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FIDER (German Edition)

FIDER (German Edition)

Titel: FIDER (German Edition)
Autoren: Niels Peter Henning
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aufzusehen.
    Wiegel grinst. »Deswegen machst du so einen Wuppdich? Das alte Walross würde es doch noch nicht einmal merken, wenn du Kuhkacke an den Stiefeln hättest. Scheiße, der würde es noch nicht mal merken, wenn du auf Socken h erumlaufen würdest. Außer am Geruch vielleicht. Wenn irgendjemand plötzlich 'ABC-Alarm' schreit, dann würde er es merken.«
    Petursson antwortet nicht. Stattdessen begutachtet er sein Werk und wischt hier und dort noch einmal kurz nach. Dann nickt er zufried en und beginnt, die Stiefel anzuziehen.
     
    Bild im Bild: Stabsunterführer a. D. Wiegel:
     
    »Das war typisch für Petursson. Immer genau nach Vorschrift. Alles musste immer perfekt sein. Ob seine Vorgesetzten Wert darauf legten oder nicht, war Petursson schon immer egal.«
     
    »Was will das Walross eigentlich von dir?«
    Petursson zieht die Schnürsenkel straff und schiebt sie oben in die Stiefel. Dann schiebt er die Hosenbeine zurecht, damit sie mit den Stiefeln abschließen – ganz nach Vorschrift. Erst dann sieht er zu Wiegel auf.
    »Keine Ahnung. Wird wohl einen Anschiss geben wegen der Vorführung.«
    »Einen Anschiss?« Wiegel lacht auf und wirft seine Zigarettenkippe auf den Boden, wo sie zwischen einer Menge anderer Zigarettenkippen verendet. »Weswegen sollte ein Mustersoldat wie du denn einen Anschiss kriegen? Weil der Zwo-Vierer den Geist aufgegeben hat? Mann, ohne dich wäre das Ding doch schon vor Wochen auf dem Schrottplatz gelandet. Und für die kaputten Waffen und die Blindgänger bei der Munition sind die Jungs von der Waffenkammer verantwortlich. Damit hast du nichts zu tun.«
    »Darum geht es auch gar nicht.« Petursson wickelt sein Barett zusammen und klemmt es unter seine linke Schulterklappe – ganz nach Vorschrift. Dann quetscht er sich an Wiegel vorbei. »Hier geht es um etwas Größeres. Vielleicht hat sich der fette Sperling über mich beschwert, weil wir ihn in den Straßengraben gekippt haben.«
    »Ist doch nicht dein Problem«, sagt Wiegel, während er versucht, mit Petursson Schritt zu halten. »Das hat der Klahn verbockt. «
    Petursson dampft weiter den Flur entlang. »Ich bin der Gruppenführer. Wenn meine Männer etwas verbocken, dann ist das mein Problem, ob es mir passt oder nicht. Vielleicht hat auch das Feindkommando Beschwerde eingereicht. Immerhin habe ich denen einen Bl itzknallsatz genau vor die Nase geschossen.«
    »Auch nicht dein Ding. Für die Munition bist du nicht verantwortlich.«
    »Sag das dem da.« Petursson deutet auf eines der gerahmten Bilder an der Wand. Von diesem Bild aus starrt Hauptmann Glowna in den Flur. »Kompagniechef«, verkündet die Gravur eines Messingschildes an der Bildunterseite. Neben Glownas Bild folgen dann etwas kleinere Fotografien der Zugführer. Am Ende des Flures hängen dann die Fotos der Unterführer.
    Wiegel grinst. »Wieso hängst du eigentlich noc h nicht in dieser Reihe?«
    Petursson zieht eine Augenbraue in die Höhe. »Ich? Irgendwo am Ende dieser Reihe, zwischen den anderen Pappnasen? Am Ende noch in Herrscherpose, mit einem Fuß auf einer Munitionskiste und einer Hand unter der Feldjacke, genau wie der dicke Pojda? Das kannst du vergessen!«
    »Hey, ich bin auch eine von diesen Pappnasen.«
    »Ja, aber nicht in Herrscherpose.« Petursson winkt ab. »Für mich spielt das ohnehin keine Rolle mehr. Wenn man dem Buschfunk trauen kann, dann werde ich heute abserviert.«
    Wiegel reißt die Augen auf und hält an. Als Petursson einfach weitergeht, setzt sich Wiegel wieder in Bewegung. »Abserviert? Na, das wäre doch prima für dich. Schließlich hast du einen Versetzungsantrag nach dem anderen geschrieben. Kann dir doch nur recht sein, wenn sie dich nun irgendwo anders hin versetzen.«
    »Na klar«, sagt Petursson, »eigentlich müsste ich mich freuen. Aber ich wette, das alte Walross hat ein noch mieseres Drecksloch als dieses hier für mich gefunden.«
    »Noch mieser? Kann ich mir kaum vorstellen. Aber andererseits ist ja alles ziemlich kaputt hier. Vielleicht versetzt er dich an die Binnenseen. Bist zwar kein Schiffer, könntest aber irgendwelche Hafenanlagen bewachen. Da sieht es richtig schlimm aus. Nur noch Trümmer, als hätten ein paar Bomben eingeschlagen. Da faulen angeblich sogar die Tapeten von den Wänden.«
    Petursson zuckt mit den Schultern. »Warten wir es ab. Ist ohnehin nur Buschfunk. Gleich werde ich es ja wissen.«
    Wiegel bleibt zurück, als Petursson in den Verwaltungstrakt kurvt. »Halt mich auf dem Laufenden,
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