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Finale Mosel

Finale Mosel

Titel: Finale Mosel
Autoren: Mischa Martini
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fragte Walde.
    Die Frau nickte stumm.
    »Wann?«
    »Am Montagabend.«
    Walde hob einen Henkel der Tüte leicht an und sah einen graublauen Laptop. »Wo sind die Speicherkarten?«
    »Ich habe nicht reingeguckt.« Die Frau schluchzte. »Das müssen Sie mir glauben.«
    Walde würde überprüfen lassen, ob die Fingerabdrücke nur von Gorzinsky stammten. Ohne zu fragen, wie viel Geld sie von Gorzinsky für diesen Dienst erhalten hatte, verließ er die Wohnung.
     
    Als Walde aus der Toreinfahrt auf die Straße trat, wandte er sich nach rechts in die Sichelstraße. Hinter ihm schlugen mehrere Autotüren zu. Er blickte sich um. Vier junge Männer waren ausgestiegen und kamen nun auf ihn zu. Walde blieb stehen und wartete ab. Mit wem hatte Martha vorhin telefoniert? Um irgendwas zu tun, schaute Walde auf seine Uhr. Die vier gingen an ihm vorbei. Er folgte ihnen Richtung Innenstadt. Wenn er die Tasche zum Präsidium brachte, käme er noch später nach Hause. Heute Nacht würde die Kriminaltechnik sowieso nichts mehr unternehmen.
    An den Parkplätzen an der Ecke zur Rindertanzstraße stauten sich die Wagen auf der Suche nach einem Parkplatz.
    Vom Domfreihof schallten dumpfe Klänge von Bass und Schlagzeug herüber. In der Glockenstraße waren immer noch mehr Leute zum Fest unterwegs, als ihm entgegen kamen. Es wurde immer enger, und dann ging überhaupt nichts mehr. Er hätte doch besser den Weg außen herum nehmen sollen, aber nun war er hier und reihte sich in die Schlange der Leute ein, die an der Einlasskontrolle vorbei mussten.
    »Haben Sie Flaschen in Ihrer Tasche?« Ein kräftiger, ganz in Schwarz gekleideter Mann sprach ihn an.
    »Nein, und auch sonst nichts, was Sie interessieren dürfte«, antwortete Walde.
    »Dann lassen Sie mich mal sehen«, beharrte der Mann.
    »Ich werde einen Teufel tun.« Walde las den Schriftzug SECURITY auf dem Rücken des ebenfalls ganz in Schwarz gekleideten Kollegen, der eben den Reißverschluss eines Rucksackes aufzog. Die junge Besitzerin schaute ihm geduldig zu.
    »Dann kann ich Ihnen leider nicht den Zutritt gestatten.«
    »Was soll das heißen?« Walde wurde von Leuten angerempelt, die sich an ihm vorbei Richtung Simeonstraße drängten.
    »Du bleibst draußen, basta!«
    Walde wollte dem Mann den Sprachduktus des Exkanzlers nicht verübeln, aber langsam reichte es ihm. Der Mann vor ihm versuchte eindeutig, sich durch Straffung des Oberkörpers einen Tick breiter zu präsentieren, als er schon war.
    »Mit welchem Recht wollen Sie mir verbieten, nach Hause zu gehen?« Walde versuchte sachlich zu bleiben.
    »Ich bin hier angestellt, um zu kontrollieren, dass keine Getränke in den Festbereich eingeschmuggelt werden.«
    »Sind Sie Zöllner?«
    »Wie bitte?«
    »Wenn Sie Schmuggel vermeiden wollen, dann müsste zum einen hier eine Grenze verlaufen und zum anderen müssten Sie ein Zöllner sein.«
    »Willst du blöd werden?« Sein Gegenüber schien so langsam die Contenance zu verlieren. Sein Kollege trat hinzu.
    »Meine Herren, ich möchte lediglich nach Hause!«
    »Das können Sie auch gerne, wenn Sie uns zeigen, was Sie da in Ihrer Tasche haben.« Der zweite Mann übernahm das Wort.
    »Ich habe Ihrem Kollegen bereits mitgeteilt, dass ich dazu nicht gewillt bin. Sie haben überhaupt kein Recht, mich davon abzuhalten, mich in meiner Stadt, ich betone, in meiner Stadt, nach Hause zu bewegen. Ich bitte Sie, mir augenblicklich den Weg freizugeben, sonst werde ich Sie wegen Nötigung in Tateinheit mit versuchter Freiheitsberaubung belangen lassen.«
    »So nicht, mein Freund!« Der Mann von vorhin ergriff wieder das Wort.
    »Lass ihn doch. Das ist uns doch viel zu blöd.« Sein Kollege trat zur Seite und wies Walde mit dem Arm, dass er die Sperre passieren durfte.
    Walde drehte den beiden erst nach ein paar Metern den Rücken zu und schaute sich zur Sicherheit einige Sekunden später wieder um, als er sich im Strom der Altstadtbesucher Richtung Porta Nigra bewegte. Es folgten ihm eine Menge Leute, aber die Hilfssheriffs waren nicht darunter.
    Was bildeten sich die Veranstalter überhaupt ein? Woher nahmen sie sich das Recht, Taschen zu kontrollieren? Woraus konnten Leute mit selbst gefertigten Uniformen mit dem Aufdruck SECURITY das Recht ableiten, hier Polizeigewalt auszuüben? Er nahm sich vor, sobald dafür Zeit war, der Sache nachzugehen, egal, was der Polizeipräsident darüber dachte. Beim Gehen schlug die Tüte gegen sein Bein. Die flache Form des Laptops war deutlich zu erkennen.
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