Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fey 03: Der Thron der Seherin

Fey 03: Der Thron der Seherin

Titel: Fey 03: Der Thron der Seherin
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
Vom Netzwerk:
die Flamme hing unbeweglich in der Luft, als sei sie gegen eine Mauer gestoßen. Schließlich erlosch sie und hinterließ einen kleinen schwarzen Rauchring.
    Rugar war das kleine Zwischenspiel völlig entgangen. Er blickte immer noch erwartungsvoll auf Streifer, als müßte dieser etwas sagen.
    Das hatte Streifer nicht vor. Er hatte absichtlich mit einer Flamme begonnen, denn normalerweise war nicht einmal ein Zaubermeister in Coulters Alter dazu imstande, Feuer zu kontrollieren. Erst nach der Pubertät entfaltete sich die magische Kraft vollständig. Solange wiesen die Kinder nur Andeutungen und lose Enden auf, die sie mit ihrer zukünftigen Bestimmung verbanden. Mit Hilfe dieser Bänder konnten sie verschiedene Zauber senden und empfangen, aber sie konnten sie nicht auslösen.
    Streifer blinzelte und suchte durch das Grau nach einem solchen geistigen Band. Eines führte von Coulter zu Gabe. Streifer warf Rugar einen Blick zu und fragte sich, ob er Bescheid wußte. Wahrscheinlich. Dieses Wissen mußte ihn auf Coulters Spur gebracht haben. Ein anderes Band verlief durch das Domizil und die dahinterliegenden Hütten. Streifer verfolgte es nicht weiter. Es hatte die blaue Farbe der Eltern, und wer den Jungen aufgezogen hatte, würde davon profitieren.
    Streifer ging statt dessen den kräftigen blauen Bändern nach, die zum Torkreis hinausführten. Diese waren alt, es war eine Fährte, die für jemanden gelegt worden war, der ihr nicht gefolgt war oder nicht hatte folgen können.
    »Wie alt warst du, als du ins Schattenland gekommen bist?« fragte Streifer.
    Coulter zuckte zusammen. Er hatte nicht damit gerechnet, daß Streifer ihn ansprechen würde. Hatte er Streifer auf seinen Verbindungen gespürt?
    »Ich konnte laufen.« Die Stimme des Jungen war kräftig und wohlklingend. Aufgrund der Verbindungen sah Streifer, wie glitzernde Funken um den Mund des Jungen funkelten. Er verfügte auch über die Macht eines Hexers.
    Für ein Kind waren diese Fähigkeiten bereits viel zu weit entwickelt.
    »Solanda hat ihn hergebracht«, sagte Rugar. »Er war damals noch ein kleines Kind.«
    Streifer achtete nicht auf Rugar. Nicht Rugars Antworten interessierten ihn, sondern das, was Coulter sagte.
    »Wer hat dir das Zaubern beigebracht?« fragte Streifer.
    »Niemand«, erwiderte Coulter. »Ihr denkt alle, daß ich anders bin als ihr.«
    »Du siehst anders aus«, gab Streifer zu bedenken.
    »Das heißt nicht, daß ich anders bin.«
    O doch, das bist du, übermittelte Streifer dem Jungen in einem Schweif aufblitzenden Lichts. Das Licht hinterließ eine schwache Spur zwischen ihnen.
    Coulter blockierte das Licht ebenso mühelos wie die Flamme. Als es erlosch, spürte Streifer ein leichtes Ziehen an der Stirn. Der Junge hatte ihn gezwickt. Und zwar mit Absicht.
    »Entweder du läßt mich freiwillig hinein, oder ich verschaffe mir auf eigene Faust Zutritt«, sagte Streifer.
    Coulter schob die Unterlippe vor und schüttelte den Kopf.
    Es war nur eine winzige Bewegung. Streifer war sich nicht einmal sicher, ob Rugar sie wahrgenommen hatte.
    Der Junge war geschützt. Deswegen konnten ihn die Flammen und das Licht nicht erreichen; es war, als trüge er einen Schild. Er trug einen Schild. Um seinen ganzen Körper.
    Aber er war noch ein Kind. Er hatte gewiß eine Stelle übersehen.
    Streifer sandte eine neue Frage ab … Wer hilft dir? … und bohrte mit dem Licht ein kleines Loch in den Boden vor Coulters Füßen, schnellte dann hoch und berührte die Zehen des Jungen. Coulter versuchte, seinen Schild herabzulassen, aber es war zu spät. Die Botschaft war bereits eingedrungen.
    Coulter runzelte die Stirn.
    Dann war er plötzlich von schimmernder Luft umgeben, und ein Lichtblitz löste sich von seiner Stirn. Streifer hatte nicht einmal Zeit, abwehrend die Hand zu heben. Der Lichtstrahl traf ihn mit der Kraft von zehn Männern, und er taumelte rückwärts zu Boden. Die Luft wurde aus seinen Lungen gepreßt, und während er nach Atem rang, fühlte er Coulters Antwort mehr, als daß er sie hörte.
    Niemand hilft mir. Mir hat noch nie jemand geholfen. Niemand wird mir je helfen.
    Der Junge drehte sich um und rannte die Stufen empor. Er öffnete die Tür des Domizils und schlug sie hinter sich zu.
    Rugar wollte ihm hinterherlaufen, doch Streifer hielt ihn am Bein fest. Rugar sah verwundert nach unten, und Streifer schüttelte den Kopf.
    Dann holte er tief Luft. Rugar kauerte sich neben ihn. »Alles in Ordnung?«
    Streifer nickte. Er rieb sich die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher