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Finstere Propheziung

Finstere Propheziung

Titel: Finstere Propheziung
Autoren: H. B. Gilmour , Randi Reisfeld
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schnell und weit. Bringt sie in Sicherheit. Versteckt sie bitte«, sagte Ileana und streifte die Kapuze ihres Seidengewandes ab. »Und nennt mich nicht Hexe.« Ihre grauen Augen verengten sich drohend. »Das klingt einfach zu gewöhnlich. Ich bevorzuge Göttin. Oder Gebieterin.«
    Nun, da nur noch vereinzelte Reste von Baumrinde an seiner samtenen Weste hafteten, stand Karsh in seiner wirklichen Gestalt vor Ileana, hoch gewachsen, schlank und so geschmeidig wie eine Weidenrute. Sein ungebändigtes weißes Haar leuchtete silbrig im Mondlicht, als er sich leicht verneigte. »Ich bitte aufrichtig um Verzeihung, Gebieterin.«
    »Göttin, wenn ich bitten darf«, bekräftigte Ileana und blickte unverfroren in sein bleiches, knochendürres Gesicht, das von Kindern so häufig als Schrecken erregend empfunden wurde. »Diese Mädchen dürfen niemals die Wahrheit über ihre Fähigkeiten erfahren. Trennt sie, Karsh. Stoßt sie weit auseinander, damit Thantos sie nie finden möge.«
    »Göttin! Lord Thantos ... « Karsh sprach von jenem, der so nahe daran gewesen war, sie aufzuspüren. »Herr über Würmer und Käfer ...«, zischte Ileana. »Und ungezügeltem Ehrgeiz.«
    »Dieser Mächtige ist erbärmlich.«
    »Wie bitte?« Karsh richtete sich jäh auf. »Ihr vergesst, dass auch ich ein Mächtiger bin.« Ileana seufzte ungehalten. »Wie könnte ich das vergessen? Euer Können ist groß, verehrter Meister«, sie lächelte und deutete eine Verbeugung an. »Doch Ihr wisst, anders als Ihr ist Thantos ein Aufrührer, ein Abtrünniger, der seine Kunst in den Dienst des Bösen stellt. Ich werde nicht zulassen, dass er diese edlen Kinder benutzt, um seinen eigenen Ehrgeiz zu nähren.«
    »Er ist immerhin ihr Onkel«, wandte Karsh ein. »Er hat ihren Vater getötet!«, schoss Ileana zurück. »Nun also, helft mir, ihnen die Amulette abzunehmen.« Sie reichte Karsh das ruhigere der Mädchen, Apolla, das die Kette mit der goldenen Halbsonne trug. »Bedenkt, große Hexe«
    »Göttin, Karsh.« Ileana seufzte, als sie das Halbmond-Amulett von Artemis' zartem Hals löste. »Aber die Kinder ... wie werden sie ohne ihren Schmuck erkennen, dass jede der anderen zweite Hälfte ist?«
    »Sie dürfen es nicht erfahren.« Ileana gab Karsh die Halbmond-Kette. Der bleiche Alte nahm sie entgegen und ließ den zierlichen Schmuck in seine Westentasche gleiten. Wenn der Zeitpunkt gekommen war, würde die rastlose junge Artemis ihn wieder tragen.
    Während Ileana versuchte, Artemis zu beruhigen, gab er nur vor, das Halbsonnen-Amulett ihres friedlichen Zwillings Apolla ebenfalls zu entfernen. Ileana sah auf. »Sie dürfen es niemals erfahren«, verkündete sie, während sie das strampelnde Kind wiegte.
    »Bedenkt ... Göttin«, versuchte es Karsh erneut. »Voneinander getrennt werden sie eines Tages vielleicht begabte, gebildete, selbst außergewöhnliche Vertreterinnen der Kunst sein, doch nur gemeinsam können sie ihre wahren Kräfte wecken.«
    »Gerade deshalb«, erwiderte Ileana. »Solange sie lediglich talentiert erscheinen, werden sie in Sicherheit sein. Doch wenn sie ihre wahre Stärke offenbaren, wird Thantos sie aufspüren und versuchen, mit Hilfe ihrer Kräfte Böses zu tun.«
    »Das werden sie niemals zulassen«, argumentierte Karsh. Mit einem Mal wirbelte Ileana herum, sodass ihr nachtblauer Umhang flatterte. »Dann wird er sie vernichten«, sagte sie.

Kapitel 2 - CAMRYN

     
    »Mach sie fertig!«
    Der Schrei von der Tribüne ließ Camryn Barnes, Stürmer-Ass des Fußball-Teams der Marble Bay Highschool, das Blut in den Adern stocken. Sieh nicht hin, sagte sie sich.
    Eine kastanienbraune Strähne hatte sich aus Cams Pferdeschwanz gelöst und haftete an ihrer erhitzten Wange. Mit einer heftigen Handbewegung strich sie die Haare zurück und zwang ihre Konzentration wieder auf den Ball. Zu viel stand auf dem Spiel in dieser finalen Begegnung des Jahres, ihres ersten an der Highschool. Und ihre Mannschaft, die Meteors, würde die Meisterschaft um jeden Preis gewinnen. Ganz egal, ob die Salem Wildcats, das härteste Team in der Liga, momentan mit einem Tor führten. Sich von irgendeiner kreischenden Irren auf der Tribüne aus dem Konzept bringen zu lassen, kam für Cam überhaupt nicht in die Tüte.
    »Hier drüben!«, rief sie zu ihrer besten Freundin Beth Fish hinüber und tänzelte ungeduldig von einem Bein auf das andere. »Ich stehe frei.«
    »Kannst du haben!«, brüllte Beth und mit ihren langen Beinen schoss sie den Ball seitwärts zu Cam. Mit
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