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Fey 03: Der Thron der Seherin

Fey 03: Der Thron der Seherin

Titel: Fey 03: Der Thron der Seherin
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Ebene verbergen konnten. Er verfügte noch immer über eine gewisse Visionäre Kraft. Aber um zu wissen, was als nächstes passieren würde, benötigte er diese Kraft nicht.
    Die Inselbewohner würden völlig verwirrt und verängstigt sein. Träte Jewel in die Lücke, die der Tod des Königs hinterließ, nun gut. Aber wenn nicht, würde Rugar selbst es tun. Der erste Schritt war getan. Bei Einbruch der Dunkelheit würde er seinen Hochsitz verlassen und zurück nach Jahn wandern. Dann würde er den zweiten Schritt tun.
    Anders als seine Tochter und ihr Freund Burden, erinnerte Rugar sich nämlich noch sehr gut an sein ursprüngliches Ziel. Die Fey würden die Blaue Insel endlich ihrer Herrschaft einverleiben. Dann waren die letzten fünf Jahre nur noch eine Fußnote in der Geschichte, nicht mehr ein verlorener Krieg, sondern nur eine unglückliche erste Schlacht.

 
3
     
     
    An der Tür zur Kinderstube des Palastes blieb Jewel stehen, die Hand auf den gewölbten Bauch gelegt. Das Ungeborene trat sie heftig, und diese Tritte, zusammen mit den ständigen Schmerzen in ihrer Brust, machten sie leicht benommen. Außerdem war sie immer leicht aufgeregt, wenn sie die Kinderstube betrat. Der Raum war düster und trostlos, ganz gleich, was sie unternahm, um ihn freundlicher zu gestalten. Die Steinwände waren so grau wie die Wände eines Schattenlandes, und der Kamin zeigte nur wenig Wirkung. Jedesmal, wenn Jewel das Zimmer betrat, öffnete sie die dicken Vorhänge und ließ Luft und Sonne herein. Kaum war sie gegangen, zog die Kinderfrau alles wieder zu.
    Einen Unterschied machte das freilich nicht. Sebastian hatte sich nicht von seiner Spieldecke gerührt. Er saß da, die Hände auf den plumpen Oberschenkeln, die Beine ausgestreckt, und starrte ins Feuer, genauso, wie sie ihn vor einer Stunde zurückgelassen hatte. Die ausgestopften Soldatenpüppchen, die das Kindermädchen für ihn angefertigt hatte, die kleinen Kutschen auf den geschmirgelten Rädern, all das interessierte ihn nicht. Nichts interessierte ihn.
    Das Kind in ihrem Bauch trat wieder zu. Ihre Ängste, was dieses Kind betraf, hatte Jewel Nicholas verschwiegen. Auch Sebastian hatte sich in ihrem Bauch so stark bewegt, vielleicht sogar noch stärker, aber jetzt war er ein stumpfes, teilnahmsloses Kind, das in sich nicht die besten Eigenschaften seiner Eltern vereinte, sondern ihre schlechtesten. Hätte jemand Jewel vorher erzählt, daß eine Vermischung des Blutes von Inselbewohnern und Fey ein Kind ergeben würde, das nicht einen Funken Verstand zu besitzen schien, hätte sie dieses Experiment niemals gewagt.
    Jedenfalls nicht auf diese Weise.
    Ein Leben ohne Nicholas konnte sie sich nicht mehr vorstellen. Trotz ihrer Verschiedenheiten paßte er besser zu ihr als jeder andere Mann, den sie kannte. Sie streichelte die gespannte Haut über ihrem nächsten gemeinsamen Kind. Trotzdem hatte sie versucht, eine erneute Schwangerschaft zu verhindern, indem sie sich alter Zauberkünste und Kräuter der Fey bediente. Es hatte nur einen Monat gedauert, da hatte Nicholas’ Kammerdiener das Kräuterbündel entdeckt und weggeworfen.
    Nur einen Monat.
    Trotz allem konnte Jewel sich nicht dazu überwinden, sich des Kindes zu entledigen. Sie gestattete sich die leise Hoffnung, dieses Kind würde anders sein, dieses Kind würde alle guten Eigenschaften, die der Inselbewohner und die der Fey, in sich vereinen. Dieses Kind würde so sein wie jeder andere Fey-Mischling: mächtiger als alle übrigen Menschen.
    Die Märchen und Legenden der Fey hatten immer behauptet, die Fey brauchten, abgesehen von Land, frisches Blut, um ihre Magie am Leben zu erhalten. Fremdes Blut versprach Frische, schuf Raum, in dem die Magie wachsen konnte. Auch reinblütige Fey-Ehen brachten mit Magie begabte Kinder hervor, aber die Zauberkraft nahm, geschwächt durch zu enge Verwandtschaft, von Generation zu Generation ab. Sich mit fremden Völkern zu vermischen veränderte die Magie, stärkte sie und brachte manchmal sogar neue Formen der Zauberkraft hervor. Die Legenden erzählten, die Fey hätten erst Visionäre bekommen, nachdem sie von den Eccrasischen Bergen herabgestiegen waren.
    Endlich ließ die Benommenheit nach. Jewel holte tief Luft und betrat die Kinderstube. Die Kinderfrau saß auf einem Stuhl beim Feuer und strickte. Jewel fragte sich, wie die Frau diese Hitze aushielt. Der Raum war schon doppelt so heiß, wie er sein sollte.
    Die Kinderfrau lächelte und nickte Jewel zu. Jewel nickte
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