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Finale Mosel

Finale Mosel

Titel: Finale Mosel
Autoren: Mischa Martini
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wo im Fernseher eine Sendung ohne Ton lief. Der Mann bot ihm einen flaschengrünen Sessel an, der neben dem farblich passenden Sofa stand. Auf dem niedrigen Holztisch lag eine Brille über einer aufgeschlagenen Fernsehzeitung. Daneben standen zwei Gläser und eine Pet-Flasche. Eine zierliche Frau kam mit schnellen, kurzen Schritten herein. Ihre langen dunklen Haare schienen frisch gewaschen und noch nicht ganz trocken zu sein.
    Walde stand auf und gab ihr die Hand. »Wie ich Ihrem Mann schon sagte, hätte ich mit Ihnen gerne über Andreas Gorzinsky gesprochen.«
    »Ja, was ist mit ihm?« Sie schaute ihn kurz an. »Nehmen Sie doch wieder Platz.« Bei ihr war der Akzent nicht so ausgeprägt wie bei ihrem Mann.
    »Danke.«
    »Trinken Sie einen Saft?« Sie zeigte auf die Flasche auf dem Tisch. Es war dieselbe Sorte, die Walde zu Hause trank. Er nickte. Martha nahm ein Glas aus der Vitrine, in der buntes Porzellan stand.
    Sie schenkte Walde ein, dann ihrem Mann und sich. Schließlich nahm sie neben ihrem Mann auf der Kante des Sofas Platz.
    Der Saft war, wie vermutet, zimmer warm. »Wie gesagt, es geht um Andreas Gorzinsky. Sie haben ihn in der Pension Maas aufgefunden.«
    »Da arbeite ich.«
    »Ja, das ist mir bekannt. Ich wollte wissen, ob Ihnen vielleicht etwas im Zimmer von Herrn Gorzinsky aufgefallen ist?«
    »Nicht mehr, als ich Ihrer Kollegin erzählt habe.«
    »Und was haben Sie bei ihm im Krankenhaus gemacht?«
    Sie schaute hastig zu ihrem Mann und wandte sich wieder Walde zu. »Ich habe ihm ein paar Sachen aus seinem Zimmer gebracht.«
    »Und was?« Walde sah, dass Martha leicht errötete.
    »Seinen Toilettenbeutel, Handy …«
    »Seine Medikamente«, sagte Walde. »Ich weiß nicht, was in seinem Toilettenbeutel war. Ich denke Rasierzeug und so.«
    »Ich habe nur die Sachen aus seinem Bad hineingetan und nicht geschaut, was schon drin war.«
    »Kennen Sie Herrn Gorzinsky näher?«
    »Wie kommen Sie denn darauf?« Wieder sah sie zu ihrem Mann hinüber.
    »Wie kommt es, dass Sie, als Sie ihn fanden, angenommen haben, er wäre tot.«
    »Er sah so aus.«
    »Haben Sie seinen Puls gefühlt?«
    »Ich wollte ihn nicht anfassen. Ich dachte, er wäre tot.«
    »Und Sie haben nicht zufällig den Laptop und die Speicherkarten an sich genommen?«
    »Ich bin doch keine Diebin«, empörte sich Martha.
    Ihr Mann sagte etwas in einer Sprache, von der Walde keine Silbe verstand. Wahrscheinlich war es Rumänisch.
    Sie antwortete knapp in ebenso empörtem Ton wie gegenüber Walde.
    »Darf ich wissen, was Sie gerade miteinander gesprochen haben?«, fragte Walde.
    »Es war etwas Privates«, wich sie aus.
    Walde spürte, dass er in die Offensive gehen konnte. »Kann es sein, dass Sie vielleicht Herrn Gorzinsky den ein oder anderen Gefallen getan haben? Zum Beispiel etwas für ihn aufzubewahren?«
    Sie setzte sich auf und nahm eine kerzengerade Haltung ein. »Was meinen Sie?«
    »Frau Timar. Ich ermittele in einem Mordfall. Was für Sie eine Gefälligkeit bedeutet, kann Ihnen große Schwierigkeiten einbringen. Da wird aus ein paar Hundert Euro extra, oder was er Ihnen bezahlt hat, leicht ein Verbrechen. Das kann in diesem Fall von Vortäuschung einer Straftat bis Beihilfe zu Mord reichen.«
    Der Mann sagte wieder etwas in seiner Sprache. Sein Ton klang bestimmend.
    »Ich hab doch nichts mit Mord zu tun!« Martha schien den Tränen nahe zu sein.
    »Ich kann Ihnen nur raten, sich nicht weiter da hineinziehen zu lassen, als es schon geschehen ist. Ich vermute, dass Sie sich der Tragweite Ihres Handelns nicht bewusst waren, und ich werde der Letzte sein, der Ihnen Schwierigkeiten macht oder nicht hilft, aus der Situation wieder herauszukommen.« Walde durfte nicht locker lassen, obwohl er im Dunkeln stocherte. »Es geht um Mord«, wiederholte er. »Falls Sie etwas zu verbergen haben, werden wir es herausfinden.« Er schwieg, um den beiden Zeit zu lassen, über das nachzudenken, was er gesagt hatte. »Wenn Sie miteinander sprechen wollen, lasse ich Sie gerne ein paar Minuten allein.«
    Marthas Mann sagte wieder etwas auf Rumänisch, was für Walde wie eine Beschimpfung klang. Marthas Entgegnung hörte sich nicht minder freundlich an.
    Der Mann sprang unvermittelt auf und stürmte aus dem Raum, wobei er die Tür offen ließ. Walde beobachtete, wie die Tränen über die Wangen der Frau liefen. Teodor Timar kam zurück, legte unsanft eine weiße Plastiktüte auf den Tisch und ging wortlos wieder hinaus.
    »Hat Gorzinsky Ihnen das gegeben?«,
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