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Fey 03: Der Thron der Seherin

Fey 03: Der Thron der Seherin

Titel: Fey 03: Der Thron der Seherin
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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mich.«
    »Am Ende ist Liebe nicht mehr wert als ein Eimer voller Pisse.«
    »Wenn ringsum Dürre herrscht, kann ein Eimer Pisse sehr wertvoll sein.«
    Darauf wußte er keine passende Antwort. Einer der Gründe, warum er sie als Adoptivmutter ausgewählt hatte, war die Tapferkeit, die sie jetzt zeigte. Er wußte, sie würde den Jungen immer beschützen.
    In dieser Hinsicht hatte er sich nicht getäuscht.
    »Ich werde Gabe nichts zuleide tun«, wiederholte er.
    »Vielleicht nicht absichtlich, schließlich ist er alles, was du noch hast«, sagte sie. »Aber wenn er diese Verbindung braucht, um zu überleben, und du durchtrennst sie, dann wirst du von mir hören – und von allen anderen auch. Coulter hat gesagt, Gabe lebt, solange er selbst lebt. Vergiß das nie. Und füge meinem Sohn keinen Schaden zu.«
    »Hab doch ein wenig Vertrauen zu mir«, sagte Rugar.
    Sie zog ihre Hand unter seiner weg. »Bei deiner Vergangenheit ist es schwierig, dir auch nur ein wenig Vertrauen zu schenken.«

 
32
     
     
    Die Hüter blickten einander über den langen Tisch hinweg an. Von dort, wo Streifer saß, vom Ende des Tisches, sahen ihre kahlen Köpfe alle gleich aus. Die langen Roben, die sie anlegten, wenn sie zu Hütern ernannt wurden, wirkten wie eine Verkleidung. Als Jüngster und Unerfahrenster – er war erst seit sechs Jahren Hüter und mußte noch einen wirksamen Zauber ersinnen – saß er dem Feuer am nächsten. Der Schweiß rann ihm von der Stirn und tropfte vom Kinn auf seine Kutte.
    Offiziell leitete Rotin die Gruppe, aber sie war seit einiger Zeit immer häufiger damit beschäftigt, ihre Kräuter zu zerstampfen, sie sich auf die Zunge zu legen und sich in Ekstase zu versetzen. Da den Hütern sexuelle Kontakte untersagt waren, verschaffte sich der eine oder andere mit Hilfe der Kräuter einen akzeptablen Ersatz dafür. Als Streifer zum Hüter ernannt worden war, hatte Rotin ihre Kräuter noch in aller Heimlichkeit genommen. Jetzt griff sie danach, sobald das Verlangen sie überkam, und es war ihr völlig gleichgültig, wer sie dabei beobachtete, wenn ihr Gesicht rot anlief und ihre Augen glasig wurden.
    Die übrigen Hüter, der kümmerlich zusammengeschrumpfte Rest der einst so stolzen Hüter des Zaubers, warteten geduldig, bis ihre Zuckungen nachließen, und fuhren dann in ihrer Besprechung fort, als sei nichts geschehen.
    Und meist geschah in der Tat nichts.
    Vor vier Jahren hatte eine Rotkappe Caseo umgebracht, den begabtesten Hüter von allen. Rotkappen verfügten über keinerlei Zauberkraft, und Caseo hatte vermutet, daß das Gift der Inselbewohner nur bei Menschen mit Zauberkraft wirkte. Er hatte einer Kappe befohlen, sich für diesbezügliche Experimente zu Verfügung zu stellen. Der Auserwählte war daraufhin geflohen und hatte Caseo nach seiner Rückkehr getötet.
    Rotkappen waren bedeutungslose Fey. Sie kümmerten sich nach und während der Schlachten um die Toten, und keiner scherte sich weiter um sie. Die Hüter wußten nur, daß die Rotkappe, die Caseo ermordet hatte, Fledderer hieß. Er glich den anderen Kappen aufs Haar, war klein, gedrungen und häßlich. Und er besaß keinerlei Zauberkraft. Eine Durchsuchung des Waldes war erfolglos geblieben. Es war ihm gelungen, nach dem Mord unterzutauchen, und niemand hatte die Angelegenheit weiter verfolgt.
    Abgesehen von Streifer. Zu seiner Überraschung hatte er festgestellt, daß er Caseo vermißte. Nicht, daß sie sich zu Caseos Lebzeiten gut verstanden hätten, aber zumindest hatte Caseo die Hüter wirklich geführt. Im Unterschied zu Rotin.
    Sie arbeiteten immer noch in derselben Hütte wie früher, hatten immer noch ein paar Fläschchen, mit denen sie herumexperimentierten, aber seit zwei Jahren benutzten sie kein Gift mehr dafür. Ebensowenig wie die Haut und das Blut der letzten Schlachten. Rotin rief sie nur einmal in der Woche zu einer Versammlung zusammen, doch die meisten Hüter gingen inzwischen eigene Wege und unterhielten einen mehr oder weniger schwungvollen Handel mit den Domestiken, denen sie im Gegenzug für zusätzliches Essen oder eine Privathütte kleine Zauberkünste verrieten.
    Streifer hatte das Gefühl, daß er der einzige war, der sich noch mit dem Gift beschäftigte, aber er kam dabei keinen Schritt weiter. Rotin brachte ihm nichts bei, obwohl es eigentlich ihre Aufgabe gewesen wäre. Ein neuer Hüter ging immer beim ältesten in die Lehre. Doch Streifer stand nichts als seine eigene Begabung und Erfahrung zur Verfügung, um
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