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Fey 06: Die Erben der Macht

Fey 06: Die Erben der Macht

Titel: Fey 06: Die Erben der Macht
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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durch die Dunkelheit und stützte ihn, wenn er schwankte.
    Da er weder sprechen noch sehen konnte, dachte er noch einmal über den Augenblick nach, als er erwacht war. Dieses sonderbare Gefühl, als stimme etwas nicht. Es hatte nichts mit dem Zimmer zu tun gehabt, auch wenn die Schwingtür vielleicht geknarrt hatte. Es hatte mit dem zu tun, was draußen vor sich ging.
    Draußen.
    Die Stimmung draußen hatte sich verändert.
    Schon vor Jahren, als er noch im Tabernakel lebte, war ihm das einmal aufgefallen, und auch später in Jahn hatte er dieses Gefühl gehabt. Als sei eine fremde Person in sein Haus eingedrungen und habe seine Sachen angefaßt. Damals hatte er das Gefühl einfach von sich gewiesen. Seit er vor fünfzehn Jahren den Tabernakel verlassen hatte, war er ohne Besitz und Heim.
    Jetzt hatte ihn dasselbe Gefühl wieder ereilt, nur viel stärker.
    Es ähnelte dem Gefühl in jenem Traum, den ihm der Traumreiter geschickt hatte, als die Fey versuchten, ihn umzubringen. Das Gefühl von etwas, das auf furchtbare, grauenhafte Weise fehl am Platz war.
    Sein Herz klopfte noch schneller. Er kannte diese Frau überhaupt nicht. Sie hatte behauptet, sie habe ihn gerettet, aber wie konnte er dessen sicher sein? Und warum gab es direkt neben ihrem Haus einen Tunnel?
    Aber diese sonderbaren Gefühle hatten nichts mit ihr zu tun. Sie kamen von draußen.
    Sie war keine Fey. Das hätte er gespürt. Fey lösten ganz eindeutige Empfindungen in ihm aus, auf die er schon seit langer Zeit eingestimmt war.
    Marly war anders. Er hatte schon viele dieser Frauen getroffen, die Stickarbeiten für den Hof anfertigten. Sie hatten zusammengekniffene Augen und schmale Lippen und wirkten alle ein wenig verbittert, doch keine von ihnen hatte im entferntesten Ähnlichkeit mit Marly und ihrer Selbstsicherheit.
    Der Pfad führte hinab. Matthias berührte die Mauer mit der freien Hand. Sie war aus Stein. Feuchtem Stein. Jemand hatte viel Arbeit in diesen Tunnel gesteckt.
    Plötzlich bog der Pfad scharf nach rechts. Marly verlangsamte ihren Schritt und hielt Matthias dabei zurück. Es ging immer steiler bergab. Matthias fühlte, daß ihm wieder schwindlig wurde. Er fühlte sich so eigenartig. Seine Wunden taten weh, und sein Körper war noch ganz steif von den Prellungen. Dennoch hatte er das Gefühl, als sei dies der Körper eines anderen. Er fühlte sich merkwürdig losgelöst.
    Vermutlich war das eine Art Schutz, um die Schmerzen nicht an sich herankommen zu lassen, damit er aufrecht gehen und in Bewegung bleiben konnte.
    Wieder eine scharfe Kurve. Am äußersten Ende des Tunnels sahen sie jetzt schwaches Licht. Stimmen drangen an Matthias’ Ohr, schallend und hohl. Es waren Echos.
    »… Säule fünfzehn vorbei. Weiß nich’ wie tief …«
    »… Killenys Brücke passiert …«
    »… ’n paar kommen jetzt aus den Wäldern, als hätten die da gewartet.«
    »… aus diesem Schattenland da, oder was? …«
    »… was weiß denn ich. Was weiß ich, wieviel da drin war’n …«
    »… aber so viele warn’s doch nit’ …«
    Es waren ausschließlich männliche Stimmen. Matthias und Marly gingen weiter. Hier war die Wand plötzlich mit schleimigem Moos überzogen, und der Geruch des Flusses wurde immer penetranter. Das Licht nahm zu, und der Tunnel erweiterte sich.
    Marly hielt ihn mit festem Griff am Arm gepackt. Die zusammengezogenen Brauen verrieten ihre Konzentration. Sie ging so vorsichtig auf dem Pfad entlang, als sei sie auf der Hut vor Pfützen.
    Dann traten sie unter einem Bogen hindurch und befanden sich in einer großen unterirdischen Höhle. Zuerst glaubte Matthias, die Höhle sei auf natürliche Weise entstanden, aber er hatte noch niemals von Höhlen in der Nähe des Flusses gehört. Dafür war das Terrain hier viel zu flach. An den Küsten der Blauen Insel gab es viele Höhlen, aber keine einzige mitten auf der Insel. Als Matthias genauer hinsah, bemerkte er schließlich, daß man Wände und Decke mit Steinen eingefaßt hatte. Die Steine waren so alt und bemoost, daß sie auf den ersten Blick wie natürliches Gestein erschienen. Nicht weit entfernt tropfte Wasser auf den Boden, und Matthias fragte sich, wie sicher die Höhle sein mochte.
    Der Raum war etwas größer als die Katakomben unter dem Tabernakel und sah so aus, als sei er zur selben Zeit entstanden.
    In der Mitte der Höhle saßen ein Dutzend Männer auf Kisten. Neben den Kisten standen Laternen, und unter der Decke am äußersten Ende der Höhle blakten Fackeln in
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