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Fey 03: Der Thron der Seherin

Fey 03: Der Thron der Seherin

Titel: Fey 03: Der Thron der Seherin
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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der Heiler löste ein Gefühl der Unbehaglichkeit und Unzulänglichkeit in ihm aus, als könnte er diesem menschenfreundlicheren Teil der Zauberkunst nicht das Wasser reichen.
    Es war ihm noch niemals gelungen, einen Domestikenzauber auszuführen, obwohl man diese für die einfachsten und logischsten aller Zauber hielt. Vielleicht hing es damit zusammen, unter welchen Umständen er aufgewachsen war und mit wem er seine frühen Freundschaften geschlossen hatte, jedenfalls waren die sogenannten ›leichten‹ Aufgaben für ihn niemals leicht gewesen. Er konnte jedoch wunderbare, labyrinthisch angelegte Zauber ersinnen, die für Zauberer und Hüter gleichermaßen perfekt waren.
    Die magischen Sprüche für die Zaubermeister sind für uns alle ein Kinderspiel, mein Junge, hatte ihn Caseo belehrt. Sie füllen die Lücken und verleihen einem unbeholfenen Zauber Eleganz.
    Vielleicht. Aber vielleicht war es auch Caseos Eifersucht gewesen, die ihn so reden ließ. Vielleicht waren die Sprüche für Zaubermeister schwieriger als alle anderen. Vielleicht besaß Streifer Fähigkeiten, die denen Caseos überlegen waren.
    Das würde sich jetzt zeigen.
    Die Tür öffnete sich. Rugar trat heraus. Streifer trat zur Seite, um Gabe besser sehen zu können. Aber es war gar nicht Gabe, der Rugar folgte.
    Es war Coulter.
    Der kleine Inseljunge.
    Streifer runzelte die Stirn. Der Inseljunge. Wann hatte er zum ersten Mal jene Aura eines Zaubermeisters um ihn gespürt? Als Solanda ihn ins Lager gebracht hatte? War das wirklich schon so lange her? Wenn dem so war, dann war die Aura noch so schwach gewesen, daß niemand sonst sie bemerkt hatte.
    Schwach, weil sie von einem kleinen Kind ausgestrahlt wurde?
    »Das ist unmöglich«, sagte Streifer zu Rugar.
    Rugar nickte. »Vielleicht haben wir die Inselbewohner die ganze Zeit über sträflich unterschätzt.«
    Streifer ging vor dem Jungen in die Hocke. Zum ersten Mal sah er Coulter ganz bewußt an. Coulter versteckte sich nicht hinter Rugars Beinen, wie es die meisten anderen Kinder getan hätten. Er stand da und musterte Streifer aufmerksam.
    Coulter war zu klein für sein Alter, er mochte ungefähr … wie alt wohl? … fünf? sechs? … Jahre alt sein. Sein Haar hatte dieselbe flachsblonde Farbe, wie sie Streifer nur von den Inselbewohnern kannte. Seine runden Augen strahlten in eisigem Blau, und die Brauen waren nicht nach oben geschwungen, sondern zogen sich von dem Knochen über den Augen nach unten. Seine Nase war klein und dick, die Lippen rosa und voll, seine Ohren abgerundet, nicht zugespitzt. Sollte er Fey-Blut in sich haben, so war es im Laufe der Generationen in seinen Vorfahren untergegangen.
    Fey-Blut ließ sich nicht verbergen. Kein einziges Volk hatte sich mit den Fey verbunden, ohne sich dadurch äußerlich zu verändern. Sogar Gabe, dessen Vater ebenso blond und blauäugig war wie Coulter, hatte dunkle Haut, geschwungene Brauen und leicht zugespitzte Ohrläppchen.
    »Das ist unmöglich«, wiederholte Streifer.
    Coulter sah ihn stirnrunzelnd an. Etwas in den Augen des Jungen veranlaßte Streifer, tiefer zu blicken. Keine goldenen Flecken um die Pupillen. Nicht einmal ein Doppelgänger. Ein echtes Inselkind.
    Streifer versuchte, sich an die magischen Sprüche der Zaubermeister zu erinnern, die man ihm einst beigebracht hatte. Hüter und Zaubermeister konnten die unterschiedlichsten Zauber erlernen. Aber die Zaubermeister waren den Hütern noch überlegen. Hüter konnten die verschiedenen Zauber weder lange noch besonders gut anwenden. Zaubermeister vermochten jedoch, die unterschiedlichsten Zauber von allen Fey hervorzubringen, wenn man vielleicht von zufälligen neuen Talenten, die mitunter unerwartet auftauchten, absah.
    Coulter hatte den Mund zu einem dünnen Strich zusammengepreßt und beobachtete ihn. Die Augen des Jungen waren ungewöhnlich. Sie waren so wachsam wie die eines Erwachsenen und sprühten vor Intelligenz. Er schien zu wissen, daß Streifer gekommen war, um ihn zu überprüfen.
    Streifer hatte jetzt die Magie der Zaubermeister gefunden.
    Er ließ eine kleine Flamme züngeln. Sie war blau und im Grau des Schattenlandes fast unsichtbar. Sollte sie den Jungen treffen, würde er sich leicht verbrennen. Dann mußte er ins Domizil und von den Domestiken behandelt werden.
    Coulters Aufmerksamkeit wurde sofort von der Flamme gefangengenommen und kehrte dann zu Streifer zurück. Die Stirn des Jungen legte sich plötzlich in nachdenkliche Falten. Dann hob er die Hand, und
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