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Fey 06: Die Erben der Macht

Fey 06: Die Erben der Macht

Titel: Fey 06: Die Erben der Macht
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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verschwinde. Warum?« Matthias legte alle Kraft in seine Stimme. Sogar in seinen eigenen Ohren klang er herrisch.
    Yasep leckte sich die Lippen. Er warf den anderen einen Blick zu. Mit Augen, die im dämmrigen Laternenlicht zu glühen schienen, beobachtete ihn die Gruppe. »Du bist ziemlich groß«, sagte er.
    »Und?« fragte Matthias, der diesen Vorwurf kannte und haßte.
    »Sie sagen, nur ein Dämon kann einen Dämonen besiegen.«
    »Allmächtiger«, warf Marly jetzt ein. »Er is’ von den Blutklippen. Deswegen isser noch kein Dämon.«
    »So groß wie der is’!« sagte Yasep wieder.
    Marly öffnete den Mund, aber Matthias hatte schnell seine Hand auf die ihre gelegt, in der Hoffnung, sie so zum Schweigen zu bringen. »Ich bin kein Dämon«, erwiderte er. »Ich habe keinen Einfluß darauf, wie ich gebaut bin, oder wo ich geboren wurde. Aber ihr könnt ruhig glauben, was ihr glauben wollt. Wenn ihr mich unbedingt für einen Dämon halten wollt, nur zu.«
    »Sagt das nit«, zischte Marly.
    Aber Matthias achtete nicht auf sie. »Es geht hier um folgendes: Ich bin ein Dämon, der euch seine Hilfe anbietet.«
    »Und der Preis für die Hilfe is’ dein Leben«, gab Yasep zurück. Er hielt die Arme verschränkt, aber mit den Fingern der rechten Hand trommelte er ungeduldig auf seinen Oberarm.
    »Ich glaube, daß die Fey nicht auf die Blaue Insel gehören«, sagte Matthias. »Meiner Meinung nach sind sie die Soldaten des Feindes aus den Geschriebenen und Ungeschriebenen Worten.«
    Er blickte zu Denl hinüber, als er das sagte. Denl wandte den Blick ab.
    »Ich glaube, genau wie der Roca, daß jeder von uns alles daransetzen sollte, um sie aus Jahn und von der Insel zu vertreiben. Das habe ich schon als Rocaan versucht, aber es gab zuviel Widerstand. Jetzt erledige ich diese Aufgabe auf meine Weise. Das hier haben die Fey mir angetan.« Er fuhr sich mit der Hand über das bandagierte Gesicht. »Ich habe sie bekämpft und werde nicht damit aufhören, solange noch Leben in mir ist.«
    Machtvoll erscholl seine Stimme in der Höhle. Marly hatte sich ihm zugewandt, um ihn besser sehen zu können. Niemand rührte sich.
    »Ihr wißt, wer ich bin, aber ich kenne keinen einzigen von euch. Vermutlich soll ich eure Namen auch nicht erfahren. Das ist in Ordnung. Ich weiß von Diebesbanden, die ihre Waren in Jahn umschlagen und dabei so plötzlich erscheinen und verschwinden, daß man sie nicht fassen kann. Diese Höhlen sind ein gutes Versteck.«
    Marly neben ihm spannte sich an.
    »Es ist ein großartiger Plan, aber wenn das, was ihr von den Fey erzählt habt, stimmt, dann ist er völlig belanglos. Aber eigentlich ist das auch gleichgültig. Seit ich den Tabernakel verlassen habe, habe ich es mit der Wahl meiner Freunde nicht besonders genau genommen. Es kümmert mich nicht, wer ihr seid und was ihr macht, solange ihr gegen die Fey kämpft.«
    »Du wirst nit unser Anführer, auch wenn du bleibst«, sagte Yasep.
    Endlich hatte er verraten, was er insgeheim befürchtete. Matthias lächelte. Durch die Bewegung seiner Lippen verzog sich seine Gesichtshaut schmerzhaft, und er stöhnte leise auf. »Ich kann kaum sitzen«, antwortete er, »und bin mit Sicherheit nicht imstande, eine Gruppe von Menschen zu führen, die ich noch nie zuvor gesehen habe.«
    Yasep nickte. »Das wär’ dann also abgemacht.«
    »Was ist abgemacht?« fragte Marly. »Ihr werdet ihn nit im Schlaf umbringen.«
    »Nee«, erwiderte Yasep. »Er bleibt hier bei uns, bis der Kampf vorüber is’ oder die Fey uns finden. Und wenn wir kein Weihwasser mehr ham, macht er neues.«
    »Wieviel Weihwasser habt ihr denn?« fragte Matthias.
    »Du guckst direkt drauf«, entgegnete Jakib und wies schwungvoll auf die Kisten.
    Matthias unterdrückte ein erstauntes Pfeifen. Das bestätigte seinen Verdacht, daß die Gruppe in illegale Aktivitäten verwickelt war. Niemals hätte sich so viel Weihwasser außerhalb des Tabernakels befinden dürfen.
    Der Diebstahl von Weihwasser war ohnehin eine merkwürdige Sache.
    Wenn man nicht Angst vor den Fey hatte und gleichzeitig fürchtete, daß es keinen gab, der einen verteidigte.
    »Dann wird es ja noch ein Weilchen dauern, bis ihr mich braucht«, sagte Matthias.
    »Stimmt«, antwortete Yasep.
    »Gut.« Matthias gestattete sich ein leichtes Schwanken. »In diesem Fall hoffe ich, daß ihr nichts daran auszusetzen habt, wenn ich jetzt ohnmächtig werde.«
    Noch bevor sie Gelegenheit zu einer Antwort hatten, lehnte er sich gegen Marly und verlor das
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