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Finstere Versuchung

Finstere Versuchung

Titel: Finstere Versuchung
Autoren: Alexandra Ivy
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irgendetwas kontrolliert wurde.
    »Du hast mit den Orakeln gesprochen?«
    Styx grimassierte. »Unglücklicherweise. Da mein erster Gedanke ebenso wie deiner in der Vermutung bestand, dass es ihm gelungen sein mochte, einen kleinen Teil des Fürsten der Finsternis zu retten, suchte ich natürlich die Kommission auf, um ihr von meinen Befürchtungen zu berichten.«
    »Und?«
    Der Raum füllte sich mit einer Macht, die die Lampen zum Flackern brachte und die Computermonitore ausschaltete.
    »Man gab mir höflich zu verstehen, ich solle mich um meine eigenen Angelegenheiten kümmern.«
    Er brach in schallendes Gelächter aus. Wie viele Male war Styx wohl gesagt worden, er solle sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern? Santiago vermutete, dass das wohl noch nie vorgekommen war.
    »Wie viele hast du getötet?«
    »Niemanden.« Styx’ vernichtende Macht pulsierte weiterhin durch den Raum. »Mein Temperament ist …«
    »Katastrophal hitzig?«, unterbrach ihn Santiago.
    »Gesund«, korrigierte ihn Styx. »Aber ich habe keine suizidalen Neigungen.«
    Das entsprach absolut der Wahrheit. Der König der Vampire mochte mit Diplomatie wie ein Elefant im Porzellanladen umgehen, aber er war zu klug, um die Kommission direkt anzugreifen.
    Nein. Styx würde die Orakel nicht herausfordern, aber andererseits glaubte Santiago auch keinen Moment lang, dass er die Hände in den Schoß legen und unterwürfig ihrem Befehl gehorchen würde.
    Die Begriffe Gehorchen und Styx konnten nicht in einem Satz verwendet werden.
    »Wenn diese Sache dich wirklich nichts angeht, weshalb kommst du dann zu mir?«, wollte Santiago wissen.
    »Weil Gaius zu meinem Volk gehört, gleichgültig, was er getan hat«, antwortete Styx mit einem Gesichtsausdruck hart wie Granit. »Und wenn er von irgendetwas oder irgendjemandem kontrolliert wird, will ich wissen, was zum Teufel hier vor sich geht.«
    »Was ist mit den Orakeln?«
    »Was sie nicht wissen …«, wiederholte Styx Santiagos frühere Worte.
    Santiago kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. Es war eine Sache, eine Flasche Tequila aus Vipers Weinkeller herauszuschmuggeln, aber eine ganz andere, die Orakel zu verärgern.
    »Und aus welchem Grund hast du mich ausgewählt?«
    »Du bist der Einzige, der imstande ist, Gaius aufzuspüren.«
    Santiago schüttelte den Kopf. »Dieser Mistkerl hat irgendetwas unternommen, um seinen Geruch zu überdecken, mitsamt unserer früheren Verbindung. Ich verfüge über keine bessere Möglichkeit, ihn zu finden, als du.«
    Styx’ Lächeln jagte Santiago einen kalten Schauder über den Rücken. »Ich habe vollstes Vertrauen, dass du einen Weg finden wirst, um ihn aufzuspüren. Und natürlich musst du dies tun, ohne unnötige Aufmerksamkeit auf dich zu lenken.«
    Na, das war ja wirklich wunderbar.
    Er wurde nicht nur auf eine aussichtslose Suche geschickt, sondern lief auch noch Gefahr, den tödlichen Ärger der Orakel auf sich zu ziehen.
    Das hatte ihm gerade noch gefehlt.
    Die Hände in die Hüften gestemmt, funkelte Santiago sein Gegenüber an. »Also bist du nicht willens, den Zorn der Kommission zu riskieren, aber sehr wohl, mich vor den Bus zu stoßen?«
    »Sei kein Esel.« Styx ließ seine Macht auf Santiago einströmen, wodurch dieser vor Schmerz ächzte. »Wenn du es nicht tun willst, dann lass es. Ich dachte, du seiest begierig auf die Möglichkeit, wieder mit deinem Vater vereint zu sein.«
    Santiago hob entschuldigend eine Hand. Verdammt. Er musste wohl wahrhaftig am Ende seiner Zurechnungsfähigkeit angelangt sein, wenn er den König der Vampire absichtlich verärgerte.
    »Du hast recht, es tut mir leid«, erwiderte er. Und das entsprach der Wahrheit. Styx hatte tatsächlich recht. Er hatte Jahrhunderte auf die Möglichkeit gewartet, seinem Erzeuger entgegenzutreten. Nun war ihm eine zweite Chance geschenkt worden. Weshalb also ergriff er nicht freudig die Gelegenheit dazu? »Es ist …« Mit einem Kopfschütteln brach er ab.
    »Ja?«
    »Nichts.« Er zog sein Mobiltelefon heraus und konzentrierte sich auf das, was noch erledigt werden musste, bevor er abreisen konnte. »Ich muss Tonya mitteilen, dass sie sich um den Club kümmern muss.«
    »Selbstverständlich.«
    »Wo ist die Hexe?«
    »Sie befindet sich in meinem Versteck in Chicago. Roke behält sie im Auge, für den Fall, dass sich diese Angelegenheit als raffinierter Trick erweist.«
    Santiago warf dem Anasso einen verblüfften Blick zu. Roke, der Clanchef von Nevada, befand sich in einer noch
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