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FIDER (German Edition)

FIDER (German Edition)

Titel: FIDER (German Edition)
Autoren: Niels Peter Henning
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setzen. Selbst die Lenkung arbeitet einwandfrei und lässt das Fahrzeug auf dem engen Feldweg herumschwenken. Nur mit dem Anhalten will es nicht recht funktionieren.
    Petursson presst noch ein »Vorsicht!« zwischen seinen Zähnen hervor. Da nn kracht das Heck des Zwo-Vierers auch schon gegen eine der Baumruinen am Wegesrand.
    »Mist«, flucht Klahn. »Mist, Mist, Mist. Den habe ich nicht gesehen.«
    »Schon gut.« Petursson schüttelt seinen Kopf und winkt ab.
    »Mist, verdammter. War nicht zu sehen, di eser scheiß Baum.«
    »Klahn, kriegen Sie sich wieder ein!« Petursson hebt seine Stimme. »Wir haben das Ding ohnehin gründlich in den Sand gesetzt, da macht der Rempler auch nichts mehr aus. Und jetzt legen Sie den Vorwärtsgang ein, wenden Sie die Karre und fahren Sie uns an diese Straßensperre heran. Ausführung!«
    Klahn verzichtet auf eine Bestätigung des Befehls. Stattdessen rüttelt er am Schalthebel, bis er einen der Vorwärtsgänge trifft. Das Getriebe schreit ihn dabei aus vollem Halse an. Beim Anfahren voll führt das Fahrzeug einen Sprung nach vorne, beinahe bis auf die andere Seite des Weges. Klahn kurbelt verzweifelt am Lenkrad, um den Zwo-Vierer wieder auf Kurs zu bringen. Im gleichen Augenblick verabschiedet sich die Heckklappe des Fahrzeuges – und mit ihr der dicke Sperling, der von der Ladefläche kugelt und in den von den Reifen aufgewühlten Schlamm klatscht. Dabei ruft Sperling: »Hossa!«
     
    Bild im Bild: Spezialist a. D. Sperling:
     
    »Ach du Scheiße, daran kann ich mich überhaupt nicht erinnern (lacht).«
     
    Klahn wirft Petursson einen Blick zu. »Ich glaube, wir haben gerade den Sperling verloren.«
    Petursson zuckt lediglich mit den Schultern. Dann weist er mit seiner rechten Hand nach vorne, wie ein Fahrlehrer, der einen besonders begriffsstutzigen Schüler ein weist. »Rückwärtsgang, Kupplung langsam kommen lassen und dann vorsichtig an die Straßensperre heranfahren.«
    Nach einem weiteren Aufschrei des Getriebes und einem zweiten mörderischen Ruck gelingt es Klahn tatsächlich, das Fahrzeug an die Straßensperre her an zu manövrieren. Petursson springt aus dem Führerhaus, läuft zum Heck des Zwo-Vierers und klettert auf die Ladefläche. Dort öffnet er die Werkzeugkiste des Fahrzeuges – und zögert. Leutnant Pojda, der das Geschehen bis hierher minutiös kommentiert hat (wobei Sperling keine Erwähnung fand), gerät ins Stocken, als Petursson sich nicht mehr rührt.
    Schließlich gibt sich Petursson einen Ruck, marschiert zum Führerhaus zurück und öffnet die Beifahrertür.
    »Das Abschleppseil, Klahn.«
    Der Fahrer zuckt mit den Schu ltern. »Abschleppseil?«
    Petursson beißt die Zähne zusammen, als wolle er seinen eigenen Unterkiefer verspeisen. »Experte Klahn, wo ist das Abschleppseil? In jede Werkzeugkiste gehört ein Abschleppseil. Wo ist das verdammte Ding?«
    Klahn zuckt noch einmal mit den Schultern.
    Petursson wartet noch einen Augenblick ab. Als keine Antwort von Klahn kommt, hakt er nach: »Wann haben Sie die Werkzeugkiste zum letzten Mal kontrolliert?«
    Klahn starrt ihn nur an.
    »Lassen Sie mich raten: Sie haben mit dem Seil ein Tausch geschäft gemacht. Vermutlich ging es um Schnaps. Liege ich damit richtig?«
    »Nicht ganz«, sagt Klahn leise. »Aber verdammt nah dran.«
    Petursson wendet sich kurz ab und streicht sich mit beiden Händen über das Gesicht – eine Geste der Resignation, mit der er die Tarnfarbe in seinem Gesicht verschmiert. Dann wendet er sich wieder dem Führerhaus zu.
    »Also gut. Dritter Gang, Vollgas und Kupplung springen lassen.«
    Klahn reißt die Augen auf. »Was?«
    »Das ist unsere einzige Chance, wenn wir uns nicht noch brutaler b lamieren wollen. Dritter Gang, Vollgas und Kupplung springen lassen. Ausführung, Experte Klahn!«
    »Aber das bringt …«
    »Ich weiß, was das bringt. Und ich übernehme die volle Verantwortung. Also reden Sie nicht, sondern tun Sie es! Jetzt! Das ist ein Befehl!«
    Klahn zuckt noch einmal mit den Schultern. Dann tritt er die Kupplung durch und hantiert mit dem Schalthebel. Eine Sekunde später brüllt der Motor des Zwo-Vierers plötzlich auf und speit eine schwarze Wolke aus seinem Auspuffrohr gen Himmel. Dann vollführ t der Zwo-Vierer einen Satz nach vorne und beendet sein eigenes Leben mit einem Donnerschlag, gegen den der Blitzknallsatz wie ein Zündplättchen wirkt. Im nächsten Augenblick senkt sich Stille über den Wald.
    Petursson läuft zum Zwo-Vierer und lässt sich auf die
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