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Fey 03: Der Thron der Seherin

Fey 03: Der Thron der Seherin

Titel: Fey 03: Der Thron der Seherin
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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eine dichte Nebelbank, so dicht, daß man selbst das Haus am nahen Ufer nicht mehr sehen konnte. Der Vergleich hinkte, er konnte alles im Schattenland sehen, aber es schien aus dem Nebel herauszuwachsen. Keine Bäume, kein Boden, keine Tiere. Nichts als Häuser, Fey und ein tiefes Grau.
    Rugar sprach mit lauter Stimme, aber es war unmöglich, die Worte zu verstehen. Rotin antwortete ihm, ihre Stimme war leiser. Rugar entgegnete etwas, und dieses Mal hörte Streifer ein Wort, bei dem ihn ein Schauer überlief.
    Zaubermeister.
    Vor Jahren hatte er einmal einen Zaubermeister gespürt und sogar einen Zauber für ihn ersonnen, aber Caseo hatte ihn ausgelacht und gesagt, der Zauber sei wertlos. Kein Zaubermeister sei auf die Reise zur Blauen Insel mitgekommen. Die Truppe verfügte nur über eine zweitklassige Schamanin und einen Blinden Visionär. Aber selbst ein Blinder Visionär hätte Sehen müssen, daß diese Reise von Anfang an unter einem schlechten Stern stand.
    Rugar hatte überhaupt nichts Gesehen.
    Streifer war damals noch zu jung gewesen, um die Verschwörung zu erkennen, und die anderen waren zu uninformiert. Caseo hatte es gewußt, aber ebenso wie Rugar hatte er geglaubt, die Fey seien stark genug, um alle Widrigkeiten zu überwinden.
    Die Unterhaltung hatte sich inzwischen in lautstarkes Geschrei verwandelt, dann flog die Tür auf, und Rugar stand auf der Schwelle. Er schlug die Tür hinter sich zu und wirbelte herum, eine Bewegung, die ihre dramatische Wirkung jedoch verfehlte, da er keinen Umhang trug. Sie ließ ihn nur noch kleiner erscheinen.
    »Vier Jahre ohne jedes Resultat?« sagte er. Seine Stimme war immer noch laut. »Nichts?«
    Streifer zuckte die Achseln. »Manche von uns haben es versucht. Aber allein ist es eben nicht zu schaffen.«
    »Vier lange, ergebnislose Jahre stecken wir schon hier fest.« Rugar hatte die Stimme gesenkt, und es schien, als führte er Selbstgespräche. »Nichts.« Dann blickte er auf. »Glaubst du, du könntest ein Gegengift finden?«
    Streifer fühlte, wie seine Kehle plötzlich trocken wurde. Er hatte schon einmal geglaubt, die Lösung gefunden zu haben, aber Caseo hatte ihn daran erinnert, daß es niemanden gab, um sie auszuprobieren. »Ich denke schon«, erwiderte er. »Wenn du mich dem Zaubermeister vorstellst, den du erwähnt hast.«
    Rugar stemmte die Hände in die Hüften. »Hast du uns etwa belauscht?«
    Streifer schüttelte den Kopf. »Das spielt doch keine Rolle. Ich hätte ohnehin drinnen bei den anderen sein sollen.«
    Rugar lächelte. »Ja«, stimmte er zu. »Eigentlich schon.« Das Lächeln verschwand. »Ich weiß nicht genau, ob wir einen Zaubermeister unter uns haben. Wenn ja, dann ist seine Herkunft sehr ungewöhnlich.«
    Ungewöhnliche Herkunft. Nicht über das Infrin-Meer. Gabe? Er schien der einzige zu sein, der in Frage kam. »Ich kann ihn prüfen, wenn du willst.«
    Rugar legte den Kopf nachdenklich zur Seite. »Eigentlich ist das die Aufgabe der Schamanin.«
    »Sie kann ihn nicht den Prüfungen unterziehen, die dafür erforderlich sind. Wir müssen wissen, ob wir einen Zaubermeister unter uns haben und ob er mächtig genug ist. Die Schamanin wird nur Hinsehen und eine ungewisse Vorhersage für eine Zukunft abgeben, die sie nicht näher erläutern wird.« Das Herz des jungen Hüters pochte aufgeregt. Er hatte sich nicht bewegt, fürchtete aber, daß er zu großen Eifer zeigte. Er war bei einem Zaubermeister aufgewachsen und war dabeigewesen, als zuerst die Schamanin und anschließend die Hüter gekommen waren, um diesen zu prüfen. Den entscheidenden Moment, als die Hüter mit einer besonderen Mischung aus Schock und Ehrfurcht auf seinen Freund geblickt hatten, würde er niemals vergessen.
    Zaubermeister waren die mächtigsten und am meisten gefürchteten Fey.
    »Nun gut«, sagte Rugar bedächtig. »Je schneller wir es wissen, desto besser.« Dann schritt er mit neuerwachter Energie die Stufen hinab.
    Streifer erhob sich und folgte ihm. Sie schlugen den Weg zum Domizil ein. Rugar wies Streifer an, draußen zu warten, und ging selbst hinein.
    Streifer hatte nicht erwartet, daß sie zum Domizil gehen würden. Er hatte damit gerechnet, daß Rugar ihn zur Hütte der Irrlichtfänger führte. Das Domizil machte ihn nervös. Schon die Ausmaße des Gebäudes waren einschüchternd, und in der Vielzahl von Räumen, die sich darin befanden, lebten vorwiegend Fey, die er entweder nicht kannte oder nicht mochte. Der im vorderen Teil des Gebäudes liegende Trakt
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