Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Finstere Propheziung

Finstere Propheziung

Titel: Finstere Propheziung
Autoren: H. B. Gilmour , Randi Reisfeld
Vom Netzwerk:
sie vor allen anderen zu wissen schien.
    Allerdings - von dem bleichen alten Mann hatte sie noch nie jemandem erzählt. Außer Beth natürlich. Cam hatte mit ihr gesprochen, als sie in der vierten Klasse gewesen waren - obschon ihr Dad es verboten hatte.
    Er trug sie an jenem Abend, als ihr der alte Mann erschienen war, zurück in ihr Zimmer und versicherte Cam, dass er ihr glaubte. Doch andere würden das vielleicht nicht, warnte er. Er hatte Recht. Nicht einmal Beth, schon damals ihre beste Freundin, hatte ihr die Geschichte abgekauft. »Bah, lass das, Camryn«, hatte sie gefordert und sich die Ohren zugehalten. »Das denkst du dir doch aus. Du willst mir einfach nur ein bisschen Angst machen.«
    »Alles in Ordnung?«, erkundigte sich Beth jetzt. »Mir ist nur ein bisschen schwindelig«, versicherte Cam. »Adrenalin-Schub.« Ihre Hand schmerzte. Sie bemerkte, dass sie ihre Finger mit aller Kraft um das Sonnen-Amulett an ihrer Kette geschlossen hatte.
     
    »Habt ihr die Gladstone wie eine Irre auf der Tribüne rumschreien hören?« Kristen zog ihr rotes Haargummi ab und befreite ihre schimmernde schwarze Mähne. »Gladstone, so wie Tonya?«, fragte Brianna - Bree - während sie zur Bank hinübergingen. »Das war ja wohl schwer zu überhören.«
    »War sie diejenige, die >Mach sie fertig< geschrien hat?!«, erkundigte sich Beth.
    »Wer sonst?«, erwiderte Bree und verdrehte die Augen. Das Mädchen, von dem sie sprachen, Tonya Gladstone, war eine Außenseiterin und ein Rätsel. Zwei Klassen über ihnen, war sie mitten im Halbjahr an ihre Schule gekommen. Seither, ein paar Monate waren inzwischen vergangen, war Tonya eine Einzelgängerin geblieben, obwohl sie der Fußballmannschaft beigetreten war. Das Einzige, was man so richtig von ihr wusste, war, dass sie megareiche Eltern hatte, die sich ständig auf ausgedehnten Reisen befanden, und das Einzige, was man von ihr bemerkte, war, dass sie täglich still und unauffällig in ihrer Bank saß. Heute hingegen stand sie mitten im Rampenlicht. Das war allerdings kein Wunder, denn sie saß direkt neben Marleigh Cooper, dem absoluten Teenager-Promi des Jahres. Tonya hatte es geschafft, Amerikas jüngst gekürte Pop-Prinzessin zu dieser Fußballmeisterschaft mitzubringen, und damit war es ihr so ziemlich gelungen, dem eigentlichen Spiel die Schau zu stehlen.
    Wie sie es jemals geschafft hatte, einen singenden Superstar wie Marleigh zu ihrem Highschool-Finale zu kriegen, war ein totales Mysterium. Die jugendliche Diva belegte mit ihrer Single momentan landesweit Platz eins der Hitlisten. Ihr wallendes blondes Haar und das makellose Lächeln ihrer vollen roten Lippen strahlte von den Titelblättern eines guten Dutzend TeenagerZeitschriften. Und dennoch war sie hier, thronte neben Tonya auf der Tribüne, die blauen Kulleraugen hinter einer modischen Rennfahrerbrille versteckt. »Was ist denn mit ihrem
    Bein passiert?«, fragte Beth und deutete zu den Zuschauerplätzen, wo eine Krücke neben Tonya an die Bank gelehnt war. »Ich wusste gar nicht, dass sie sich verletzt hat.«
    »Keine Ahnung.« Cam zuckte mit den Achseln. »Bis sie hier mit Marleigh auftauchte, bin ich einfach davon ausgegangen, dass ihr verstauchter Knöchel sie davor bewahren sollte, am Spiel teilzunehmen.« Sie senkte ihre Stimme zu einem Flüstern. »Bist du sicher, dass du nicht gehört hast, wie jemand >Fahre nicht< gesagt hat?«
    »Das kann nicht dein Ernst sein!«, beschwor Beth sie. »Tu mir das nicht an, Camryn. Ich hasse es, wenn du diese Tour abziehst.«
    »Ertappt!«, sagte Cam, als habe sie nur Spaß gemacht und die Frage nur gestellt, um Beth zu irritieren. Dann verbarg sie ihr Gesicht rasch in einem Handtuch, rieb sich den Schweiß von Wangen und Stirn.
    Sie kämpfte gegen einen Anfall von Panik. War sie verrückt, verlor sie den Verstand, sah Gespenster? Sie wünschte sich, dass die Antwort Ja sein möge. Das wäre leichter für sie zu ertragen als ein abgedrehter Freak zu sein, leichter als zu wissen, dass sie die Einzige war, die so etwas erlebte. »... und wir müssen unbedingt auch ein Bild mit dem Star unserer Mannschaft und meiner sehr guten Freundin Camryn Barnes machen.« Cam wirbelte herum. Begleitet von einem Fotografen, eine Krücke unter dem einen Arm und den anderen um Marleigh Coopers in wolliges Kaschmir gekleidete Schulter geschlungen, humpelte Tonya auf sie zu.
    »Cami, Süße, hü«, strahlte Tonya. »Darf ich dir Marleigh Cooper vorstellen? Ich habe ihr viel von dir erzählt.«
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher