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Vorerst gescheitert – Wie Karl-Theodor zu Guttenberg seinen Fall und seine Zukunft sieht

Vorerst gescheitert – Wie Karl-Theodor zu Guttenberg seinen Fall und seine Zukunft sieht

Titel: Vorerst gescheitert – Wie Karl-Theodor zu Guttenberg seinen Fall und seine Zukunft sieht
Autoren: Karl-Theodor zu Giovanni; Guttenberg di Lorenzo
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|7| Vorwort
    Karl-Theodor zu Guttenberg sagt, er habe sich wenigstens seinen Abschied aus Deutschland etwas unauffälliger gewünscht. Es war ein Augusttag am Flughafen Tegel, vor dem Schalter von Air Berlin. Seine Frau war schon nach Amerika geflogen, nun wollte der Rest der Familie nachkommen, von New York aus weiter nach Connecticut fahren, wo das Ehepaar Guttenberg mit seinen beiden Töchtern mittlerweile schon seit einem Vierteljahr lebt. Das Problem waren zwei Hunde, einer davon eine mehr als 60   Kilo schwere Dogge. Guttenberg, nur notdürftig durch eine Baseballmütze getarnt, versuchte, die Tiere in die für den Flug vorgeschriebenen Käfige zu bugsieren, aber die Hunde dachten nicht daran, sich auch nur einen Schritt in diese Richtung zu bewegen.
    Inzwischen hatte sich, wie bei einem Boxkampf, eine stattliche Menge von Schaulustigen um ihn, seine beiden Töchter und die Hunde herum gruppiert, der ehemalige Bundesminister war längst erkannt worden. Guttenberg hatte ein Beruhigungsmittel dabei, aber er traute sich vor so vielen Menschen, die schon eifrig fotografierten, nicht, es den Hunden zu verabreichen. Er habe, sagt er, in diesem Moment nur eins gedacht: »Das ist die einzige Schlagzeile, die uns noch fehlt: Guttenberg schläfert seine Hunde ein.«
    Also fragte er in die Runde, ob es geboten sei, das Mittel einzusetzen. »Mach’ mal«, kam es von einem Zuschauer zurück. In der Aufregung, sagt Guttenberg, |8| habe er es mit der Dosierung wohl übertrieben, die Dogge jedenfalls lag wie vom Schlag gerührt auf dem Boden und bewegte keine Pfote mehr. Zu dritt schoben sie dann die Hunde in die Käfige, wobei die Töchter dem Vater immer wieder zuraunten, wie peinlich diese Situation doch sei.
    Diese Anekdote erzählte Karl-Theodor zu Guttenberg am dritten Tag unseres Interview-Marathons, der in der zweiten Oktoberhälfte in einem Londoner Hotel stattfand. Es war der einzige heitere Exkurs, und die Geschichte kam ihm auch erst über die Lippen, als wir schon auf dem Rückweg zum Flughafen Heathrow waren. Guttenberg hatte keine einzige inhaltliche Bedingung für das Gespräch gestellt (das notwendigerweise auch ein Streitgespräch geworden ist), aber er hatte mit Sicherheit unterschätzt, was es für ihn bedeuten würde, den Skandal um seine Dissertation, dazu noch den märchenhaften Aufstieg, der ihm vorausging, in allen Details noch einmal aufleben zu lassen. Man merkte das am Gesprächsfluss, der immer wieder stockte und neu belebt werden musste. Guttenberg sieht heute auch anders aus als zu Beginn dieses Jahres, als er noch Bundesverteidigungsminister war. Er trägt keine Brille mehr, vor allem aber wirkt er älter; in sein Gesicht hat sich ein harter Zug eingegraben.
    Wiederholt äußerte er am Rande der Gespräche, ein paar Mal auch während des Interviews, dass er »gezeichnet«, ja sogar ein wenig »traumatisiert« sei. Um gleich wieder die Angst zu äußern, dass man ihm dies als larmoyant auslegen oder ihm gar vorwerfen könnte, er würde die in seinen Augen ungleich schlimmere Traumatisierung, die Bundeswehrsoldaten bei ihrem Einsatz in Afghanistan erfahren hätten, relativieren. Er weiß, |9| dass er jetzt kein Mitleid zu erwarten hat: Zu eklatant war sein Verstoß gegen die Gebote wissenschaftlicher Arbeit, zu verheerend der Umgang mit der Affäre, zu groß die Enttäuschung über ihn, auch in Kreisen, die ihn bis dahin bewundert hatten.
    Guttenbergs erstes öffentliches Bekenntnis seit seinem Rücktritt am 1.   März ist ein Versuch geworden, das Unbegreifliche an seiner Doktorarbeit besser fassbar zu machen. Es ist eine Reflexion seiner persönlichen und politischen Entwicklung, zu der auch jenseits der Dissertation einiges gehört, was bis heute Fragen aufwirft. Es ist aber auch das Zeugnis eines Mannes, der zu den größten politischen Talenten in Deutschland zählt und der nie aufgehört hat, ein homo politicus zu sein. Es ist unmöglich, dieses Interview so zu lesen, als wolle sich Guttenberg in Zukunft nicht mehr in die Politik einmischen. In welcher Form und wann genau er das tun wird, lässt er noch offen.
    Kein Zweiter polarisiert inzwischen so sehr wie Guttenberg, in den Medien überwiegt deutlich die Ablehnung. Doch wer beobachtet hat, wie Deutsche sogar in London spontan auf ihn reagieren, kann gar nicht umhin festzuhalten, dass viele an seinem Werdegang Anteil nehmen und sich offenbar noch einiges von ihm versprechen.
    Wer also die Rückkehr des Karl-Theodor zu Guttenberg auf die
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