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Fey 03: Der Thron der Seherin

Fey 03: Der Thron der Seherin

Titel: Fey 03: Der Thron der Seherin
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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weiter, um alles sorgfältig auszukundschaften. So konnte Rugar sie genauer betrachten. Die drei anderen Wachen hatte er noch nie gesehen. Es waren alles ältere Männer, mindestens drei oder vier Jahrzehnte alt. Sie waren ebenso kräftig gebaut wie Monte und blickten ebenso kämpferisch drein. Ihre Augen waren blaßblau, ihre Gesichtsform eher rund.
    Sie waren kleiner und gedrungener als die Fey, aber ihr vierschrötiger Wuchs verbarg geballte Kraft. Einige Infanteristen der Fey hatten dies schmerzlich am eigenen Leibe erfahren müssen.
    Sie ritten zum Greifen nah an Rugars Baum vorbei. Der sanfte Wind trug Rugar den Geruch des Pferdeschweißes in die Nase. Er sah ihnen nach und holte tief Luft. Das mußten alle Kundschafter gewesen sein. Im nächsten Trupp ritt der König selbst.
    Wenn Jewel jemals herausbekam, was Rugar hier tat, würde sie ihn hassen. Aber er hatte ihr schließlich vier Jahre Zeit gelassen, das Problem zu lösen. Vier Jahre, um die Insel unter die Kontrolle der Fey zu bringen. Als sie ihm damals ihren Plan unterbreitet hatte, hatte sie versprochen, die Inselbewohner zu täuschen, sobald sie erst einmal Zugang zum Palast gefunden hätte. Aber inzwischen war sie ihrem merkwürdigen Charme völlig verfallen. Sie hatte noch nicht einmal gemerkt, daß das Kind, das sie aufzog, ein Wechselbalg war. Gabe, ihr richtiger Sohn, befand sich, seit er weniger als eine Woche alt war, im Schattenland.
    Wenn Jewel es bis jetzt nicht geschafft hatte, die Inselbewohner zu hintergehen, würde sie es niemals tun. Der erste Besuch des Königs in seinen Provinzen lieferte Rugar die Chance, auf die er schon lange gewartet hatte.
    In der Ferne erhob sich eine kleine Staubwolke. Rugar lächelte. Der König ritt inmitten eines Trupps, der groß genug war, selbst auf dieser schmalen Straße Staub aufzuwirbeln. Rugar packte den Bogen, legte ihn quer über seinen Schoß und plazierte einen Pfeil auf der Sehne.
    Mehr als eine Chance würde er nicht bekommen.
    Als die Staubwolke größer wurde, trug ihm die klare Luft das Geräusch vieler Hufpaare zu. Heutzutage reiste der König nicht mehr allein. Vor der Invasion der Fey war er nur in Begleitung zweier Wachen geritten, und sogar diese hatte er oft weggeschickt, um allein mit seinen Untertanen zu sprechen. Aber nach der Invasion hatte er diese Angewohnheit sofort bleibenlassen und überall auf der Insel Weisungen zum Schutz der Inselbewohner vor den Fey erlassen. Manchmal glaubte Rugar, sein größter Fehler sei es nicht gewesen, sich seinem Vater zu widersetzen, sondern den König der Insel unterschätzt zu haben.
    Noch mehr Staub wirbelte auf. Rugar hob den Bogen, rückte den Schaft des Pfeils auf der Sehne zurecht und wartete. Jetzt konnte er einzelne Gestalten ausmachen – ein Dutzend Männer, vielleicht auch mehr. Trotz allem, was er dazugelernt hatte, hatte der König noch nicht begriffen, daß auch Frauen hervorragende Soldaten abgaben. Die für die Inselbewohner typische Geringschätzung von Frauen war zweifellos für einen Teil der Probleme verantwortlich, gegen die Jewel im Palast anzukämpfen hatte.
    Rugar warf einen Blick auf den tanzenden Lichterkreis über seinem Kopf. Noch immer da. In Warteposition. Die Zauberkräfte waren mit ihm. Blieb er nicht am Leben, war alles umsonst. Jewel würde es nicht verstehen, die veränderten Umstände auszunutzen, und Gabe war noch zu jung. Rugar mußte sie alle nach wie vor anführen.
    Jetzt konnte er auch einzelne Gesichter erkennen, von denen ihm einige von seinen kurzen Zusammentreffen mit den Inselbewohnern vertraut waren. Lord Stowe ritt zur Rechten des Königs. Er trug keinen Hut auf dem kahl werdenden Kopf, aber er hatte die langen braunen Locken straff aus dem Gesicht nach hinten gekämmt und dort gebunden. Er hielt die Zügel mit einer Geziertheit, die sein Geschick als Unterhändler Lügen strafte.
    Zur Linken des Königs ritt Lord Enford. Er war so schlank, daß er fast hager zu nennen war, mit tiefliegenden Augen und eingefallenen Wangen. Sein blondes Haar, das er ebenfalls zurückgebunden hatte, war dünn und zerzaust. Er war älter als die übrigen Berater des Königs, aber, wie Rugar während ihres zweiten Zusammentreffens im Palast nach Jewels Hochzeit hatte feststellen müssen, gerissen wie ein Fuchs.
    Vier Wachen ritten an der Spitze und vier am Ende, während vier weitere den König und seine Edelleute flankierten. Eine große Truppe. Rugar begann sich zu fragen, ob es sich um mehr als nur eine
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