Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fey 05: Der Schattenrpinz

Fey 05: Der Schattenrpinz

Titel: Fey 05: Der Schattenrpinz
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
Vom Netzwerk:
Torkreis. Gelôs Männer machten Platz, um eine weitere Truppe hereinzulassen. Die Soldaten gingen an Solanda vorbei, ohne sie zu beachten.
    »Eröffnet Rugad die Invasion, indem er auf seine eigenen Leute losgeht?« fragte Solanda.
    »Sie sind seine einzigen wirklich bedrohlichen Feinde«, gab Vare zurück.
    »Und was ist mit dem Gift der Inselbewohner?«
    »Kleine Fische«, sagte Gelô. »Damit werden kompetente Hüter im Handumdrehen fertig.«
    Dagegen ließ sich nichts einwenden. Solanda wußte, daß Gelô recht hatte. Mit einer gut vorbereiteten Truppe und fähigen Hütern hätten die Fey schon bei ihrer ersten Invasion gesiegt.
    »Machst du dir Sorgen um deine Freunde?« fragte Gelô.
    »Ich mache mir Sorgen um uns alle«, gab Solanda zurück.

 
35
     
     
    Die Sakristei war groß und leer. Titus hatte alle Kerzen anzünden lassen, aber dadurch wirkte der Raum noch verlassener. Das warme Licht tauchte die Andachtsbänke in mildes Gold, flackerte auf der Klinge des großen Schwertes, das von der Decke hing, und ließ die geschliffenen Fläschchen mit Weihwasser wie Diamanten funkeln.
    Für Titus war dieser Raum immer die Verkörperung des Rocaanismus gewesen. Als junger Aud war es für ihn der wunderbarste Ort auf der ganzen Welt. Es roch nach Zitronen und poliertem Holz. Die Bänke waren von peinlicher Sauberkeit. Der Boden wurde durch keinerlei Fußabdrücke oder Schmutz befleckt. Die Schnitzereien der Holztür waren mit solcher Meisterschaft ausgeführt, daß Titus davon überzeugt war, Gott habe die Hand des Künstlers geführt.
    Es war Jahre her, seit Titus sich zum letzten Mal bewußt in diesem Raum umgesehen hatte, dem Zentrum der Religion, der Großen Sakristei, in der alle wichtigen religiösen Zeremonien abgehalten wurden, vom Mitternachtssakrament bis zum Gottesdienst am Tag der Aufnahme. Er war seitdem oft hiergewesen, aber er hatte immer nur auf Nachlässigkeiten der Auds geachtet: ein Fingerabdruck auf dem Altar, ein Fläschchen mit Weihwasser, das in die verkehrte Richtung gedreht worden war, eine Kerze, die man vergessen hatte anzuzünden. Es war Jahrzehnte her, seit er diesen Raum als heiligen Ort betrachtet hatte.
    Jetzt saß Titus in der vordersten Bankreihe und hatte fast die ganze Nacht damit verbracht, auf den Altar zu blicken. Insgeheim hatte er gehofft, Gottes leise, ruhige Stimme würde auf den Flügeln des Heiligsten zu ihm kommen und ihm sagen, wie er sich verhalten solle. Seit Stowe gekommen war, fühlte Titus eine innere Unruhe, als hätte er den rechten Pfad verlassen. Sollte Stowe die Wahrheit gesagt haben und die Fey waren tatsächlich mit ihrem Schwarzen König und einem Gegenmittel für das Inselgift auf der Insel gelandet, dann war Titus’ Platz an Nicholas’ Seite. Dann mußten sie ihren Streit begraben und die Gefahr gemeinsam bekämpfen.
    Falls es überhaupt zu einem Kampf kam.
    Der Fünfzigste Rocaan hatte die Fey für die Soldaten des Feindes gehalten und versucht, die Aufnahme des Roca zu wiederholen. Er hatte gehofft, die Fey würden dadurch irgendwie von der Insel verschwinden. Auf sonderbare Weise hatte dieser Gedanke seine Berechtigung. Auch der Roca hatte sich plötzlich im Angesicht eines unbekannten Feindes befunden, eines Feindes, der dabei war, die Blaue Insel zu überrennen. Als deutlich wurde, daß der Roca diesen Feind nicht im Kampf bezwingen konnte, traf er sich mit ihm in einer Kirche und opferte sich selbst. Er starb jedoch nicht, sondern wurde in Gottes Hand Aufgenommen, wo er die Sorgen der Inselbewohner vor Gottes Ohr brachte. Der Fünfzigste Rocaan hatte geglaubt, diese Aufnahme wiederholen und die Fey dadurch vertreiben zu können.
    Er hatte sich getäuscht.
    Der Einundfünfzigste Rocaan, Matthias, hatte keinen so vergeistigten Glauben besessen. Seiner Meinung nach mußten die Inselbewohner die Fey selbst von der Insel vertreiben. Er hatte das Weihwasser zu unheiligen Zwecken benutzt und sogar mit seinen eigenen Händen Fey getötet.
    Titus war den Fey zum ersten Mal als Junge begegnet. Als jungem Aud hatte man ihm die Aufgabe zugewiesen, dem Anführer der Fey eine Botschaft zu überbringen. Das hatte er getan, sich dabei unter schrecklichen Schmerzen geweigert, das kleine Schwert von seinem Hals zu nehmen, und es irgendwie fertiggebracht, mit den Fey zu verhandeln. Die Botschaft und das darauffolgende Treffen zwischen dem Fünfzigsten Rocaan und den Fey hatte zum Tod des Rocaan geführt. Titus hatte die Feinde in zwei verschiedenen Gestalten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher