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Fey 06: Die Erben der Macht

Fey 06: Die Erben der Macht

Titel: Fey 06: Die Erben der Macht
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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keiner außer mir kennt das Geheimnis –, und ich kann auch keinen Aud schicken. Die Fey sind lange genug auf der Insel gewesen und kennen die hierarchische Ordnung des Tabernakels genau. Ich will sie nicht dadurch beleidigen, daß ich ihnen den Falschen schicke. Es muß einer der Ältesten sein, und er darf keine Angst vor ihnen haben. Er muß ohne Weihwasser gehen. Sie werden nicht annehmen, daß er bewaffnet ist.«
    »Das ist der reinste Selbstmord!« stammelte Porciluna.
    »Vielleicht«, antwortete Titus. »Vielleicht ist es auch einfach nur der erste Schritt zu weiteren Verhandlungen.«
    Die Ältesten blickten einander an. Keiner trat vor.
    »Ich habe nicht viel Zeit. Die Fey haben sich noch nicht gerührt, aber ich weiß nicht, worauf sie warten.«
    »Was es auch sein mag, angenehm ist es bestimmt nicht«, sagte Linus. »Sie haben uns umzingelt.«
    Titus verschränkte die Hände hinter dem Rücken. Immer noch hatte sich keiner der Ältesten gemeldet.
    »Der junge Aud«, erhob Titus wieder die Stimme, »hat seine Aufgabe ohne Widerspruch angenommen. Besitzt keiner von euch diesen Mut? Den Mut eines dreizehnjährigen Jungen?«
    »Ich gehe«, sagte Reece. »Ich rede mit ihnen, und ich reagiere körperlich auf Weihwasser. Nicht so wie sie, aber man könnte es als einen Bund zwischen ihnen und mir ansehen.«
    »Ihr braucht nicht gleich ihre ganze Lebensgeschichte in Erfahrung zu bringen«, sagte Titus. »Es reicht, wenn wir wissen, warum sie sich dort unten versammelt haben.«
    »Ist recht, Heiliger Herr.« Reece verneigte sich und verließ rückwärts gehend den Raum. Im gleichen Augenblick trat Lindo ein.
    »Ihr hattet nach dem Vorrat an Weihwasser gefragt, Heiliger Herr?« erkundigte sich Lindo.
    Titus nickte. Dieser Punkt mußte unbedingt geklärt werden, bevor sie weitere Pläne schmiedeten.
    »Über den ganzen Tabernakel verteilt befinden sich hier zweitausend Fläschchen, dazu fünf Fässer im Vorratsraum.«
    »Wir brauchen mehr«, sagte Porciluna sofort.
    Titus beachtete den Einwand nicht. »Danke, Lindo«, antwortete er. »Und wie steht es mit meinen anderen Befehlen?«
    »Wir schaffen gerade die Vorräte in die Katakomben, aber wir kommen nur langsam voran, Heiliger Herr. Die Stufen sind zum Teil verrottet. Einer der Daniten hat eine Strickleiter gebaut, aber es ist schwierig, die Vorräte damit hinabzubefördern.«
    »Ich bin sicher, ihr werdet diese Probleme meistern«, entgegnete Titus, der nichts von Schwierigkeiten hören wollte. »Vielen Dank für deinen Bericht.«
    Lindo bedankte sich für die Anerkennung, verbeugte sich und verließ das Zimmer. Porciluna wartete, bis er außer Hörweite war, und fragte dann: »Ihr laßt die Katakomben mit Vorräten füllen? Wer soll denn dort hingehen?«
    »Ich hoffe niemand«, antwortete Titus.
    »Was habt Ihr überhaupt vor?«
    »Ich denke, daß die Fey vielleicht aus einem triftigen Grund gekommen sind. Deswegen habe ich Reece zu ihnen geschickt. Wenn sie sich jedoch weigern, auf friedliche Weise mit uns zu verhandeln, dann stecken wir in Schwierigkeiten. Sie werden versuchen, uns zu vernichten.«
    »Daher also die Weihwasservorräte«, sagte Linus.
    Titus bestätigte das nicht. Er wollte am liebsten nicht darüber nachdenken.
    »Dort unten sind sehr viele von diesen Tieren«, sagte Titus. »Mehr als ich zählen kann. Und ich fürchte, sie könnten uns überwältigen, ganz egal, wie heftig wir uns wehren. Dann werden wir die Katakomben benutzen.«
    »Die Fey werden uns verfolgen«, wandte Linus ein.
    Titus zuckte die Achseln. »Dieses Risiko müssen wir eben eingehen. Die Katakomben sind unsere letzte Zuflucht.«
    Porciluna legte die Hand auf den Bauch. »Wenn dem so ist, dann finde ich es sonderbar, daß Ihr jetzt alle Vorbereitungen trefft.«
    Titus funkelte ihn wütend an. Es war ihm noch nie gelungen, Porciluna zu überzeugen. Noch kein einziges Mal. »Das war’s«, sagte er kurz angebunden. »Ihr dürft Euch zurückziehen. Sorgt dafür, daß jeder von Euch mit ausreichend Weihwasser versorgt ist. Und haltet Euch von den Fenstern fern.«
    Die Ältesten blickten ihn überrascht an, als könnten sie seinen plötzlichen Wutausbruch nicht fassen. Auch Titus mußte zugeben, daß er von sich selbst überrascht war. Nach einem etwas mißglückten Start hatte er schließlich eine ausgeglichene Amtsführung zuwege gebracht, die mittlerweile schon ein volles Jahrzehnt andauerte. Jetzt kam es ihm vor, als habe man ihn plötzlich wieder auf das unsichere Terrain
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