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Finstere Propheziung

Finstere Propheziung

Titel: Finstere Propheziung
Autoren: H. B. Gilmour , Randi Reisfeld
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Schultern herab. Rings um sie her waren Fastfood-Schachteln auf dem Boden verstreut, im Haus stank es. Eines der Seile, mit denen sie an den Stuhl gefesselt war, lief um ihren Hals. Marleighs blasse Haut unter dem schmutzigen Strang war grün und blau.
    Wenn sie mehr Widerstand geleistet hätte, dachte Alex, hätte sie ihre Luftröhre verletzten können und wäre vielleicht nie wieder in der Lage gewesen zu singen.
    Oder, erwiderte Cam den Gedanken, sie hätte sich erwürgt. Ein orangeroter Sonnenstrahl stieß durch das zerbrochene Fenster, ein letztes Aufflackern des verblassenden Tages. »Wir lassen die Augenbinde noch dran«, sagte Cam zu Alex. »Nur so lange, bis es draußen ein bisschen dunkler ist. Wahrscheinlich hat Marleigh sie schon seit Tagen um. Das Licht könnte ihren Augen schaden.«
    »Ja«, stimmte Marleigh ihr mit einem bedauernswerten Flüstern zu, nachdem Cam ihren Knebel entfernt hatte. » Bitte macht mich einfach nur los. Bitte.« Alex begann mit zitternden Fingern, die Seile aufzuknoten, während Cam ihr Handy hervorholte. Das Einzige, was sie davon abhielt die Polizei anzurufen, war Tonya. Wenn die Bullen jetzt hier auftauchten, würden Cam und Alex alles ausplaudern müssen, was sie wussten, aber Tonya in Gegenwart von Marleigh zu verpfeifen - dazu waren sie beide nicht im Stande. Also rief sie stattdessen zu Hause an. »Oh nein, ausgerechnet! Keiner da« , sagte sie, als der Anrufbeantworter dranging. »Na gut, macht nichts. Ich rufe ein Taxi.« Während Cam die Nummer der Auskunft eintippte und Alex vor Marleigh kniete, um die Knöchel des dankbaren Mädchens zu befreien, stürzte Tonya durch die endlich geöffnete Tür herein und stieß einen Schrei aus, der ihnen das Blut in den Adern stocken ließ. Sie wollte ihnen offensichtlich etwas mitteilen - aber dann erblickte sie Marleigh. Tonya schnappte nach Luft und fiel auf die Knie. »Ich bin's, Marleigh. Tonya Gladstone. Bitte verzeih mir, oh bitte. Es tut mir so Leid. Ich wollte doch nur, dass du mich magst... «
    Marleigh Cooper, die noch immer die Augenbinde trug, streckte ihre nunmehr befreiten Hände aus. An den Stellen, wo die Fesseln entlanggelaufen waren, konnte man die Verfärbungen ihrer Handgelenke sehen. »Tonya? Ich bin ja so froh, dass du hier bist.«
    Während das Opfer sich bemühte, das Mädchen zu trösten, das ihre Entführung geplant hatte, hörte Alex ein beunruhigendes Geräusch. Ebenso wie Tonya, der mit einem Mal wieder einfiel, weshalb sie ins Haus gestürzt war. »Er kommt!«, sagte sie und erinnerte sich reichlich spät daran zu flüstern. »Kevin! Er ist gerade mit seinem Motorrad vorgefahren. Er wird mich verpfeifen. Dann wissen alle ... « Alex brauchte das Ende des Satzes nicht abzuwarten. Sie rannte aus dem Haus.

Kapitel 34 - DIE MACHTPROBE

     
    Einige Meter vom Gebäude entfernt entdeckte Alex einen Jungen mit einem zerfurchten Gesicht. Von seinem Ohr baumelte ein Totenkopf-Anhänger. »Wer bist du denn?«, rief er, stellte den Motor seines lärmenden Motorrads aus und stieg ab. »Was hast du hier verloren?« Großspurig und höhnisch grinsend kam er auf sie zu. Alex sah einen Schatten, der auf ihn fiel. Sie blickte nach oben. Im schwachen Dämmerlicht fanden ihre Augen den Ast, der sein wütendes Gesicht überschattete. Es war ein dicker Ast, weit verzweigt und dicht belaubt, mehrere Meter über dem Erdboden; zweifellos würde er erheblichen Schaden anrichten, wenn er abstürzte. Aber der Junge befand sich nicht mehr direkt darunter. Er war weiter auf Alex zugegangen. Kevin blieb plötzlich stehen, noch immer außer Reichweite. »Was geht hier vor sich?«, brüllte er, Unsicherheit in der Stimme. »Hey, wie viele gibt es denn von deiner Sorte?« Folgerichtig reimte sich Alex zusammen, dass Cam ihr inzwischen nachgelaufen war und nun auch vor der Tankstelle stand. Aber erkannte sie, was ihr vorschwebte?
    Dieser fette Ast, zischte sie und hoffte, dass Cam sie verstehen würde. Ich könnte es wahrscheinlich schaffen, dass der abbricht und runterfällt, aber vielleicht trifft er ihn nicht. Der Typ müsste ein kleines Stück zurück. Kannst du das wirklich?, flüsterte Cam hinter ihr. Alex war sich nicht so sicher. Würde sie Cams Hand halten müssen, um sich ein wenig von ihrer Psycho-Power auszuleihen? Für so was kannte sie keinen Zauberspruch - sollte sie vielleicht versuchen, sich irgendeinen seltsamen Vers auszudenken? Ihre neu entdeckten Talente waren unberechenbar. Würde ihr die Aktion gelingen, bloß
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