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FIDER (German Edition)

FIDER (German Edition)

Titel: FIDER (German Edition)
Autoren: Niels Peter Henning
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Szene 1: Straßensperre
     
    Spielszene. Alle Beteiligten werden von Darstellern verkörpert.
     
    Dreiunddreißig Männer warten auf den Beginn der Vorführung: Zwanzig Stabsoffiziere, fünf Hauptmänner, ein Leutnant, ein Feldmeister und ein Zivilist. Dazu noch fünf Spezialisten, die das Feindkommando bilden.
    Das Feindkommando legt letzte Hand an die provisorische Straßensperre aus Bandstacheldraht, die den Waldweg blockiert. Außer Schauwerten bietet die Sperre nicht viel. Ein versierter Fahrer könnte sie selbst mit e inem Moped überwinden.
    Hauptmann Glowna beugt sich vor. »Es ist der Gruppenführer«, flüstert er dem Zivilisten zu.
    Der Zivilist nickt. »Petursson.«
    »Genau der.« Glowna richtet sich mit einem Grinsen wieder auf. »Auf den müssen Sie achten«, sagt er dann, me hr zu sich selbst.
    Der Zivilist nickt erneut und hebt eine Handkamera. Glowna wirft dem Gerät einen Seitenblick voller Neid zu. Der Zivilist bemerkt es nicht. Er konzentriert sich auf die Biegung des Feldweges. Dort wird das Fahrzeug erscheinen. Doch bis d ahin wird noch einige Zeit vergehen.
     
    Bild im Bild: Stabsunterführer a. D. Wiegel. Der Film läuft unterdessen in Zeitlupe und ohne Ton weiter.
     
    »Die Soldaten nannten unsere LKWs ›Zwo-Vierer‹. Zwei Tonnen Nutzlast, vier angetriebene Räder. Bei der Höllenmaschine, die wir an diesem Tag eingesetzt haben, handelte es sich jedoch eher um einen ›Anderthalb-Zweier‹. Das Verteilergetriebe hatte seinen Geist aufgegeben und trieb nur noch zwei der vier Räder an. Außerdem hatte sich der Rost durch einige Teile des Fahrwerks gebissen und die Nutzlast um mehrere hundert Kilogramm reduziert. Offen gestanden wundert es mich, dass es die Karre überhaupt bis zur Straßensperre geschafft hat.«
     
    Petursson steht aufrecht auf der Ladefläche des Fahrzeuges, direkt hinter dem Führerhaus. Es bereitet ihm kaum Mühe, auf den Beinen zu bleiben, denn der Zwo-Vierer rumpelt mit weniger als dreißig Stundenkilometern durch den Wald. Dennoch schlägt Petursson mit der flachen Hand auf das Dach des Führerhauses. Dabei brüllt er gegen den Motorenlärm an: »Langsamer, Klahn! Fahren Sie langsamer, sonst haut es uns die Kolbenringe weg.«
    Direkt neben dem Führerhaus ragt der Auspuff des Fahrzeuges in die Höhe. Den Rauchwolken nach zu urteilen, die aus diesem Rohr quellen, haben sich die Kolbenringe d es Allzwecktransporters bereits vor geraumer Zeit verabschiedet.
     
    Bild im Bild: Experte a. D. Klahn.
     
    »Ich erinnere mich noch gut an diesen Tag. Wir hatten beinahe die ganze Nacht hindurch an diesem Zwo-Vierer herumgeschraubt. Ohne Unterführer Petursson hätten wir das verdammte Ding wahrscheinlich überhaupt nicht zum Laufen gebracht. Aber Petursson kannte sich echt gut aus mit Fahrzeugen, das musste man ihm lassen.«
     
    Die Bäume ringsum kümmert der Qualm aus dem Abgasrohr des Zwo-Vierers nicht. Der saure Regen, der von den Fabrikschloten an den Ufern der großen Binnenseen im Westen heranzieht, hat den Wald bereits vor Jahrzehnten erledigt. Die meisten Bäume recken nur noch die Ruinen ihrer Stämme in den Himmel. Die Farbe Grün kann sich nicht mehr gegen das allgegenwärtige Grau durchsetzen.
    Im Führerhaus des Zwo-Vierers kurbelt Experte Klahn am Lenkrad und versucht, einem Schlagloch auszuweichen. Es gelingt ihm nicht ganz. Petursson hat das Schlagloch bereits über das Führerhaus hinweg gesehen und kann den Sprun g des Fahrzeuges abfedern. Die acht Soldaten der Sicherungsgruppe, die hinter Petursson Rücken an Rücken auf den Sitzbänken auf der Ladefläche sitzen, haben weniger Glück. Sie heben kurz von ihren Plätzen ab und landen dann wieder auf ihren vier Buchstaben, was mehr oder weniger kreative Flüche zur Folge hat – allesamt an den Experten Klahn gerichtet.
    Spezialist Sperling steht auf dem Beifahrersitz. Sein Oberkörper ragt aus der Dachluke des Zwo-Vierers, schräg vor Petursson. Sperling bedient das Fliegerabwe hr-Maschinengewehr des Fahrzeuges. Auch er wird hin und her geworfen, doch es scheint ihn nicht weiter zu stören. Auch die Zweige, die ihm während der Fahrt permanent ins Gesicht schlagen, stören ihn nicht.
     
    Bild im Bild: Spezialist a. D. Sperling.
     
    »Ich war total besoffen. Stinkvoll, bis unter die Hutkrempe. Hatte keine Lust auf diesen Schwachsinn. Also habe ich die ganze Nacht hindurch gebechert. Deswegen war ich ziemlich locker. Bevor ich die Filmaufnahmen gesehen habe, wusste ich gar nicht so genau, was an diesem
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