Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fey 05: Der Schattenrpinz

Fey 05: Der Schattenrpinz

Titel: Fey 05: Der Schattenrpinz
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
Vom Netzwerk:
unterdrückte ein Keuchen.
    Es war so lange her, daß er Coulter in Wirklichkeit gesehen hatte. Beim letzten Mal waren sie noch kleine Jungen gewesen. An jenen Coulter erinnerte sich Gabe noch genau: ein Junge, der für sein Alter zu klein war, mit unnatürlich gelbem Haar. Das war der Coulter, der in Gabes Kindheitsvisionen eine Rolle gespielt hatte, der mit ihm auf dem Cardidas entlanggefahren war und dessen Augen funkelten, wenn sie sich ihre Zukunft ausmalten.
    Jetzt lief es ihm eiskalt den Rücken hinab.
    »Gabe?« fragte Leen.
    »Das ist er«, antwortete Gabe.
    Hinter Coulter trat Adrian aus dem Feld. Es war auch ein Schock für Gabe gewesen, Adrian zu treffen. Gabe hatte ihn als hochgewachsenen, älteren Mann in Erinnerung, der ein merkwürdiges Fey sprach. Entweder beherrschte Adrian Fey jetzt viel besser, oder Gabe hatte sich durch Coulter an ihn gewöhnt.
    »Laß mich mit ihm reden«, sagte Gabe.
    Leen trat von der Tür zurück. Sie ging zu der hölzernen Küchentheke und lehnte sich dagegen. Sie hielt die Arme nicht mehr verschränkt, sondern locker an den Seiten, in der Nähe ihres Schwertes. Sie würde ihn bis zum letzten Blutstropfen verteidigen, das wußte er, darauf konnte er sich verlassen. Die Begrüßung hier war wesentlich kühler ausgefallen, als er befürchtet hatte.
    Aber als Coulter Gabe in der Tür stehen sah, grinste er und rannte mit ausgestreckten Armen auf ihn zu. Er umarmte Gabe und drückte ihn an sich wie einen wiedergefundenen Bruder.
    »Du hättest mir sagen sollen, daß du einen Abstecher in die wirkliche Welt planst«, sagte Coulter. Sogar seine Stimme war tiefer geworden, eine Männerstimme, nicht mehr die eines kleinen Jungen.
    »Ich hab’s versucht«, antwortete Gabe.
    »Du hast mir von deiner Vision erzählt, nicht, daß du kommen willst.«
    »Die Lage hatte sich schlagartig verändert.« Gabe löste sich aus der Umarmung. »Du hast die Verbindung blockiert.«
    Für einen Moment wurde Coulters Gesicht ausdruckslos.
    Dann warf er Adrian einen Blick zu. Adrian trat einige Schritte zurück. Er zuckte die Achseln, als habe er mit dieser Unterhaltung nichts zu tun.
    »Irgend etwas geht im Süden vor sich«, sagte Coulter. »Ich habe versucht, mich darauf zu konzentrieren. Deswegen habe ich alles, was mich ablenkt, ausgeblendet.«
    Darin steckte bestimmt ein Körnchen Wahrheit, aber es war nicht alles. Gabe spürte die feinen Unterschiede durch ihre Verbindung. »Also lenke ich dich jetzt ab?«
    »Nein«, entgegnete Coulter geradeheraus, »jetzt bist du schon ein richtiger Umweg. Wir wollen hoffen, daß die Wege alle am selben Ort zusammenlaufen.«
    Plötzlich fühlte Gabe Coulter wieder deutlich. Die Verbindung war offen. Coulter legte einen Arm um Gabes Schulter und führte ihn nach draußen. Leen zog das Schwert. »Warte!« sagte sie.
    »Das geht schon in Ordnung«, antwortete Gabe.
    »Und wenn etwas passiert?« fragte Leen.
    »Jetzt kann nichts passieren«, erwiderte Coulter. »Wir sind Verbunden.«
    Sie blickte Gabe fragend an. Er nickte bestätigend. Dann ging er mit Coulter ins Maisfeld hinaus, während Leen und Adrian zurückblieben.
    Die Sonne war aufgegangen und ließ den Mais golden aufleuchten. Die feuchte, kühle Morgenluft fühlte sich angenehm auf Gabes Haut an. In der Küche war es stickig gewesen.
    Ein Schwarm ihm unbekannter schwarzer Vögel flog über ihre Köpfe hinweg. Ihr Krächzen klang weithin durch die Stille. Im Gras glänzte der Tau auf den Fußspuren, die Adrian, Leen und Gabe vorhin hinterlassen hatten.
    »Warum bin ich ein Umweg?« fragte Gabe.
    Coulter sah ihn an. Sein Gesicht hatte sich nicht verändert. Seine Augen waren blau und klar, die Züge breit und fest. Er war immer noch derselbe Junge, nur steckte er jetzt in einem größeren Körper. Sonderbarerweise war er genauso groß wie Gabe.
    »Ich zeig’s dir«, sagte er und nahm Gabe bei der Hand. Dann glitt Coulter an ihrer Verbindung entlang.
    Die Eindrücke stürzten so schnell und heftig auf Gabe ein, daß er sie nicht verarbeiten konnte. Die meisten davon waren nicht visuell. Er sah nur Spuren am nächtlichen Himmel. Es handelte sich um Empfindungen, Veränderungen, seltsame Dinge, die die Erde auszustrahlen schien, und ein merkwürdiges Gefühl der Überraschung, das der Boden im Süden der Insel aussandte.
    Dann brachen die Eindrücke ebenso plötzlich ab, wie sie begonnen hatten. Es würde einige Zeit dauern, bis Gabe sie aufgenommen und verstanden hatte.
    Jetzt bin ich an der Reihe, sagte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher