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0109 - Verlies der Angst

0109 - Verlies der Angst

Titel: 0109 - Verlies der Angst
Autoren: Jason Dark
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Die beiden Lichtbahnen der Scheinwerfer fielen in sich zusammen und verlöschten.
    Dunkelheit!
    Allmählich kristallisierten sich die Geräusche des nächtlichen Waldes heraus.
    Da raschelte es im Unterholz, da schrie klagend ein Käuzchen, eine Eule flatterte heran und strich dicht über das Wagendach hinweg. In ihrem Schnabel hing eine Maus.
    Auch in deutschen Wäldern gibt es Raubtiere, die nachts ihre Beute schlagen.
    Das alles wußten die beiden Männer zwar, doch es interessierte sie nicht. Sie hatten andere Sorgen. Sie blieben erst einmal in ihrem Mercedes-Caravan sitzen und beobachteten den Trampelweg, der parallel zur Westgrenze des Waldes führte.
    Alles blieb ruhig. Kein Mensch ließ sich blicken. Kein Verfolger, kein Agent oder Polizist.
    Der Kerl auf dem Beifahrersitz lachte. »Sie haben es nicht gepackt, die verdammten Bullen. Und dabei wollten sie immer so schlau sein, so verflucht schlau!«
    Sein Kumpan nickte, schwieg jedoch. Er war nicht so optimistisch, er hatte seine Erfahrungen mit der Polizei gemacht. Zehn Jahre seines bisher 40jährigen Lebens hatte er schon hinter Gittern gesessen. Die Zeit war bestimmt nicht angenehm gewesen.
    »Wie lange sollen wir noch warten?« fragte der Mann auf dem Beifahrersitz. Er hieß Karl Wilden und trug eine dunkle Lederjacke, dessen Material bei jeder Bewegung knarrte.
    Bodo Blau hob die Schultern. »Keine Ahnung. Ich steige erst aus, wenn die Luft rein ist.«
    »Und woran merkst du das?« erkundigte sich Karl.
    »Ich rieche so etwas.«
    Karl Wilden griente. »Warst ja auch lange genug hinter Gittern.«
    »Genau, da merkt man, wer falsch spielt.«
    Die Minuten verstrichen. Wilden rauchte eine Zigarette. Bodo Blau achtete darauf, daß sein Kumpan die Zigarette in der hohlen Hand hielt, wenigstens deckte er die Glut ab.
    Bodo fragte sich, ob er mit Wilden überhaupt einen so guten Fang gemacht hatte. Karl galt in der Branche zwar als äußerst brutal und abgebrüht, aber er brauchte für dieses Geschäft auch Nerven. Wer auffiel, ging unter. Die Hintermänner waren so stark, daß sie Killerkommandos befehligten und Versager abschießen ließen.
    Im Waffengeschäft kannte man kein Pardon.
    »Was ist los?« fragte Wilden, der bemerkt hatte, daß er angesehen wurde.
    »Nichts.«
    Wilden stieß den Rauch gegen die Frontscheibe und grinste nur.
    »Du ärgerst dich wohl, daß du mich mitgenommen hast, wie?«
    »Unsinn.«
    »Doch, doch, das spüre ich. Aber ich habe dir vorher gesagt, Bodo, du bist der Boß.«
    »Dann ist es ja gut.« Bodo Blau öffnete die Tür. Kühle Luft drang in den Wagen.
    »Jetzt schon?« fragte Wilden.
    »Ja.«
    Die Männer verließen den Mercedes. Behutsam drückten sie die Wagentüren zu.
    Wilden überprüfte seine Waffe. Er hatte den schweren 45er Colt Revolver in einer Halfter am Gürtel stecken. Dort störte ihn das Gewicht nicht.
    Bodo Blau trug eine flache FN-Pistole. Er war nie so schnell mit der Hand an der Waffe, aber wenn er schoß, dann traf er auch.
    Meist tödlich.
    »Bleib du zurück«, sagte Bodo. In der Stille senkte auch er seine Stimme um einige Phon.
    Karl nickte.
    Der Trampelpfad am Waldrand bestand aus zwei Treckerspuren.
    Zwischen ihnen wuchs Gras. Es roch frisch in der Kühle der Nacht, und links des Wegs wuchs das Korn auf einem riesigen Feld seiner Reife entgegen.
    Karl Wilden schaukelte wie ein alter Elefant daher. Er war der typische Großstadtmensch, der mit der Natur nicht viel im Sinn hatte.
    Im Dschungel würde er eingehen, doch im Häuserdschungel von Frankfurt fühlte er sich wohl. Da hatte er sich seine ersten Sporen verdient und in Hamburg dann weitergemacht.
    Bodo Blau ging voraus. Sein Schritt war leichtfüßiger, und er hatte seine Augen überall. Als er stehenblieb, wäre Wilden fast gegen ihn gestolpert.
    »Gib doch acht, du Roß!« zischte Blau.
    Wilden knurrte nur.
    Bodo hob den Arm und schwenkte ihn nach rechts, wo der Wald als eine dunkle Wand stand.
    »Da müssen wir hinein.«
    »Wenn du das sagst.«
    »Reiß dich jetzt zusammen!« flüsterte Blau scharf. »Das hier ist kein Spaziergang. Schließlich bekommst du 5 000 Mark für deinen Job. Und das ist verdammt viel.«
    »Bei einem Überfall auf eine Sparkasse wäre mehr herausgekommen.«
    Bodo zeigte seine Zähne. »Sicher, aber dann hätten sie dich auch erwischt und eingelocht, bei deinem sprichwörtlichen Pech. Manchmal frage ich mich, warum ich dich überhaupt mitgenommen habe.«
    »Weil du keinen besseren Fachmann finden konntest.«
    Blau grinste.
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