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FIDER (German Edition)

FIDER (German Edition)

Titel: FIDER (German Edition)
Autoren: Niels Peter Henning
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Tag überhaupt passiert ist.«
     
    Petursson fasst gerade wieder festen Stand, als aus seinem Funkgerät eine Stimme kreischt. Petursson löst den Trageriemen des Funkgeräts, reguliert die Lautstärke, spricht einige Worte in das Mikrofon und hält das Gerät dann an sein Ohr, als handele es sich um einen Telefonhörer. Einen Telefonhörer von der Größe eines Schuhkartons.
    Die schwarz-grüne Tarnfarbe verleiht Peturssons Gesicht bereits ein finsteres Aussehen, doch als er den Worten aus dem Funkgerät lauscht , scheint sich seine Miene noch weiter zu verdunkeln. Schließlich bellt er ein »Verstanden, Ende!« in das Mikrofon. Dann versetzt er dem Dach des Führerhauses einen wütenden Schlag mit der Handfläche. Er sieht sich kurz um, zuckt mit den Schultern und beugt sich zu einem der Soldaten auf der Ladefläche.
    »Wendtland, wir haben ein Problem.«
    Spezialist Wendtland, der erste Schütze der Gruppe, schaut zu Petursson auf.
    »Meldung von Wiegel«, fährt Petursson fort. »Der Kran hat den Geist aufgegeben.«
     
    Bild im Bild : Spezialist a. D. Wendtland.
     
    »Der Kran hatte uns vor der Vorführung einiges Kopfzerbrechen gemacht. Die Hydraulik war ziemlich marode. Wir haben versucht, alles soweit abzudichten, um wenigstens die Verladeübung sauber über die Bühne zu bringen. Dann hat unser Unterführer aber Nachricht bekommen, die Seilwinde sei verreckt. Da war natürlich nichts mehr zu machen.«
     
    »Wir müssen improvisieren«, sagt Petursson. »Die Lamettaträger wollen Action sehen. Wenn wir schon keine Verladeübung präsentieren können, dann müssen wir einen Ersatz bieten. Also bergen wir einen Verwundeten. Sperling wird abgeschossen und die Gruppe verfrachtet ihn unter Gefechtsbedingungen auf die Ladefläche. Sonderlich viel kann Sperling mit dem Maschinengewehr sowieso nicht anfangen. Wir haben das Ding gestern Abend in der Waffenkammer aus den Teilen von mindestens fünf MGs zusammengebaut, damit überhaupt etwas funktioniert. Die Knarre macht vielleicht einen oder zwei Feuerstöße mit, dann dürfte Schluss sein. Wenn Sperling dann erschossen wird, kann er wenigstens noch etwas zur Vorführung beitragen. Andernfalls steht er nur blöde im Drehkranz herum und tut überhaupt nichts.«
    Petursson will sich schon wieder abwenden, als Wendtland noch einmal nachsetzt. »Herr Unterführer, bedeutet das, wir s ollen den Sperling aus dem Führerhaus zerren und auf die Ladefläche wuchten?«
    »Präzise.« Petursson nickt.
    »Sie wissen aber schon, dass der Sperling ziemlich fett ist, oder?«
    Petursson nickt erneut. »Exakt. Aber Sie wollen mir doch hoffentlich nicht erzähle n, vier Soldaten seien nicht in der Lage, einen verwundeten Kameraden zu bergen, oder? Was wäre denn, wenn Sie selbst im Ernstfall einen Treffer kassierten? Sollen Ihre Kameraden Sie dann liegen lassen? Also, keine Diskussionen jetzt. Wir haben keine Zeit mehr. Sie haben Ihre Befehle, also sehen Sie zu, dass Sie Ihre Kameraden informieren und die Sache auf die Reihe kriegen.«
    Wendtland sagt noch etwas, doch Petursson ignoriert es. Stattdessen richtet er sich wieder auf und ruft den MG-Schützen an.
    »Sperling!«
    Keine Reaktion.
    »Spezialist Sperling!«
    Noch immer nichts.
    Erst als Petursson gegen Sperlings Helm klopft, fährt der MG-Schütze herum. Dabei wischt sein Blick an Petursson vorbei, dann wieder zurück und noch einmal vorbei, bevor sich Sperlings Augenstellung auf die Blickrichtung seines Kopfes einstellt. Auf Gesichtstarnung hat Sperling weitgehend verzichtet. Zwischenzeitlich haben sich jedoch genügend Zweige und Blätter im Tarnnetz seines Helms verfangen, um als Tarnung durchgehen zu können.
    »Programmände rung«, sagt Petursson und erhebt seine Stimme gerade weit genug, um das Dröhnen des Zwo-Vierers zu übertönen. Sperling schaut Petursson nur an. Im Blick des MG-Schützen herrscht eine Leere, die ohne weiteres mit dem Vakuum des Weltraums konkurrieren könnte. Dazu schüttelt Sperling noch seinen Kopf, um Unverständnis auszudrücken. Dann grinst er und deutet mit beiden Händen auf seine Ohren. Alkohol macht offenbar taub.
    »Neue Befehle für Sie«, brüllt Petursson ihm mitten ins Gesicht. Diesmal zieht Sperling die Augenbrauen hoch und nickt. Petursson fährt fort: »Sie werden erschossen.«
    Grinsen und Kopfschütteln.
    »Sie werden erschossen«, versucht es Petursson noch einmal. »An der Straßensperre feuern Sie zwei oder drei Salven ab. Dann schreien Sie laut › Aua! ‹ und klappen
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