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Finsternis

Finsternis

Titel: Finsternis
Autoren: Asher Reed
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Theke, ehe Damien beschwingt die Glocke bimmeln ließ. Dann öffnete sich abseits eine Tür, es dauerte bis wir jemanden sahen, der durch sie hindurch kam, aber wir – oder ich – waren hellauf begeistert, als sich ein Mann mittlerer Statur blicken ließ, der freundlich zu grinsen schien. Die Tür schwang hinter ihm zu. Für einen kurzen Augenblick hatten wir das Geräusch einer Fernsehshow vernommen. Armin Assinger in der Wiederholung der Millionenshow. Eigentlich wollte ich gleich losplappern und erzählen, dass Damien und ich auch einmal zu dieser Show gehen wollten, als Pärchen, aber irgendwie hatten wir nie die Zeit dazu gefunden. Da ich aber wusste, wie ungern Damien in der Öffentlichkeit über unsere Pläne sprach, ließ ich es bleiben und starrte den Typen an, der da auf uns zukam. Hinter ihm war ein kleines Mädchen zu sehen, das seine Hand hielt. Damien wollte in diesem Augenblick bestimmender und herrischer rüberkommen und hatte nun kein Lächeln aufgesetzt. – Männer unter sich! Zwei Schwule in der Einöde von Söllnerwald . – Das beflügelte schon eher meine Fantasien.
      „Zwei Zimmer?“, fragte der Mann, der versucht war, um diese Uhrzeit noch zu grinsen. Aber vielleicht grinste er auch nicht. Er war mollig und kahl am Kopf und die langen Sprechpa usen schienen nicht gerade auf einen hohen IQ hinzudeuten. Seine Art mit Kunden umzugehen, hätte einen Mysteryshopper zur Weißglut gebracht.
      „Nur eines“, sagte Damien ganz lässig. Der, sowie ich es gewohnt war, von der Welt – beso nders der ländlichen Gegend Österreichs – etwas komisch angesehen zu werden. Ja, es gibt uns Schwule wirklich, wir sind kein Mythos und ein paar von unserer Sorte haben sich so richtig ineinander verliebt!
      „Na du, kleines Mädchen, wie heißt du denn?“, sagte ich dem Gör, das mich komisch anblic kte. Sie hatte zottiges und strähniges Haar. Irgendwie sah sie erst aus wie 10 oder 11, aber ihre Augen verrieten, dass sie wahrscheinlich schon 15 oder 16 Jahre war.
      Ein Auge des Typen, der wahrscheinlich ihr Vater oder Onkel war, beobachtete Damien und mich genauer, während das andere voller Abscheu wegzusehen versuchte. Möglicherweise sind die Umsatzzahlen für den M onat noch nicht erreicht worden – ich weiß es nicht – auf jeden Fall gab er uns Zimmer 19 ohne weiteren Kommentar.
      Das Mädchen hatte ebenso wie ihr Vater unförmige Augen.
      „Müssen wir kein Anmeldeformular ausfüllen?“, fragte mein stattlicher Freund, auf den ich gerade in diesem Augenblick wieder so richtig stolz war. Der mollige Typ hinter der Theke, die er mit seinem Wanst zu verteidigen schien, blinzelte mit seinen zwei ungleich großen Augen, die in verschiedene Richtungen blickten (wobei eines mich genauer musterte als das andere) und sagte: „Wenn Sie wollen.“
      In diesem Augenblick wusste ich, dass ich mich getäuscht hatte. Der Typ lächelte kein bisschen, es war ein eigenartiger Gesichtsausdruck. Entweder er war dumm geboren oder er litt an einer Gesichtslähmung, die ihn etwas verunstaltete. Schlagartig hatte ich ke ine Fragen mehr zu den Gästezimmern, wie zum Beispiel der Dusche oder dem Bett.
      „Und wie heißt du, kleines Mädchen?“
      Die Stimme des Görs war schrecklich tief und ihre Augen spielten einen Tango, als sie sagte: „Dannii, nach der Schwester von Kylie Minogue.“
      Sie hatte auch einen gehörigen Sprachfehler, dachte aber in dem Augenblick, dass sie intellige nter als ihr Vater sei. Wer Dannii Minogue kannte, hatte schon mal meine Sympathie. Unweigerlich musste ich daran denken, wie die Mutter des Mädchens wohl aussah. Jedoch schien der Vater viele dominant-rezessive Gene an seine Tochter weitervererbt zu haben. Armes Ding.
      Als Damien die erforderlichen Daten eintrug, zitterte seine Hand leicht. Es war mir nicht b ewusst gewesen, dass auch ihm diese Situation Angst machte. Damien unterschrieb den Wisch und blickte auf, um dem molligen Typen hinter der Theke seinen Argwohn mit Blicken mitzuteilen. Damen sah keine Regung in seinem Gesicht, es wirkte jetzt noch steifer und noch kälter als zuvor. Wie alt er war, konnte er nicht abschätzen. Sein starres Auge blinzelte, Eiter hatte sich darunter angesammelt, das langsam abblätterte und aus dem anderen Auge tropfte Flüssigkeit heraus. Damien wollte per Karte zahlen, doch der mollige Mann erklärte ihm, dass er diesen Service nicht anbot. Deshalb zückte er seine Geldtasche und zahlte den Mann bar aus. In dem Augenblick
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