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Finstere Propheziung

Finstere Propheziung

Titel: Finstere Propheziung
Autoren: H. B. Gilmour , Randi Reisfeld
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weil sie es wollte, sich stark genug konzentrierte?
    Es musste, entschied sie. Schließlich war Cam ja auch nicht dabei gewesen, als sie seinerzeit diesen Basketball dazu gebracht hatte, Ina ins Gesicht zu schnellen, und als sie Beeson den klebrigen ErdnussbutterLöffel an seinen Dickschädel hatte knallen lassen. Damals hatte sie noch keine Ahnung gehabt, dass es Cam überhaupt gab. Sie hatte ja noch nicht mal Doc kennen gelernt. Die Lage ist ganz schön brenzlig, murmelte sie. Apropos brenzlig, hörte Alex Cam plötzlich mit unverhohlener Freude.
    Im gleichen Augenblick stieg aus der Spitze von Kevins Turnschuh ein verdächtiges Rauchzeichen auf. Dann stand der ganze Schuh in Flammen. Der Junge schrie auf und umfasste seinen Knöchel, hopste wild durch die Gegend und versuchte verzweifelt, die Flammen auszubekommen, die Cam offenbar in seine Richtung geschickt hatte. Er hüpfte rückwärts, bemerkte Alex schadenfroh. Sie konzentrierte sich mit aller Kraft auf den Ast. Sie kniff die Augen zusammen und sang unhörbar: Er bricht, bricht, bricht, er enttäuscht mich nicht. Plötzlich spürte sie Cams Hand auf ihrem Rücken und ein Frösteln durchzog sie. Sie hörte ein splitterndes Geräusch, als der Ast schwankte, gefolgt von einem ohrenbetäubenden Krachen, kurz bevor er abstürzte.
    »Treffer! « , rief Cam begeistert, als Kevin getroffen zusammenbrach. »Ich hab's geschafft!«
    »Bitte wie?«, fragte Alex ungläubig.
    »Ich hab ihn angestarrt, ich habe seine Augen nicht mehr losgelassen, einfach so.«
    »Und hast seinen Fuß in Flammen gesetzt. Na, herzlichen Glückwunsch. Ich habe den Ast zum Fallen gebracht.«
    »Ihr habt ihn erwischt! « Tonya kam aus der Tankstelle gerannt.
    »Ich würde mich ja gerne noch ein bisschen darüber streiten, wessen Verdienst es war«, sagte Cam an Alex gewandt, » aber dafür haben wir leider keine Zeit. Tonya, du bleibst hier und schreist, wenn er sich bewegt, verstanden?«
    »Aber ich wollte doch diejenige sein, die Marleigh rettet«, flennte Tonya.
    »Schon, aber keine von uns kann so gut schreien wie du, also musst du mal kurz hier bei Kevin bleiben, nur so lange, bis wir Marleigh losgebunden haben.«
    Cam war schon dabei, die Taxifirma anzurufen, als Alex ihr zurück ins Gebäude folgte.
    Die Mädchen blieben abrupt stehen. Marleigh war genau da, wo sie auch zuvor gewesen war - nur nicht so, wie die Mädchen sie verlassen hatten. Der Knebel steckte in ihrem Mund und ihre Hände und Füße waren wieder gefesselt. Ihr Kopf lag in ihrem Nacken, als hätte sie das Bewusstsein verloren. »Ich fand den Strick um den Hals ein bisschen brutal«, hörte sie die tiefe Stimme eines Mannes. »Also habe ich ihn weggelassen.«
    Alex und Cam wirbelten herum. Hinter ihnen, auf einem rostigen Hocker an der ehemaligen Verkaufstheke, saß ein ungeschlachter, bärtiger Mann in einem Rollkragenpullover. Alex bemerkte, dass seine Hosenbeine in ein Paar schwere Stiefel gestopft waren, die viel zu warm für den Sommer erschienen. Cams Augen begannen zu brennen, als sie den Eindringling anstarrte. Alex' Ohren fühlten sich verstopft an, ganz als trüge sie
    Ohrenschützer. »Wer sind Sie?«, fragte sie. Die Worte hallten in ihrem Kopf wider. »Wie sind Sie hier reingekommen ?«
    »Sie waren damals im Big Sky am Riesenrad, stimmt's?«, erinnerte sich Cam und betrachtete ihn argwöhnisch. Und dann hatte sie das Bild vor Augen, das Gemälde im Wohnhaus der Farm, auf der sie Urlaub gemacht hatten. »Sie sind Mr Sot Naht!«
    »Wie überaus scharfsinnig du doch bist.« Der große Mann kicherte. »Aber der Name ist leider verkehrt.« Diese Stiefel, dachte Alex und versuchte, sich trotz der Müdigkeit, die sie mit einem Mal befallen hatte, eine bohrende und undeutliche Erinnerung ins Gedächtnis zu rufen. »Woher sind Sie gekommen?«, erkundigte sie sich mit schwerer Stimme. »Ich denke, das ist nicht so sehr von Belang«, erwiderte der Mann bedächtig mit einem selbstgefälligen Lächeln. »Viel wichtiger ist doch die Frage, wo ihr hergekommen seid.« Er heftete seine funkelnden schwarzen Augen auf Cams, die instinktiv versuchte, sie hinter ihrer Hand zu schützen. »Gute Reflexe«, bemerkte der Fremde.
    Cam fühlte, wie das Blut aus ihrem Kopf wich. Ihr wurde schwindelig, fast wäre sie zusammengebrochen. Ihr Handy fiel zu Boden, als sie sich an der Lehne von Marleighs Stuhl festhielt, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Auch Alex fühlte sich benommen. Mit großer Kraftanstrengung versuchte sie sich
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