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Fey 03: Der Thron der Seherin

Fey 03: Der Thron der Seherin

Titel: Fey 03: Der Thron der Seherin
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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zu finden. Vor Jahren, bevor Caseo, ihr Anführer, ermordet worden war, waren sie der Lösung schon ganz nahe gewesen. Sein Tod hatte sie gelähmt, und nun waren sie trotz aller Bemühungen so ratlos wie zuvor.
    Nur die Hüter konnten Zaubersprüche erfinden. Hüter beherrschten ein wenig von allen Zauberkünsten der Fey. Kein Fey verfügte jedoch über alle magischen Kräfte seines Volkes. Die Fey unterteilten sich in solche mit heilender Magie, wie Domestiken, Schamanen und Heiler, und solche mit militärisch nutzbaren magischen Fähigkeiten, wie die Fußsoldaten, Doppelgänger und Visionäre. Nur wenige Fey gehörten beiden Lagern an: zum Beispiel Gestaltwandler, Tierreiter und Zaubermeister, aber auch diese entschieden sich schließlich zwischen Militär oder häuslichem Bereich, nachdem sich ihre Zauberkräfte im jugendlichen Alter offenbart hatten.
    Rugar wünschte, die Fey besäßen noch viel mehr magische Kräfte. Aber wenn sie erst einmal das Geheimnis des Giftes gelüftet hatten, würden sie sich die Insel unterwerfen.
    Neuerliches Hufgetrappel lenkte ihn von seinen Gedanken ab. Diesmal mußte es mehr als ein einzelnes Pferd sein. Wieder zog er den Bogen auf den Schoß und hielt den Atem an. Zwischen dem ersten und dem zweiten Trupp war mehr Zeit vergangen, als er erwartet hatte. Es war schon Jahrzehnte her, seit er zuletzt allein auf einem Baum gesessen hatte, und niemals hatte er sich ohne eine große Streitmacht im Rücken in eine solche Lage begeben. Als Junge, bevor seine Zauberkräfte offenbar wurden, hatte er in der Armee seines Vaters als Späher gedient. Heute ruhte die gesamte Verantwortung allein auf seinen Schultern.
    Am Horizont erschienen vier Reiter, jeweils zwei und zwei nebeneinander. Die Männer trugen braune Hosen und Waffenröcke, die neue Uniform der Königlichen Wache. Der König hatte befohlen, die Kleidung seiner Wache zu ändern, als er merkte, daß die frühere Uniform eine ideale Zielscheibe abgab. Die Köpfe der Männer waren unbedeckt, die Haare kurz geschoren. Als sie näher kamen, erkannte Rugar einen von ihnen: Monte, den Hauptmann der Königlichen Wache. Monte war ein fleischiger Mann mittleren Alters, von rötlicher Gesichtsfarbe und voller Haß auf die Fey. Er war es gewesen, der Rugar auf dem Bankett nach Jewels Hochzeit beleidigt hatte, und nur Jewels Bitten, die Zeremonie zu einem friedlichen Ende zu bringen, hatten Rugar davon abgehalten, ihm die gebührende Antwort zu erteilen.
    Rugars Informationen waren zutreffend gewesen. Der König besuchte auf seinem ersten Ritt durch das Land seit der Ankunft der Fey auch die Sümpfe von Kenniland, ja, er richtete sogar sein besonderes Augenmerk auf diesen Landstrich, der historisch gesehen eine Brutstätte politischer Rebellion war. Es waren die Bewohner der Sümpfe gewesen, die vor mehreren Generationen den Bauernaufstand angeführt hatten.
    Vor Rugars Ankunft auf der Blauen Insel hatte er deren Geschichte nicht gekannt. Er wußte nur, daß die Insel reich war und zwischen den Kontinenten Galinas und Leutia lag. Die Fey hatten gerade Galinas erobert und kontrollierten damit drei der fünf Kontinente auf der ganzen Welt. Leutia war der nächste. Hätte sein Vater, der Schwarze König, sich nicht gegen diesen Feldzug gestellt, könnten die Fey schon längst auf Leutia sein.
    Oder tot. Es gab keine Garantie, daß die Hüter seines Vaters ein Gegengift gefunden hätten. Aber die Hüter seines Vaters hielten sich, ebenso wie der Schwarze König selbst, zur Zeit in Nye auf, dem Land am westlichen Zipfel von Galinas.
    Die Reiter näherten sich schweigend. Die Pferde waren hochgezüchtete Tiere, stolze, feurige schwarze Hengste. Um sie zu bändigen, mußten die Männer schweres Zaumzeug benutzen. Wenn die Tiere auch nur ein wenig scheuten, würden sich die schlechteren Reiter nicht mehr im Sattel halten können.
    Das war jedenfalls die Technik, derer sich Rugar bedient hätte, wenn eine Streitmacht hinter ihm stünde. Allein, wie er war, mußte er auf sein Ziel warten.
    Den König.
    Die vier Wachen sondierten das Terrain. Sie blickten prüfend über die sumpfige Ebene und in die Kronen der Bäume. Rugar verhielt sich absolut ruhig. Wenn er diese Vorhut unbehelligt vorbeiziehen ließ, würde auch der König kein Mißtrauen hegen. Monte spähte jetzt zu dem Baumwipfel hinauf, in dem Rugar hockte. Rugar hielt den Atem an. Fast hatte er das Gefühl, ihre Blicke träfen sich. Dann senkte Monte den Kopf wieder. Die Männer ritten langsam
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