Sie waren nur allein, wenn sie sich auf dem Boot befanden oder spät nachts, wenn das ganze Haus im Dunkeln lag. Sie hatten nie genug Zeit, um einfach nur zusammenzusein, um einander wortlos und mit ein paar kleinen Gesten, die so beredt von ihrer Zuneigung zueinander sprachen, zu genießen.
    Nicht genug Zeit.
    Wieviel Zeit bleibt uns noch? fragte sie sich.
    Nicht genug.
    Angel wandte ihren Blick der alten Kletterrose zu. Eine einzige wunderschöne Rose war noch übriggeblieben, purpurrote Blütenblätter, die samtweich in der warmen Nachmittagssonne schimmerten.
    Sie schloß die Augen und fragte sich, ob die zarte Rose wohl wußte, daß der Winter mit jedem Sonnenuntergang näher rückte.
    Hawk beugte den Kopf und küßte behutsam Angels Lippen. Er fühlte ihre Sorge, wußte, woher sie kam, konnte aber dennoch nichts tun, um sie zu zerstreuen.
    Der Gedanke, wie sehr er Angel weh tat, zehrte an ihm, ließ ihn auf eine Weise bluten, wie er es nie für möglich gehalten hätte. Er wußte, daß er sie nur um so tiefer verletzte, je mehr Zeit er mit ihr verbrachte und je mehr sie seiner Unfähigkeit, sie so zu lieben, wie sie geliebt zu werden verdiente, ausgesetzt war.
    Jeden Tag nahm sich Hawk vor fortzugehen, Angel freizugeben und aufzuhören, ihr Schmerz zuzufügen.
    Und jeden Tag erwachte er aufs neue mit einem Engel in den Armen. Ein Engel, der zu ihm aufblickte und lächelte. Und dann wußte er, daß er sie einfach nicht verlassen konnte.
    Noch nicht.
    Er wollte nur noch ein paar Stunden länger das unvergleichliche Wunder ihrer Liebe auskosten.
    »Wo sollen wir anfangen?« fragte Hawk, während er den Mund gerade weit genug von ihren Lippen löste, damit sie antworten konnte.
    »Im Zentrum«, murmelte sie und rieb ihre Lippen an seinen. »Ich kenne einen Pfad durch die Büsche. Dort drinnen, in der Mitte, wachsen die süßesten Beeren. Umgeben von Dornen.«
    »Und Mücken?«
    »Ein paar schon«, lachte Angel. »Nichts ist umsonst, schon vergessen?«
    Hawk lächelte. »Nein, ich
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