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FIDER (German Edition)

FIDER (German Edition)

Titel: FIDER (German Edition)
Autoren: Niels Peter Henning
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Alter.«
    Petursson hebt nur kurz seine Hand. Dann verschwindet er um die nächste Ecke.
    Bei Hauptmann Glownas Tür angekommen, klopft Petursson zweimal an – energisch, jedoch nicht zu energisch. Petursson wartet nicht ab, bis er hinein gebeten wird, sondern öffnet die Tür und schlüpft in den Raum.
     
    Bild im Bild: Stabsunterführer a. D. Wiegel:
     
    »Für den genauen Wortlaut kann ich meine Hand nicht mehr ins Feuer legen, aber so ungefähr haben wir uns damals unterhalten. Die Kaserne war wirklich der allerletzte Bruch und das Personal konnte man in der Pfeife rauchen. Mir machte das nicht viel aus. Ich hatte selbst keine großen Ambitionen. Aber Petursson störte das alles gewaltig. Er wollte unbedingt weg von diesem Bataillon.«

Originalmaterial. Stationäre Kamera in Hauptmann Glownas Büro. Farbfilm.
     
    In Glownas Amtsstube marschiert Petursson die drei Schritte bis vor Hauptmann Glownas Schreibtisch, nimmt Grundstellung ein und salutiert.
    »Unterführer Petursson. Melde mich wie befohlen.«
    Glowna hält es nicht für nötig, sich aus seinem Schreibtischstuhl zu erheben. Er hält es nicht einmal für nötig, den Gruß seines Untergebenen auch nur halbwegs anständig zu erwidern. Stattdessen tippt er sich nur kurz  mit gekrümmten Fingern geg en die Stirn, schnaubt und lehnt sich zurück. Der Stuhl protestiert lautstark, doch Glownas Leibesfülle zwingt das Sitzmöbel, sich anzupassen. Für einen Augenblick sieht es so aus, als wolle Glowna seine Füße auf den Schreibtisch legen, doch dann wandert der Blick des Hauptmanns ein Stück zur Seite.
    Peturssons Augen folgen dem Blick und bleiben schließlich an der Kamera hängen. Die Kamera ist offenbar auf ein Stativ links neben Glownas Schreibtisch montiert und fängt beinahe Glownas gesamte Amtsstube ein.
    Auf einem Stuhl rechts neben dem Schreibtisch sitzt der Zivilist, der auch der Vorführung im Wald beigewohnt hat. Der Mann blättert gerade einen Papierwust in einem aufgeschlagenen Aktendeckel durch. Dabei sitzt er so aufrecht wie ein Ladestock auf seinem Stuhl. Sein Rücken berührt die Lehne des Möbelstückes nicht. Seine Knie hingegen berühren sich sehr wohl – ebenso wie seine Schuhe. Der Aktendeckel ruht auf seinen Oberschenkeln.
    Einen Augenblick lang herrscht Stille. Dann löst Glowna seinen Blick wieder vo n der Kamera und wendet sich Petursson zu.
    »Äh, rühren Sie sich, Unterführer.«
    Petursson lockert seine Haltung ein wenig. Nur ein wenig.
    Glowna nickt in Richtung des Zivilisten. »Das da ist Herr Vieth.«
    Vieth blickt von den Akten auf und nickt Petursson kurz zu.
    »Wir haben da etwas mit Ihnen zu besprechen, Unterführer«, brummt Glowna weiter. Dabei wedelt er mit seiner rechten Hand in Richtung des Zivilisten. »Vielleicht sagt Ihnen der Herr Vieth, worum es überhaupt geht.«
    Vieth wirft Glowna zunächst einen fragenden Blick zu, doch der Hauptmann lehnt sich zurück und entlockt seinem Schreibtischstuhl damit einen weiteren Schmerzensschrei. Vieth wartet noch einige Sekunden. Als sich Glowna nicht rührt, wendet er sich mit einem Schulterzucken an Petursson.
    »Nun, Herr Unterführer.« Vieth pausiert kurz und legt den Aktendeckel auf den Beistelltisch neben seinem Stuhl. »Eigentlich war vorgesehen, dass Hauptmann Glowna als Ihr Vorgesetzter diese Besprechung leitet. Leutnant Pojda hätte ebenfalls anwesend sein sollen, doch er ist offenbar … verhindert.« Beim letzten Wort wirft Vieth Glowna einen Seitenblick zu, den Glowna jedoch entweder nicht wahrnimmt oder den er bewusst ignoriert. Petursson zeigt ebenfalls keine Regung.
    »Nun gut«, fährt Vieth fort, »dann gestatten S ie bitte, dass ich mich kurz vorstelle: Mein Name ist Thorsten Vieth. Wie Sie sowohl an meinem Dialekt als auch an meinem Namen unschwer erkennen können, stamme ich aus südlichen Gefilden. Ich bin hier als Repräsentant einer Unternehmensgruppe, die eng mit dem hiesigen Militär zusammenarbeitet. Doch dazu später mehr. Sprechen wir zunächst über Sie. Hauptmann Glowna war so freundlich, mir Einblick in Ihre Personalunterlagen zu gewähren. Keine Sorge, das ist völlig legal. Mit dem Oberkommando abgestimmt. Ich kann Ihnen die entsprechenden Schriftstücke vorlegen, wenn Sie darauf bestehen.«
    Vieth klopft mit der flachen Hand auf den Aktendeckel neben sich. Dann beugt er sich vor, stützt die Ellbogen auf seine Knie und legt seine Hände zusammen, als wolle er beten.
    »Ihre Motivation ist beeindruckend. Dennoch haben Sie es im Laufe
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