Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fey 06: Die Erben der Macht

Fey 06: Die Erben der Macht

Titel: Fey 06: Die Erben der Macht
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
Vom Netzwerk:
etwas verändert hatte. Anstatt sie weiter zu beobachten, hatte man die Türen verriegelt und die Wandteppiche vor die Fenster gezogen.
    Titus mußte unbedingt Nicholas benachrichtigen. Wenn es vor dem Tabernakel Schwierigkeiten gab, war der Palast bestimmt auch nicht verschont geblieben. Titus streckte vorsichtig den Kopf zur Tür hinaus. Rusel stand wie ein stummer Wächter davor.
    »Bist du mein Wachposten?« fragte Titus. In diesem Fall konnte Titus ebensogut gleich selbst Wache halten. Rusel war weder imstande zu kämpfen noch zu rennen.
    Rusel zuckte die Achseln. »So lange, bis wir die Fenster geräumt haben, muß einer der Geistlichen die Aufgabe übernehmen.«
    »Nun, kümmere dich lieber um andere Aufgaben. Ich brauche einen Aud und zwar möglichst schnell.«
    Rusel nickte. »Sofort, Heiliger Herr.« Er drehte sich auf dem Absatz herum und eilte mit flatterndem Talar den Flur entlang.
    Die Stimmung im Tabernakel war unterdessen umgeschlagen. Titus konnte es spüren. Aus dem vermeintlichen Wunder war eine Krise geworden. Er selbst hatte mit seiner Reaktion dafür gesorgt. Nun galt es, eine Panik zu vermeiden.
    Er ging in seine Zimmer zurück, wo er in einem kleinen Wandschrank, der zwischen Schlafzimmer und Wohnraum eingelassen war, einen Vorrat an Weihwasser aufbewahrte. Matthias hatte den Schrank während seiner Amtszeit einbauen lassen, und die Auds hatten den Vorrat seither nicht angetastet. Titus öffnete die Türen. Mehrere Reihen grüner Fläschchen glitzerten auf. Es war genug, um ihn und die Ältesten eine Zeitlang zu versorgen. Er wußte, daß die Ältesten ähnliche Schränkchen in ihren Räumen hatten. Auch in den Schlafsälen, der Kapelle der Dienstboten und den dahinterliegenden Räumen sowie der Sakristei lagerten Vorräte.
    Ein Tropfen Weihwasser genügte, um einen Fey zu töten.
    Also war der Tabernakel in Sicherheit. Zumindest im Augenblick.
    Es klopfte. Titus öffnete, und vor ihm stand Porciluna. Im Lauf der Jahre hatte sein Leibesumfang noch zugenommen. Er konnte jetzt keine Treppen mehr gehen, ohne daß ihm der Schweiß ausbrach. Der schwarze Talar bauschte sich gewaltig über seinem Bauch. Die rote Schärpe trug er um den Hals, da sie an der Taille keinen Halt mehr fand.
    »Auf den Tieren sitzen Fey«, sagte Porciluna und tupfte sich die Brauen mit einem weißen Tuch.
    »Wann habt Ihr das bemerkt?«
    »Bevor Lindo an meiner Tür klopfte, wußte ich nicht einmal, daß sie draußen sitzen.« Aufgeregt glitten seine kleinen Augen hin und her. »Ich war in meinem Studierzimmer.«
    Oder er hatte geschlafen oder sich irgendeiner Beschäftigung hingegeben, von der Titus lieber nichts erfahren wollte. Seit Titus zum Rocaan ernannt wurde, hatte Porciluna jegliches Interesse am religiösen Leben des Tabernakels verloren. Einige der Ältesten hegten den Verdacht, Porciluna habe seine Pflichten nur dem Schein nach erfüllt, während er darauf wartete, zum Rocaan ernannt zu werden. Er war bitter enttäuscht gewesen, als der Fünfzigste Rocaan Matthias in das Amt berufen hatte. Und wütend, als Matthias das geheime Wissen an Titus weitergegeben und Titus beschlossen hatte, es für sich zu behalten.
    Titus trat von der Tür zurück. »Die anderen werden auch gleich kommen.«
    »Ich glaube nicht, daß jetzt der richtige Zeitpunkt für eine Versammlung ist«, sagte Porciluna. Er keuchte, als bereite ihm jedes einzelne Wort Schwierigkeiten.
    »Nichtsdestotrotz«, sagte Titus. Er hatte die Tür nicht geschlossen und kämpfte mit der Versuchung, einen Blick in den Korridor zu werfen.
    Rusel erschien in Begleitung eines Auds, der nicht älter als dreizehn aussah. Sein Gesicht war schmutzig, und seine Füße starrten vor Dreck. Titus fragte sich, ob er auch so ausgesehen hatte, als der Fünfzigste Rocaan ihm damals seine Erste Weisung erteilt hatte.
    »Danke«, sagte Titus und gab Rusel durch seinen Ton zu verstehen, daß seine Aufgabe damit erledigt war. Als sich Rusel gerade zum Gehen anschickte, steckte Porciluna den Kopf zur Tür heraus. »Ich glaube, wir sollten ein paar Auds mit Weihwasser herbestellen.«
    Titus unterdrückte den aufsteigenden Ärger. Rusel verhielt sich untadelig und sah zuerst Titus an. Titus nickte, und Porciluna ging wieder in das Zimmer zurück.
    Titus ergriff den Arm des Aud und zog ihn ebenfalls in den Raum. Sein Gewand war aus grobem Stoff, und er verbreitete einen leichten Schweißgeruch. »Wie heißt du, Junge?« fragte Titus.
    »Constantin«, flüsterte der Aud. Er hielt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher