Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flammen Der Nacht -4-

Flammen Der Nacht -4-

Titel: Flammen Der Nacht -4-
Autoren: Christina Dodd
Vom Netzwerk:
Zorana.
    Miss Joyce schob ihr ein Kissen unter die Schultern und versetzte in knappem schulmeisterlichem Ton: »Wenn er die Überschwemmung nicht unter Kontrolle bekommt, wird das Haus weggeschwemmt und wir alle gleich mit.«
    Zorana schaute aus dem Fenster. Tiefschwarze Nacht presste sich an das Glas. Unvermittelt durchzuckte ein Blitzstrahl die Finsternis, so hell, dass Zoranas Augen schmerzten.
    Sie stöhnte. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, ausgelöst von Sorge und Schmerz. Ihre drei Jungen – Jasha, Rurik und Adrik – müssten längst im Bett liegen und schlafen, aber bei diesem schauerlichen Wolkenbruch konnte niemand einschlafen. Und Konstantine war irgendwo da draußen in der Regenflut und riskierte bei Blitz und Sturm sein Leben … während der Schmerz und die Medikamente Zoranas Kräfte nahmen … und das Unwetter wütete heftiger als alle Unwetter, die sie je erlebt hatte. »Konstantine«, stöhnte sie matt.
    Der Doktor nahm einen Schluck aus seiner Flasche, rollte die Ärmel hoch und wischte sich mit dem Arm die schweißnasse Stirn. »Es dauert nicht mehr lange.«
    Angeekelt kreischte Zorana: »Finger weg, verschwinden Sie!«
    »Seien Sie doch vernünftig, Mrs. Wilder. Ich bin Arzt. Sie brauchen mich.« Dämlich grinsend beugte der Mediziner sich über sie.

    »Nein!« Sie trat nach ihm.
    Er stolperte zurück, ruderte hilflos mit den Armen und schlug hart vor die Frisierkommode, dass der Spiegel in der Fassung wackelte. »Was … was glauben Sie eigentlich, wer Sie sind?!«, keuchte er kurzatmig und hatte Probleme mit dem Aufstehen.
    Miss Joyce bückte sich über den Gestürzten.
    Zorana hörte ein dumpfes Schmatzen – wie bei einer reifen Wassermelone, die auf den Boden klatschte.
    Miss Joyce stand auf, ihre blauen Augen blitzten. »Er ist ohnmächtig geworden.«
    »Dieser Idiot.« Zoranas Stimme bebte vor Zorn.
    »Sie wollten ihn sowieso nicht dabeihaben.«
    »Deswegen musste er aber nicht gleich in Ohnmacht fallen! «
    »Keine Sorge.« Miss Joyce rollte die Ärmel hoch und nahm seinen Platz ein. »Ich hol das Baby.«
    Daran zweifelte Zorana nicht eine Sekunde lang. Miss Joyce kam ursprünglich aus Houston. Gerüchten zufolge hatte sie dort an einer Schule für schwer erziehbare Jugendliche unterrichtet und war von Schülern brutal mit einem Messer attackiert worden. Sie hatte sechs Monate im Krankenhaus gelegen. Seitdem kannte sie weder Schmerz noch Angst. Miss Joyce war kurz nach der Geburt der drei Wilder-Söhne in den kleinen Ort in den Bergen von Washington gezogen und unterrichtete seitdem an der örtlichen Schule. Sie genoss den Ruf einer überaus fähigen, unbestechlichen Lehrerin. Ihre Schüler ließen nichts auf sie kommen. Eine Geburt war für Miss Joyce vermutlich ein Klacks.
    Die Lehrerin neigte sich über Zorana. »Pressen, Zorana, pressen!«

    Zorana presste und stöhnte vor Anstrengung bei der Geburt ihres vierten Sohnes. Er war fast da. Er war fast da …
    Ein Blitzstrahl ließ das Zimmer plötzlich hell erstrahlen. Zorana war geblendet. Der Donner folgte.
    Das Licht ging aus.
    »Hier, ich hatte mir schon so was gedacht.« Miss Joyce knipste eine Taschenlampe an und legte sie auf den Nachttisch. »Alles okay?« Sie grinste, und in dem diffusen Licht muteten ihre Zähne gespenstisch weiß an, die Nase wie ein gewaltiger Haken, die Augen wie dunkel gähnende Höhlen.
    Und irgendwo im Zimmer zerschnitt ein gepresstes Wimmern die Luft.
    Dieses Geräusch hätte Zorana überall wiedererkannt. Mit einem Anflug von Panik stützte sie sich auf den Ellbogen auf. »Ich kann mein Baby schreien hören.«
    »Das ist der Doktor«, wiegelte Miss Joyce ab. »Er versinkt vermutlich in seinem Selbstmitleid.«
    »Nein, das ist ein Neugeborenes.«
    »Es liegt an den Medikamenten. Sie halluzinieren. Konzentrieren Sie sich!« Miss Joyce beugte sich abermals über Zorana.
    Zorana presste. Presste so fest es ging und fühlte, wie das Kind aus ihrem Schoß glitt.
    Sie sank in die Kissen, erschöpft, verschwitzt.
    Das Baby schrie aus Leibeskräften.
    Zorana lauschte andächtig lächelnd. Das Kind hatte kräftige Lungen.
    Ihr Lächeln verlor sich.
    Schrien da etwa zwei Kinder? Zwei Babys?
    Halluzinierte sie tatsächlich, oder war sie mit einem Mal wahnsinnig geworden?

    Sie reckte den Kopf und sah, dass Miss Joyce das blutige Kind hielt und eben die Nabelschnur durchschnitt. Zorana kämpfte gegen die Benommenheit an, die das Schmerzmittel auslöste. Sie musste ihren Sohn sehen, bevor sie einschlief –
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher