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Finale Mosel

Finale Mosel

Titel: Finale Mosel
Autoren: Mischa Martini
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leer. Er hörte ihr Atmen. »Alles okay?«
    »Klar. Ich bin nur vom Garten hochgelaufen.«
    »Ich war, nachdem ich Annika zum Kindergarten gebracht habe, zu Hause und hab’ Minka gefüttert«, sagte er.
    »Und wo bist du jetzt?«
    »Im Präsidium.«
    »Aber du bist doch noch krank geschrieben!«
    »Ich arbeite ja auch nicht«, er fuhr den Rechner wieder herunter. »Ich glaube, die Katze vermisst uns sehr.«
    »Kann ich mir vorstellen.«
    »Heute Morgen war jemand von der Schlosserei da. Das neue Metalltor wird so sicher wie ein Burgtor, das versprech’ ich dir.«
    »Das war unsere kleine Festung, emotional und auch real.« Sie schwieg, um nach einer Weile schwer atmend zu sagen: »Ich komme damit einfach nicht klar.«
    »Du weißt, dass es der Mann nicht auf uns abgesehen hatte. Er wollte nur den Laptop.«
    »Und wenn er die Tüte nicht auf dem Küchentisch gefunden hätte, wenn er in unser Schlafzimmer gekommen wäre … oder zu Annika..?«
    Meyer schaute zur Tür herein und schloss sie gleich wieder.
    »Du hast Recht, aber das habe ich alles nicht gewollt«, sagte Walde, »reden wir nachher darüber.«
     
    »Was macht der Kopf?«, fragte Meyer, als er nach einer Weile wieder in Waldes Büro kam.
    »Halb so schlimm.«
    »Und wie läuft’s zu Hause?«
    »Wir wohnen seit der Geschichte bei Freunden in Pfalzel.« Walde kratzte sich unterm Kinn, wo ein Pflaster die mit neun Stichen genähte Wunde bedeckte, die er sich beim Fallen auf die Holzterrasse zugezogen hatte. »Na ja, ich war ja auch im Krankenhaus, und Marie und Jo haben Doris mit Annika und Quintus bei sich aufgenommen. Aber jetzt will Doris noch immer nicht zurück.«
    »Lass ihr Zeit! Es dauert ja auch nicht mehr lange, bis euer Nachwuchs kommt.«
    »Wie läuft’s bei dir?« Walde wollte das Thema wechseln.
    »Nicht besonders, die beiden Typen, die wir am Wolfsberg aufgegriffen haben, mussten wir laufen lassen.« Meyer schob die Zigarette, die er reflexartig herausgezogen hatte, wieder ins Päckchen zurück. »Aber weißt du was, an diesem Aluteil, das du aus dem Kindergarten deiner Tochter mitgebracht hast, war ein fetter Daumenabdruck von einem der beiden Lümmel.«
    »Und jetzt?«, fragte Walde.
    »Ich habe die beiden für morgen vorgeladen.« Er grinste. »Die wissen noch nichts.«
     
    »Mit dir habe ich nicht gerechnet!«, Grabbe blickte überrascht auf, als Walde in sein Büro kam. »Du bist doch noch krank geschrieben?«
    »Ich wollte mir mal das Foto genauer ansehen.«
    »Schön, dass du wieder auf den Beinen bist.« Gabi umarmte ihn.
    An der Pinnwand hing das Foto in Postergröße, das Walde aus den Fernsehnachrichten, Zeitungen und dem Internet kannte. Auch in dieser Vergrößerung war die Person nicht eindeutig zu erkennen, die in Regenjacke und Kapuze hinter dem nach vorn taumelnden Tiefenbach stand. Walde ging näher heran, um die stark gepixelte Kontur des Gesichts zu erkunden.
    Gabi blieb an seiner Seite. »Körpergröße und das Profil der Nase sind eindeutig, meint Sattler. Und der Schampus wurde im Hotel vor ihre Tür gestellt. Den hatte Marion Tiefenbach schon am frühen Abend geordert.«
    »Gibt es eine Spur von ihr?«, fragte Walde.
    »Nein.«
    Grabbe hatte sich zu ihnen gesellt. »Mit diesem Foto verdient sich Gorzinsky dumm und dämlich. Soviel hätte er nie und nimmer von der Witwe erpressen können.«
    »Und was sagt Gorzinsky dazu?«
    »Er verweigert die Aussage. Das hat ihm sein allmählich wieder zu Bestform auflaufender Trierer Anwalt Niko Haupenberg geraten«, sagte Gabi. »Der ist seit einer Woche öfter in der JVA als in seiner Kanzlei zu finden. Allein die Klagen auf Verletzung des Copyrights gegen die Medien, die das Foto gebracht haben, ohne Tantiemen zu zahlen oder den Namen des Urhebers zu nennen«, Gabi deutete auf das Poster, »wird ihm seine klamme Kasse wieder füllen. Die Presseheinis wollten sich damit rausreden, das Foto wäre ein Fahndungsfoto von uns. Unser Foto ist ein hundsgewöhnliches Passbild, das die wenigsten veröffentlicht haben. Haupenberg achtet nun darauf, dass Gorzinsky ausreichend medizinisch betreut wird«, fuhr sie fort. »Er bekommt während der U-Haft feinste Diät von einem Nobelrestaurant geliefert. Und genug Geld zum Einkaufen und für Drogen sicher auch. Die gibt’s immer noch reichlich im Knast.«
    »Die Frage ist, ob der Anwalt ihn vor Gericht raushauen kann«, sagte Walde.
    »Auf keinen Fall. Wir haben Erpressung, Einbruch und gefährliche Körperverletzung. Bei seinen Vorstrafen
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