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The American Monstershow in Germany

The American Monstershow in Germany

Titel: The American Monstershow in Germany
Autoren: David Pawn
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Mach nicht die Tür auf
    Es war ein ganz gewöhnlicher Samstagvormittag. Der Juli war gerade zwei Tage alt. Eine unerträgliche Hitze brütete seit einer Woche über der Stadt. Alle bereiteten sich auf einen Nachmittag im Freibad oder an einem See vor, obwohl die schwüle Luft deutlich ein Gewitter ankündigte.
    Auch bei den Gravenbruchs herrschte rege Betriebsamkeit. Papa Gravenbruch, der eigentlich Hans-Peter hieß, saß mit der zweijährigen Inka am Küchentisch und versuchte, ihr beizubringen, dass man außer Schokolade auch ab und an etwas Solideres zu sich nehmen muss. Inka wehrte sich tapfer gegen Kartoffelbrei und Fischfilet.
    Mama Gravenbruch, von ihrem Gatten Steffi genannt, war mit Wäsche waschen und Betten machen beschäftigt. Außerdem suchte sie verbissen den neuen Bikini, der als Versandhaussendung erst kürzlich eingetroffen und dann sofort verschwunden war.
    Milan Gravenbruch hatte sich in sein Kinderzimmer zurückgezogen, um dort eine Stadt mit Tierpark und Rummelplatz zu errichten, eine Sache, die den gesamten Kinderzimmerfußboden beanspruchen würde. Seine Eltern würden helle Begeisterungsrufe ausstoßen.
    Milan freute sich bereits auf den Nachmittag. Der Opa wollte sie alle mit dem Auto abholen. Ein gemeinsamer Ausflug zu einem nahegelegenen Badesee war fest eingeplant. Es war daher kein Wunder, dass Milan das Klingeln an der Wohnungstür als erster hörte. Er war sicher, dies würde der Opa sein.
    Steffi Gravenbruch wunderte sich. Sie erwartete ihren Vater erst nach dem Mitta gessen. Als sie die Tür des Schlafzimmers öffnete, hatte ihr Sohn die Wohnungstür schon erreicht.
    Man hatte Milan fest eingeschärft, dass er die Wohnungstür niemals öffnen sollte, ohne vorher gefragt zu haben, wer draußen war. Man hatte ihn belehrt, und bisher hatte er sich immer an das Gebot gehalten. Doch diesmal lag die Sache anders. Milan war sich der Tatsache, den Opa vor der Tür vorzufinden, so gewiss, dass er ohne jedes Zögern die Klinke niederdrückte.
    Als Steffi Gravenbruch ihren fünfjährigen Jungen nach der Türklinke greifen sah, rief sie: „Warte, erst fragen, wer draußen ist.“ Aber es war zu spät, die Tür war bereits geöffnet.
    Es war nicht der Opa der Gravenbruchs. Es war kein Postbote mit einem Tel egramm. Aber auch kein Kindesentführer und Frauenschänder stand vor der Tür. Natürlich war es auch kein Vertreter für Versicherungen oder anderen Firlefanz.
    Just in dem Moment, als ihr großer Bruder die Wohnungstür öffnete, begann Inka in der Küche laut und mit deutlichen Zeichen der Angst zu schreien. Vielleicht war es Zufall, vielleicht ein Beweis dafür, dass Babys und Kleinkinder noch über ein gewisses Maß an Urinstinkt verfügen, der den Erwachsenen langsam verlorengeht.
    Wer stand nun aber vor der Tür? Dies ist eine gute Frage, allerdings ist sie falsch gestellt. Richtiger wäre zu fragen: Was stand eigentlich vor der Tür?
    Kaum hatte Milan die Klinke niedergesenkt, da wurde von außen gegen die Tür gedrückt, und in den sich öffnenden Spalt zwischen Tür und Rahmen schob sich eine schwarze, gallertige Masse, die mehrere Tentakel ausstülpte.
    Milan hörte den kreischenden Aufschrei seiner Mutter und wich sofort mehrere Schritte von der Tür zurück. Gleichzeitig brach auch er in verzweifeltes Wehgeschrei aus, ohne dass er recht wusste, warum, denn er achtete auf seine Mutter, nicht aber auf die Tür, die zeitlupenartig weiter geöffnet wurde.
    Milan lief zu seiner Mutter, die in einer instinktiven Geste des Schutzgebens die Arme weit geöffnet hatte. Erst als er sich an ihre Brust presste, wandte der Junge den Kopf. Dann schrie er so laut, dass seine Mutter glaubte, die Trommelfelle würden ihr platzen.
    Milan war kein Feigling. Mit seinen fünf Jahren glaubte er durchaus, es mit den meisten Menschen und auch mit wilden Tieren aufnehmen zu können. Im Zoo wollte er am liebsten zu den Löwen in den Käfig steigen. Jedenfalls behauptete er es immer. Was da im Türrahmen waberte, war aber kein Mensch und kein Tier. Es war zumindest kein Tier, das Milan oder sonst irgendjemand aus der Familie Gravenbruch kannte. Es war ein Wesen von etwa zwei Metern Höhe und erinnerte in groben Umrissen an eine Regentonne. Es war pechschwarz und hatte offensichtlich die Konsistenz einer Qualle. Vielleicht war es eine gigantische, pechschwarze Amöbe.
    Immer neue Ausstülpungen schoben sich aus seinem Körper. Zumeist waren es kolbenförmige Auswüchse. Aber es bildeten sich auch blasige
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