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Finstere Versuchung

Finstere Versuchung

Titel: Finstere Versuchung
Autoren: Alexandra Ivy
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junge Werwölfe durch den überfüllten Raum hasteten, um zu flüchten.
    Er verstand den Jubel seiner Gäste.
    Es kam nicht jeden Tag vor, dass eine böse Gottheit vernichtet wurde, die Horden der Hölle fortgejagt wurden und eine ungeheure Katastrophe abgewendet wurde.
    Aber während des einen Monats, in dem er unablässig grenzenloses Glück und Freude ertragen hatte, kippte seine eigene Stimmung immer mehr in Richtung Mordlust. Nun ja, vielleicht war es auch mehr als nur eine Tendenz, dachte er grimmig, als an einem Tisch voller Trolle eine brutale Schlägerei ausbrach, bei der sie sich gegenseitig über das Geländer stießen, sodass sie auf die Werwölfe prallten, die unter ihnen saßen.
    Der Dominoeffekt ließ keinen Moment auf sich warten. Mit einem wütenden Knurren sprangen die Werwölfe auf und gingen auf die Trolle los. Gleichzeitig stürzten sich die Sylvermyst in der Nähe in den ausbrechenden Kampf, und schnell erfüllte der Kräuterduft ihres Blutes die Luft.
    Santiagos riesige Fangzähne schmerzten vor Verlangen, sich dem Handgemenge anzuschließen. Vielleicht würde eine gute, altmodische Prügelei seine überwältigende Frustration lindern.
    Leider hatte sein Clanchef Viper ihm den beliebten Club anvertraut und ihn zum Manager ernannt. Und das bedeutete: keine außerplanmäßigen Blutbäder. Gleichgültig, wie groß die Versuchung auch sein mochte.
    Indem er zusah, wie seine gut ausgebildeten Rausschmeißer sich anschickten, dem Kampf ein Ende zu bereiten, wandte er den Kopf, als der Blutgeruch von einem kräftigen Pflaumenaroma verdrängt wurde.
    Seine Lippen kräuselten sich, als die Gewalt, die erstickend in der Luft lag, abrupt von heißer Lust abgelöst wurde.
    Das war ganz und gar nicht verwunderlich.
    Tonya konnte einen Mann aus hundert Schritten Entfernung um den Verstand bringen.
    Die erstaunlich schöne Koboldin mit ihrer blassen Haut und ihren schräg gestellten Smaragdaugen nannte darüber hinaus perfekte Kurven und eine umwerfende Mähne aus rotem Haar ihr Eigen. Aber Santiago hatte sie nicht wegen ihres unerhörten Sexappeals zu seiner getreuesten Assistentin gemacht.
    Wie alle Kobolde verfügte sie über eine außerordentliche Begabung für Geschäfte sowie die Fähigkeit, mächtige Illusionen zu erzeugen. Außerdem war sie imstande, Gegenstände zu verzaubern, obwohl Santiago dafür sorgte, dass dieses besondere Talent nur bei den Menschen angewandt wurde, die die Teestube nebenan besuchten. Die meisten Dämonen waren immun gegen Feenvolkmagie, doch Tonya war von königlichem Blut, und ihre Kräfte machten weitaus süchtiger als die der meisten anderen Kobolde.
    Seine treuen Gäste kämen niemals wieder, wenn sie vermuten würden, dass er sie von der schönen Koboldin in den Bann ziehen ließ.
    Die Frau, die ein silbernes Kleid trug, das eher zum Verführen als zum Verhüllen entworfen war, blieb vor ihm stehen. Ein Lächeln legte sich auf ihre sinnlichen Lippen, während sie gleichzeitig mit scharfem Blick die Animierdamen und -herren beobachtete, die durch den Raum schlenderten und ihre Dienste anboten.
    »Eine ganz ordentliche Menge«, murmelte sie.
    Santiago schnitt eine Grimasse. Anders als seine Assistentin trug er eine einfache schwarze Jeanshose und ein dunkles T-Shirt, das sich an seinen breiten Brustkorb schmiegte. Und natürlich hatte er die lässige Kleidung mit einem riesigen Schwert dekoriert, das er sich auf den Rücken geschnallt hatte, sowie mit einer Handfeuerwaffe, die in einem Halfter um seine Hüfte steckte.
    Niemand sollte je behaupten, er besuche Partys zu einfach gekleidet.
    »›Ordentlich‹ ist kein Wort, das ich mit diesem Mob in Verbindung bringen würde.«
    Tonya warf einen Blick auf den Stamm der Sylvermyst, die widerstrebend an ihren Tisch zurückkehrten. Die Krieger besaßen die umwerfenden Gesichtszüge aller Feenvolkangehörigen und verfügten über langes Haar in verschiedenen Schattierungen von golden bis hin zu kastanienbraun. Aber ihre Augen glänzten eigenartig metallisch.
    »Oh, ich weiß nicht«, schnurrte sie. »Da gibt es einen oder zwei, die ich zum Anbeißen finde.«
    »Deine Definition von ›zum Anbeißen‹ ist erschreckend wahllos.«
    Sie drehte den Kopf, um ihn mit einem allzu wissenden Blick anzusehen. »Nun ja, wenigstens bin ich nicht kastriert worden.«
    Santiago ballte die Hände zu festen Fäusten, als ihn Zorn durchzuckte. O nein, dorthin würde sie sich nicht vorwagen. »Vorsicht, Tonya.«
    »Wann bist du denn zuletzt
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