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Flammen Der Nacht -4-

Flammen Der Nacht -4-

Titel: Flammen Der Nacht -4-
Autoren: Christina Dodd
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langen, geraden Reihen Obstbäume gepflanzt standen.
    An diesem Ort hätte er leichtes Spiel. Ein Mann allein
konnte es locker schaffen, die Hausbewohner zu überfallen und Chaos anzurichten – ein brutales, blutiges Chaos. Hundert Männer könnten das gesamte Tal ausradieren, jedes Lebewesen zerstören, jede Kreatur und jedes Grasbüschel.
    Konstantine Varinski hatte seine Vergangenheit ausgeblendet und diese unverzeihliche Nachlässigkeit brachte ihn und seine gesamte Familie in ernste Gefahr.
    Die lautlos geschmeidigen Bewegungen waren genauso ein Vermächtnis der Varinskis wie das aschblonde Haar und die dunkelbraunen Augen. Er kehrte zur Frontseite zurück, kletterte die Stufen hoch und schlich geräuschlos über die Veranda. Er spähte durch die Fenster in den Wohnraum, der mit Leben, mit Wärme, mit Liebe erfüllt war.
    Obwohl Konstantine sich sehr verändert hatte und alt und krank wirkte, erkannte der Varinski ihn sofort. Er saß im Rollstuhl, eine Sauerstoffflasche neben sich, eine Kanüle im Arm. Mit fast siebzig und erkennbar gebrechlich, hatte er noch dieselben gebieterischen Züge und volles Haar wie auf den Fotos, die vor vierzig Jahren gemacht worden waren.
    Seine Frau saß neben ihm. Der Varinski erkannte auch sie von alten Bildern her; sie hatte sich wenig verändert. Sie war Anfang fünfzig, ein kleines, zierliches Persönchen mit dunkel schimmerndem Haar. Ihre schwarzen Augen funkelten lebhaft.
    Während er von Fenster zu Fenster glitt, hatte er einen guten Blick auf alle. Drei Söhne, die ihrem Vater sehr glichen. Mit ihren Frauen, Freundinnen oder
Geliebten. Ein älterer Herr, den er nicht zuzuordnen wusste.
    Alle starrten zu Firebird, fixierten Firebird. Sie saß auf dem Boden neben der Tür, den Rücken an die Wand gestützt. Der kleine Knirps saß auf ihrem Schoß.
    Ihre Miene hart und vorwurfsvoll, sprach sie schnell und erregt. Dabei umarmte sie immer wieder Trost suchend den kleinen Jungen.
    Während der Varinski hasserfüllt die kleine Gesellschaft beobachtete, begann er sich zu transformieren. Sein Skelett mutierte. Seine Hände entwickelten sich zu Pfoten, Pfoten mit langen, scharfen Krallen, die einen Menschen zerfetzen konnten. Das Gesicht wurde länger und breiter; sein Gebiss bildete Fangzähne, mit starken Kiefern, die einem Menschen mit einem einzigen zupackenden Biss das Genick gebrochen hätten. Sein dunkelblondes Haar bedeckte schließlich den ganzen Körper, spross als weicher goldener Pelz und lud zum Streicheln ein. Vorausgesetzt, man war geistig umnachtet oder lebensmüde und ließ sich auf dieses geschmeidige, intelligente, mordlustige Raubtier ein.
    Mit einem Satz sprang er geräuschlos von der Veranda und rannte durch das Tal in das Dunkel des Waldes.
    Firebird war in Seattle im Krankenhaus gewesen. Nach den Informationen, die der Varinski hatte – und die er für glaubhaft hielt –, waren Konstantines Kinder hergekommen, um Blut zu spenden und sich für Tests zur Verfügung zu stellen, da die Ärzte weiterhin rätselten, wie und ob sich Wilders unbekannte und lebensbedrohliche Krankheit heilen ließe.
    Der Varinski sprang auf einen Baum und schmiegte
sich an einen dicken Ast, von wo aus er das Haus und die enge Straße beobachtete, die sich ins Tal wand. Dabei ließ er sich sämtliche brutalen Details eines Überfalls durch den Kopf gehen.
    Was haben sie im Krankenhaus herausgefunden?, sinnierte er.
    Wieso war sie mit einem Mal total distanziert?
    Wie konnte er die Situation positiv für sich nutzen – und die Familie ausradieren?
    Zumal er nicht wirklich ein Varinski war.
    Er war das Wesen, das nicht einmal die Varinskis unter sich haben wollten.
     
    Firebird würde diesen Tag niemals vergessen.
    Der Tag, an dem sie entdeckte, dass ihre Familie sie angelogen hatte.
    Der Tag, an dem sie die Wahrheit aufdeckte.
    Hier, in der vertrauten familiären Umgebung, die viele Jahre ihr Zuhause gewesen war, umarmte sie ihr Kind, ihren Aleksandr, und fragte mit nachdrücklicher Stimme, die seltsam fremd in ihren Ohren hallte: »Wieso habt ihr mir nie erzählt, dass ich adoptiert bin? Dass ich nicht mit euch verwandt bin? Mit keinem von euch?« Sie fixierte die Frau, die sie all die Jahre für ihre Mutter gehalten hatte. Zorana. »Wieso hast du mir verschwiegen, dass ich nicht dein Kind bin?«
    Ihr Vater besaß die Geistesgegenwart, verblüfft dreinzublicken.
    Ihre Brüder tauschten Blicke aus, die zu sagen schienen: Jetzt ist sie völlig übergeschnappt.
    Die anderen Gäste in
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