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Fey 03: Der Thron der Seherin

Fey 03: Der Thron der Seherin

Titel: Fey 03: Der Thron der Seherin
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Schattenland sei nicht länger notwendig. Rugar war anderer Meinung. Er hatte zwei Schattenländer errichtet: eines für die Schiffe und eines zum Schutz seiner Krieger. Nur Visionäre konnten Schattenländer erschaffen. Dabei handelte es sich um Behältnisse von einer solchen Größe, daß hundert Riesen sie nicht hätten tragen können. Diese Kisten waren für das normale Auge unsichtbar und nur erkennbar für den, der sich darin befand. Kreise aus kleinen Lichtern kennzeichneten die Türen. Einmal erschaffen, waren Schattenländer ein fester, sicherer Schutz, bis der Visionär, der sie errichtet hatte, sie wieder zerstörte oder starb.
    Gedämpfter Hufschlag erregte Rugars Aufmerksamkeit. Er griff nach seinem Bogen, lehnte sich vor und spähte durch die Blätter. Ein einzelner Reiter im schwarzen Talar der Daniten kam in Sicht. Sein Kopf war kahl, seine Füße nackt. Das kleine silberne Schwert, das er um den Hals trug, funkelte in der Sonne. Bevor Rugar sich in die Sümpfe aufgemacht hatte, hatte er Informationen über die Gegend eingeholt. Zur Durchführung der täglichen religiösen Zeremonien waren den umliegenden Gemeinden Daniten zugeteilt. Daniten waren die Ordenspriester der Blauen Insel. Dieser Danite mußte entweder aus dem Tabernakel oder vom König kommen.
    Wahrscheinlich stellte er die Vorhut des Königs dar. Seit Jewel, Rugars Tochter, vor einigen Jahren in den Königspalast gezogen war, war der König klüger geworden.
    Am Rande des Sumpfes zügelte der Danite sein Pferd und sah sich um. Außer den Bäumen, die in Dreier- oder Vierergruppen am Rand der Tümpel wuchsen, war das flache Land öde und verlassen. Die Ankunft des Daniten hatte die Vögel aufgescheucht, und Dutzende von ihnen stiegen mit lautem Flügelschlag in die Morgenluft.
    Perfekt.
    Rugar zog einen Pfeil aus dem Köcher und legte ihn schußbereit auf die Sehne. Langsam hob er die Waffe und nahm den Daniten ins Visier. Aber Rugar spannte die Sehne noch nicht. Er wartete nur und zielte, bereitete sich auf den entscheidenden Augenblick vor.
    Seine behutsamen Bewegungen verschoben nicht ein einziges Blatt.
    Wie geplant.
    Seine Ausbildung als Sohn des Schwarzen Königs, seine Aufgabe als führender Visionär, all die Jahre als militärischer Anführer hatten Rugars Bewegungen eine Präzision verliehen, über die die meisten Menschen nicht verfügten. Obwohl er seit fünf Jahren keine richtige Vision mehr gehabt hatte, konnte er noch immer kleine Schattenländer errichten und mit erstaunlicher Genauigkeit unsichtbare Ziele in der Luft erschaffen. Das hatte er während seiner Übungen mit Pfeil und Bogen gelernt. Im vergangenen Jahr hatte er seine Treffsicherheit so weit gesteigert, daß er sein Ziel nur noch verfehlte, wenn seine Konzentration gestört wurde.
    Heute würde er sich durch nichts auf der Welt ablenken lassen.
    Der Danite schnalzte mit der Zunge. Das Pferd setzte sich in Bewegung und scheuchte dabei weitere Vögel auf. Rugars Blick folgte ihnen, bis er sie durch die kleinen Öffnungen in der Blätterwand nicht länger sehen konnte. Dann steckte er den Pfeil zurück in den Köcher und lehnte den Bogen an seinen Platz gegen den Stamm.
    Er war beschämt, daß es so weit mit ihm gekommen war. Ein einsamer Attentäter auf einem Baum. Hätte seine Tochter vor Jahren auf ihn gehört, wären die Fey jetzt längst Herrscher der Blauen Insel.
    Statt dessen hatte seine Tochter einen zufälligen Fehlschlag mit einer endgültigen Niederlage verwechselt und mit den Inselbewohnern über Frieden verhandelt. Einen Frieden, für den sie sich selbst durch ihre Hochzeit mit dem Prinzen der Insel geopfert hatte. Jewel hatte gehofft, daß dieses Zugeständnis die Fey und die Inselbewohner einen würde. Tatsächlich hatte sie den Krieg damit beendet, aber Einheit hatte die Heirat nicht bewirkt. Man hatte Rugar berichtet, daß die Fey, die außerhalb des Schattenlandes in Burdens Lager lebten, aus Angst vor dem Gift immer noch vor jedem Inselbewohner die Flucht ergriffen.
    Das Gift. Ohne das Gift hätten die Fey die Blaue Insel innerhalb weniger Stunden in ihre Gewalt bringen können. Die Inselbewohner benutzten die Flüssigkeit bei ihren religiösen Ritualen als Weihwasser und hatten nur durch Zufall entdeckt, daß sie die Eigenschaft besaß, die Fey auf grausame und scheußliche Weise zu töten. Die Hüter des Zaubers, die alle magischen Sprüche der Fey erfanden, waren bei Rugar im Schattenland geblieben und versuchten noch immer, einen Gegenzauber
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