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FIDER (German Edition)

FIDER (German Edition)

Titel: FIDER (German Edition)
Autoren: Niels Peter Henning
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Knie nieder, um unter das Fahrzeug zu spähen. Dort plätschert eine Flüssigkeit – Öl, der Farbe nach zu urteilen – auf den Waldboden. Petursson steht auf und nickt zufrieden. Dann geht er um den Zwo-Vierer herum und marschiert schnurstracks zu Leutnant Pojda. Dieser hält noch immer sein Megaphon im Anschlag. Als Petursson in einigen Metern Entfernung stoppt, lässt Pojda die Flüstertüte endlich sinken. Dann sieht er Petursson erwartungsvoll an. Dieser erwidert Pojdas Blick mit einem verlegenen Grinsen und zuckt lediglich mit den Schultern.
    »Herr Leutnant, also … das war's leider für den Zwo-Vierer.«
    Mehr gibt es offenbar nicht zu sagen. Petursson nimmt kurz Haltung an. Dann wendet er sich ab und geht zum Fahrzeug zurück. Pojda benötigt noch einige Sekunden, um das Szenario zu verdauen. Seine Gesichtsfarbe verabschiedet sich dabei nahezu vollständig, während seine Schweißdrüsen auf Hochtouren arbeiteten. Schließlich gibt sich Pojda einen Ruck und wendet sich zu den Stabsoffizieren um.
    »Tja, meine Herren« , quäkt er in seine Flüstertüte, »da hat uns die Technik offenbar einen weiteren Streich gespielt.«
    Viel weiter kommt er nicht, denn die Stabsoffiziere krümmen sich bereits vor Lachen.
    »Was für ein Schlamassel. Ich nehme an, das war es für Peturssons Offizierskarriere.« Hauptmann Glowna wendet sich von der Szenerie ab und wirft dem Zivilisten einen Blick zu. Dabei weist er mit einem Wurstfinger auf die Kamera. »Sie werden diesen ganzen Mist doch hoffentlich löschen, oder?«
    »Weswegen sollte ich das tun? «
    Glowna wirft seine Arme in die Luft. »Weil das eine absolute Katastrophe war. Was wollen Sie mit diesem Quatsch anfangen? Wollen Sie eine Militärklamotte produzieren?«
    »Aber nicht doch. Es kommt immer auf die Art der Präsentation an. Natürlich könnten wir diese kleine Episode wie eine Militärklamotte aufziehen. Stellen Sie sich dieses Herumgehampel mit einem leichten Zeitraffer und lustiger Musik vor.«
    Glowna zieht seine Augenbrauen in die Höhe. »Was für ein Raffer?«
    »Ist nicht wichtig. Nur eine technische Spielerei. Außerdem würden wir uns wegen einer Militärklamotte ganz sicher nicht hierher bemühen, sondern ein paar Komiker wie Anna Wigbert und Harry Wimmer engagieren. Nein, die Geschichte, die hier gerade passiert ist, sollte man nicht als Klamotte sehen, sondern als Tragödie: Der Kampf eines Menschen auf verlorenem Posten. Da gibt sich ein Mann alle Mühe, ein vorbildlicher Soldat zu sein, doch das Material macht ihm einen Strich durch die Rechnung. Dennoch versucht er alles, um seine Befehle auszuführen. Ich würde es vorziehen, die Situation auf diese Weise zu sehen.«
    Glowna denkt einige Sekunden lang auf den Worten des Zivilisten herum. Dann macht sich so etwas wie Hoffnung auf seinen Gesichtszügen breit. »Dann bedeutet das, Petursson ist für Sie noch nicht aus dem Rennen?«
    Der Zivilist lässt die Kamera sinken. Nur der Waldboden ist noch zu sehen, doch die Aufnahme läuft weiter. »Ganz und gar nicht. Im Gegenteil: Ich glaube, dieser Petursson könnte bei uns richtig groß herauskommen. Um es mit Ihren Wort en zu sagen: Das Rennen hat noch gar nicht richtig begonnen.«

»Es war damals schon ein Albtraum, diese Aufnahmen zu bearbeiten. Diese Kamera war zwar mit dem besten Richtmikrofon bestückt, das man seinerzeit für Geld kaufen konnte, doch Vieth war im Grunde ein Amateurfilmer. Am Ende waren wir froh, dass wir sämtliche Gespräche wenigstens halbwegs verständlich herausfiltern konnten.
    Von Petursson waren wir allerdings fasziniert. Klar, er fiel schon alleine durch seine Körpergröße auf. Aber er schien auch der einzige in der Truppe zu sein, der die ganze Sache zumindest einigermaßen ernst nahm. Alle anderen hatten keine Lust oder waren besoffen.
    Ja, ich kann schon verstehen, weswegen Vieth ihn unbedingt dabei haben wollte. Doch wenn ich heute daran denke, wie d ie Geschichte letztendlich ausging, dann hätten wir diesen Petursson zum Teufel schicken sollen. Ach, was rede ich da? Wir hätten das ganze Projekt zum Teufel schicken sollen!«
     
    Sigmar Björnssen
    Ton

Szene 3: Vorsingen
     
    Spielszene. Stabsunterführer a. D. Wiegel verkörpert sich selbst, Unterführer Petursson wird von einem Darsteller verkörpert.
     
    »Wofür machst du den Scheiß?«
    Wiegel lehnt am Türrahmen, raucht eine Zigarette und sieht Petursson zu, der seine Stiefel poliert.
    »Vorsingen beim Chef«, sagt Petursson, ohne von seiner Arbeit
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