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Fey 06: Die Erben der Macht

Fey 06: Die Erben der Macht

Titel: Fey 06: Die Erben der Macht
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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den Kopf gesenkt. »Nach dem alten König.«
    Also kam der Junge aus einer der besseren Familien. Seine Art zu sprechen und der Name verrieten es.
    »Mir ist Con lieber«, sagte der Junge, als Titus schwieg.
    »Dann wollen wir dich Con nennen«, erwiderte Titus. »Hör zu, Con, ich habe eine Weisung für dich. Aber es ist gefährlich und könnte dich das Leben kosten.«
    Con hielt den Kopf immer noch gesenkt. Sein Hinterkopf war mit dichten, schmutzigen, blonden Locken bedeckt.
    »Er verschafft dir eine Fluchtmöglichkeit«, mischte sich Porciluna ein. »Auf die Art kannst du dich selbst retten.«
    »Es ist die Pflicht eines Auds zu tun, was sein Rocaan von ihm verlangt«, antwortete Con und warf Porciluna einen Seitenblick zu.
    Volltreffer für den wohlerzogenen jungen Mann! Titus unterdrückte ein Lächeln und legte eine Hand auf die Schulter des Jungen. »Kennst du dich in den Katakomben unterhalb des Tabernakels aus?«
    Endlich hob der Junge den Kopf. Titus hatte noch nie so helle blaue Augen gesehen. Seine Haut war rosig und makellos. Er war schön, so schön, daß einem der Atem stockte, wenn man ihn ansah.
    »Nein, Heiliger Herr«, sagte Con.
    »Porciluna«, sagte Titus, »würdet Ihr uns bitte die Karte holen? Sie liegt in der Schublade neben meinem Schreibtisch.«
    »Ihr könnt ihm doch erklären …«
    »Wir benötigen sie auch für das Treffen, das Eurer Meinung nach nicht nötig ist«, fügte Titus hinzu.
    Porciluna stieß einen tiefen Seufzer aus und machte sich auf den Weg in Titus’ Schlafzimmer. Sein Atem ging heftig und schwer, aber Titus vermutete, daß es sich diesmal um reine Schauspielerei handelte.
    Titus führte den Jungen weiter ins Zimmer hinein. »Unter dem Tabernakel befinden sich uralte Gewölbe«, sagte er. »Sie erstrecken sich bis nach Jahn. Sie verbinden den Tabernakel mit dem Palast, jedenfalls sind sie aus diesem Grund unter dem Dreizehnten Rocaan gebaut worden.«
    »Verzeiht, Heiliger Herr, aber ich verstehe nicht, wie das möglich ist. Der Fluß liegt doch dazwischen.« Der Junge brachte es irgendwie fertig, gleichzeitig erschrocken und feierlich auszusehen.
    »Es ist ein Wunder der Baukunst«, entgegnete Porciluna, der jetzt wieder aus dem Schlafzimmer auftauchte. Die Karte lag zusammengerollt in seiner rechten Hand. »Sie haben einen geheimen Gang durch die Jahn-Brücke gebaut.«
    »Ich würde dich lieber auf dem normalen Weg schicken«, sagte Titus, »aber diese Fey da unten gefallen mir ganz und gar nicht. Die konnten uns noch nie leiden. Vielleicht haben sie sich aus völlig harmlosen Gründen vor dem Tabernakel versammelt – vielleicht auch nicht. Wir haben keine Ahnung, was in der Stadt vor sich geht. Möglicherweise sind nur wir betroffen. Wir können nicht warten, bis der König uns eine Nachricht schickt. Wir müssen ihm selbst Bericht erstatten.«
    »Wollt Ihr, daß ich mit dem König rede, Heiliger Herr?« Vor Aufregung war die Stimme des Jungen in ein hohes Quieken umgeschlagen.
    »Ja, Con, das möchte ich. Du mußt ihn von den Geschehnissen vor dem Tabernakel in Kenntnis setzen, und zwar so schnell wie möglich.«
    Jetzt erschien Reece, ein weiterer Ältester, in der Tür. Er war lang und hager, mit tiefen Falten im Gesicht. Titus winkte ihn herein. Reece hatte Con erblickt, runzelte die Stirn und ging prüfend einmal um ihn herum.
    Porciluna entrollte die Karte auf einem von Titus’ Beistelltischen und beschwerte sie mit Votivkerzenständern, damit sich das Papier nicht wieder einrollte. »Hier, mein Junge«, sagte Porciluna mit freundlicher Stimme. Titus konnte kaum glauben, daß Porciluna so hilfsbereit war. Der Anblick der Fey auf dem Rücken ihrer sonderbaren Tiere mußte auch auf ihn wie ein böser Spuk wirken.
    »Diese Karte ist alt, aber der geheime Gang ist gut darauf zu erkennen.«
    Con blickte Titus an, und Titus führte den Jungen zum Tisch hinüber. Reece, der verwirrt aussah, folgte ihnen.
    Die Karte war so alt, daß das Papier bereits mehrere brüchige Stellen aufwies. Die Katakomben waren mit einem Pinsel als einfache schwarze Linie eingezeichnet. Das Terrain über den Katakomben war mit einer Tuschfeder markiert. Abgesehen von Palast, Tabernakel und Brücke waren die meisten der jetzigen wichtigen Gebäude noch nicht erbaut.
    »Er muß die Karte mitnehmen«, sagte Porciluna. »Die Katakomben sind ziemlich verzweigt. Er darf sich auf keinen Fall da unten verlaufen.«
    »Ich habe gehört«, erhob sich plötzlich eine Stimme von der Tür, »daß man
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