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Bleib für immer!: Roman (German Edition)

Bleib für immer!: Roman (German Edition)

Titel: Bleib für immer!: Roman (German Edition)
Autoren: Jane Costello
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    Forest of Bowland, Lancashire, England Samstag, 24. Februar 2007
     
     
    M EINE BESTE FREUNDIN soll in zweiundfünfzig Minuten heiraten, und die Hotelsuite sieht aus wie das Festivalgelände von Glastonbury am Ende des dritten Tages.
    Der Raum ist übersät mit Hochzeitsutensilien aller Art – und zu dieser Kategorie zähle ich auch die Braut selbst. Grace ist noch im Bademantel, nur halb geschminkt. Ich hingegen habe die letzten zehn Minuten damit verbracht, verzweifelt die Blumen in ihrem Haar wiederzubeleben, nachdem sie sie auf dem Rückweg vom Friseur in der Autotür eingeklemmt hatte.
    Zum Abschluss verpasse ich ihren Löckchen noch einmal eine großzügige Ladung Haarspray und werfe die leere Dose auf das Himmelbett.
    »Bist du sicher, dass jetzt alles sitzt, Evie?«, fragt sie, während sie eilig ihre Wimpern vor einem riesigen antiken Spiegel tuscht.
    Ich habe genug Spray verbraucht, um die Arbeitsplätze bei L’Oreal über Generationen hinweg zu sichern, daher bin ich einigermaßen zuversichtlich. »Auf jeden Fall.«
    »Aber es sieht doch nicht unnatürlich aus, oder?«, fährt sie fort und nimmt ein Töpfchen Bronzepuder zur Hand.
    Zaghaft berühre ich die Locken. Sie fühlen sich an, als wären sie aus Glasfaser.
    »Selbstverständlich nicht«, lüge ich und drapiere geschickt ein paar grüne Blätter über einige der gut dreißig Haarklemmen. »Deine Blumen sind perfekt. Deine Haare sind perfekt. Alles ist perfekt.«
    Ihr Blick wirkt alles andere als überzeugt.
    Wir befinden uns in der Hochzeitssuite des Inn at Whitewell im Forest of Bowland, einer Landschaft von solch märchenhafter Schönheit, dass sie die Inspiration für Tolkiens Auenland im Herrn der Ringe bildete, und von solcher Beschaulichkeit, dass die Queen persönlich erklärt hat, hier ihren Ruhestand verbringen zu wollen. Was völlig in Ordnung ist, da sie wahrscheinlich zu den 0,001 Prozent der Bevölkerung zählt, die sich das leisten können.
    Auf alle Fälle haben wir noch keinen einzigen Blick auf die malerische Gegend geworfen; es war schlichtweg keine Zeit dazu. Und die herrliche Suite mit dem breiten Fenster und dem antiken Schick wissen wir im Augenblick nicht annähernd zu würdigen.
    »Super! Großartig. Wunderbar! Danke«, jubelt Grace atemlos. »Genau. Und was jetzt?«
    Warum sie ausgerechnet mich das fragt, weiß ich auch nicht. Denn niemand könnte bei einem solchen Anlass weniger qualifiziert für gute Ratschläge sein.
    Zum einen habe ich wenig Erfahrung mit diesem Hochzeitshokuspokus. Die letzte Eheschließung, auf der ich war, fand Mitte der Achtziger statt, als die Cousine meiner Mutter, Carol, die schlaksige Liebe ihres Lebens, Brian, heiratete. Vor Ablauf von drei Jahren war er mit einer über hundert Kilo schweren Malerin und Lackiererin durchgebrannt. Carol war am Boden zerstört, trotz der unbestreitbar professionellen Arbeit, die ihre Rivalin in Flur und Treppenhaus geleistet hatte.
    Bei dieser Feierlichkeit trug ich einen Ballonrock und ließ die Hand des kleinen Ringträgers den ganzen Tag nicht mehr los. Hätte ich damals schon gewusst, dass das eine der bedeutendsten Beziehungen meines Lebens bleiben sollte, hätte ich mir seinen Namen gemerkt.
    Was mich zu dem zweiten Grund führt, warum Grace besser die Standuhr in der Ecke um Rat fragen sollte: Ich bezweifle stark, dass ich selbst jemals heiraten werde.
    Bevor hier jetzt ein falscher Eindruck entsteht, sollte ich etwas Wichtiges aufklären. Es ist nicht so, als wollte ich nicht heiraten – das würde ich liebend gern. Ich glaube nur nicht, dass es jemals so weit kommt.
    Denn Tatsache ist – die sehr besorgniserregende Tatsache ist -, dass ich inzwischen das greise Alter von siebenundzwanzig Jahren erreicht habe und ganz ehrlich von mir sagen kann, noch nie verliebt gewesen zu sein. Ich war niemals mal auch nur andeutungsweise verliebt. Womit ich meine, dass ich noch nie geschafft habe, mit jemandem länger als drei Monate zusammen zu sein. Kurz gesagt, mein Verhältnis zu Beziehungen ist wie das von Pamela Anderson zu Körbchengröße 70A: Wir passen einfach nicht zusammen.
    Das Komische daran ist, dass ich jeder Menge Leuten begegne, die das für einen Grund zum Feiern halten. Sie nehmen an, dass meine Bindungsunfähigkeit mich jung, frei und durch und durch emanzipiert macht.
    Aber so fühle ich mich gar nicht. Wie jeder andere habe ich in der sechsten Klasse Der weibliche Eunuch gelesen und mir drei Wochen lang nicht die Achseln rasiert, aber
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