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Finstere Versuchung

Finstere Versuchung

Titel: Finstere Versuchung
Autoren: Alexandra Ivy
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Hände.
    »Zurückbleiben.«
    Ian sah ihn finster an. »Sonst was?«
    »Sonst werde ich dich in einen Wassermolch verwandeln.«
    Der männliche Gargyle kam stolpernd zum Stillstand.
    »Ian, hast du mich gehört?«, fuhr Claudine ihn an.
    »Aber …«
    »Was?«
    »Ich will nicht in einen Wassermolch verwandelt werden.« Er hob eine Klaue und kratzte sich zwischen den Hörnern. »Einen Moment … was ist eigentlich ein Wassermolch?«
    » Mon Dieu. Ich bin von Idioten umgeben«, murmelte Claudine. »Er kann dich nicht in einen Wassermolch verwandeln, du Dummkopf, aber ich kann dir den Kopf abschneiden und ihn an Notre-Dame befestigen lassen.«
    »Kein Grund, unhöflich zu werden«, murmelte Ian.
    »Oui, kein Grund, unhöflich zu werden«, wiederholte Levet spöttisch.
    »Ian, fang ihn, und schneide ihm die Zunge heraus.«
    Ian machte widerwillig noch einen Schritt vorwärts, nur um erneut anzuhalten, als ein Flammenpfeil direkt zwischen seinen Hörnern hindurchflog.
    »Was war das?«, zischte der männliche Gargyle und warf einen hastigen Blick auf seinen riesigen Körper, als habe er Angst, in den geheimnisvollen Wassermolch verwandelt worden zu sein.
    Levet hatte nicht die geringste Ahnung, aber er brauchte nie lange, um sich eine Situation zunutze zu machen. Das war die einzige mögliche Art für einen neunzig Zentimeter großen Dämon, in einer Welt zu überleben, in der »nur die Guten jung starben«.
    »Ihr habt doch nicht geglaubt, ich käme allein nach Paris?«, meinte er warnend. »Ich habe Dutzende von Verbündeten, die nur darauf warten, zu meiner Rettung zu eilen.«
    »Schnapp ihn dir«, forderte Claudine und duckte sich dann unvermittelt, als ein Pfeil ihren dummen Schädel aufzuspießen drohte. »Merde.«
    »Schnapp du ihn dir.« Ian erhob sich in die Luft. »Ich kehre nach Hause zurück.«
    Claudine murmelte einen Fluch vor sich hin und folgte ihrem Cousin. Beide waren Grobiane, und wie alle Grobiane verfügten sie über eine deutliche Veranlagung zur Feigheit.
    »Du wirst nicht ohne Strafe davonkommen, Levet«, rief sie über ihre Schulter. Ihre lederartigen Flügel waren vor dem dunklen Nachthimmel kaum zu sehen. »Das schwöre ich dir.«
    Levet machte eine obszöne Geste in ihre Richtung und drehte sich dann um, um die Büsche in der Nähe abzusuchen.
    »Wer ist da?«
    Das Rascheln von Blättern war zu hören, und im nächsten Augenblick kam eine schlanke, goldhaarige Frau zum Vorschein.
    Levet pfiff leise und anerkennend.
    Sacrebleu. Alle Nymphen waren schön, aber diese hier war einfach hinreißend.
    Sie war mit einem seidigen Vorhang aus goldenem Haar gesegnet und verfügte über große blaue Augen, die von dichten schwarzen Wimpern umrahmt wurden und in einem perfekten, oval geformten Gesicht saßen. Ihre sinnlichen, appetitlichen Kurven wurden auf köstliche Weise von ihrer hautengen Jeanshose und dem Oberteil mit U-Ausschnitt verhüllt, das mehr als nur einen dezenten Hinweis auf ihre vollen Brüste gab.
    »Ich bin Valla«, sagte sie, den Schießbogen in der Hand. Die übrigen Pfeile hatte sie sich auf den Rücken geschnallt.
    »Ah.« Levet vollführte eine tiefe Verbeugung. »Ich bin zutiefst dankbar für Ihr rechtzeitiges Ablenkungsmanöver, ma belle. «
    Sie verzog die Lippen, als sie den Kopf drehte, um ihm die Seite ihres Kopfes zuzuwenden, die im Schatten verborgen gewesen war. Levet stieß beim Anblick ihrer Haut, die durch dicke Narben grausam verunstaltet war, ein leises Zischen aus.
    Es war die Art von Narben, die von einer schlimmen Verbrennung stammte. Oder einem Zauber.
    »Nicht belle« , berichtigte sie ihn mit ausdrucksloser Stimme. »Wie Sie sehen können, bin ich zum Biest geworden, nicht zu der Schönen.«
    »Sagen Sie das nicht«, protestierte Levet. Sein weiches Herz zog sich mitleidig zusammen.
    »Warum nicht? Es ist doch wahr.« Sie warf einen Blick auf den Himmel und begann auf den Parc du Champ de Mars zuzugehen. »Wir sollten von hier verschwinden, bevor Ihre Freunde zurückkommen.«
    Levet watschelte der sich entfernenden Nymphe flott hinterher, um sie einzuholen.
    »Ich bin der Meinung, dass Schönheit etwas absolut Oberflächliches ist und dass das, was sich unter der Oberfläche befindet, das wirklich Wichtige ist«, teilte er ihr mit.
    Sie schenkte ihm ein trockenes Lächeln. »Ja, und die Größe spielt keine Rolle, richtig?«
    »Touché«, gestand er mit einer Grimasse. Besser als irgendjemand sonst verstand er den hohen Preis des Andersseins. »Sie klingen wie
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