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Cotton Reloaded - Folge 2: Countdown

Cotton Reloaded - Folge 2: Countdown

Titel: Cotton Reloaded - Folge 2: Countdown
Autoren: Peter Mennigen
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    Wie ein Monstrum senkte sich der Metallkoloss auf New York hinab. Die Uhr im Cockpit der Boeing 787 zeigte vier Minuten nach Mitternacht Ostküstenzeit. Keiner der dreihundert Passagiere an Bord des Dreamliners ahnte, dass ihr Pilot in diesem Moment gerade einen Notruf an den Tower des JFK Airports absetzte. Seine Maschine war manövrierunfähig. Mitten im Landeanflug reagierte die Steuerung nicht mehr. Der Kopilot drückte alle möglichen Knöpfe – keine Reaktion. Sämtliche Warnlampen auf der Instrumententafel blinkten. Paradoxerweise stoppte gleichzeitig der Sinkflug. Die Flughöhe blieb konstant bei viertausend Fuß.
    Wie von Geisterhand gelenkt schwenkte das Flugzeug abrupt von der vorgeschriebenen Flugroute ab und nahm Kurs auf Manhattan.
    Das brutale Wendemanöver zwang die Boeing in extreme Schräglage. Wären die Passagiere nicht angeschnallt gewesen, hätte die Fliehkraft sie von den Sitzen geschleudert. Gepäckstücke regneten aus nachlässig geschlossenen Ablagen.
    Spätestens jetzt wussten alle an Bord, dass die Maschine genau über dem Herzen von New York City abstürzen könnte.
*
    Leise vor sich hin fluchend ließ Jeremiah Cotton die scharfen Sicherheitskontrollen im Eingangsbereich der Zentrale des G-Teams über sich ergehen. Sein Haar wirkte ungekämmt, der schwarze Pullover und die Lederjacke eilig übergezogen, und auch die Bartstoppeln zeugten von einem überhasteten Aufbruch.
    Kurz nach ein Uhr nachts betrat er die Leitstelle seiner FBI-Spezialeinheit. Das HQ nahm den Großteil des Kellergeschosses eines schmucklosen Gebäudekomplexes ein. Hier offenbarte sich ein Hightechwirrwarr aus Hochleistungscomputerterminals und Schreibtischen. Dutzende HD-Monitore tauchten den abgedunkelten Raum in gespenstisches Licht. Oberflächlich betrachtet regierte in diesem Zwischending aus NASA-Kommandostand und futuristischer Raumschiffbrücke das blanke Chaos. Unentwegt huschten Leute zwischen den verchromten Schreibtischen umher, pausenlos klingelten Telefone. Vierundzwanzig Stunden täglich gingen hier Informationen aus aller Welt ein. Deren Auswahl nach Wichtigkeit oblag den darauf spezialisierten Analytikern, die abwägen mussten, ob eine Meldung für die nationale und internationale Sicherheit relevant sein könnte oder nicht. Deshalb besaßen ihre vernetzten Rechner Zugriff auf unzählige Datenbanken von Behörden und Geheimdiensten. Die wenigsten dieser Experten waren je im Außendienst gewesen oder hatten schon einmal eine Waffe abgefeuert. Das war Aufgabe der Agents.
    Wäre Cotton nicht durch Philippa Deckers Anruf vorgewarnt gewesen, spätestens jetzt hätte er gemerkt, dass etwas nicht stimmte. Eine greifbare Spannung lag in der Luft. Das gesamte G-Team war anwesend, was um diese Uhrzeit nur eins bedeuten konnte: Alarmstufe Rot.
    Neben einem Wasserspender stand Special Agent Steve Dillagio mit einem anderen Agenten. Beide unterhielten sich flüsternd. Hinter einer durchsichtigen Trennscheibe saß John D. High, Chef des G-Teams, an seinem Schreibtisch. Wenn es noch eines alarmierenden Vorzeichens bedurft hätte – Mr High lieferte es. Wie gewohnt trug er einen maßgeschneiderten Anzug, doch ohne Krawatte. Wenn High nicht einmal die Zeit gehabt hatte, sich eine Krawatte umzubinden, mussten sehr wichtige Dinge sehr rasch getan werden.
    Special Agent Philippa Decker, Cottons Partnerin, stand High gegenüber auf der anderen Seite des Schreibtisches. Eindrucksvoll stellte ihre Pose eine Mischung aus Arroganz und Attraktivität zur Schau. Beide Attribute wurden von ihrer Kleidung unterstrichen: schwarzer Hosenanzug mit offenem Blazer, darunter eine Bluse in hellem Beige.
    Cotton konnte nicht hören, was die beiden besprachen. Er konnte nur sehen, dass Decker auf High einredete. Das Unbehagen, das ihn seit Betreten des HQ begleitete, wurde stärker.
    Zeerookah bemerkte Cotton, winkte ihm zu und machte eine Kopfbewegung in seine Richtung. Cotton schlenderte zu dem IT-Genie.
    »Hi, Alter.« Zeerookah lümmelte sich an einem monströsen Computerterminal, das einem Mischpult bei einem Pink-Floyd-Konzert Konkurrenz gemacht hätte. Auf dem unaufgeräumten Schreibtisch fanden sich Dinge, die dort nichts zu suchen hatten: ein fetttriefender Pizzakarton, ein Riesenbecher Diät-Cola und eine Tasse mit der Aufschrift »I’m too sexy for his world«, gefüllt mit etwas, das wie Flussschlamm aussah. »Was geht ab, Jerry?« Zeerookah sah übernächtigt aus und wirkte dadurch mehr denn je wie das wandelnde Klischee
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