Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fey 03: Der Thron der Seherin

Fey 03: Der Thron der Seherin

Titel: Fey 03: Der Thron der Seherin
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
Vom Netzwerk:
zurückzukehren, könnten sie nichts ausrichten.
    Ihr Stolz hielt Jewel vom Schattenland fern, hinderte sie daran, ihren Vater um Hilfe zu bitten. Trotzdem würde sie zurückkehren, wenn auch dieses neue Kind so war wie Sebastian.
    Um Hilfe zu bitten würde nicht einfach sein. Die Fey gewährten ihre Hilfe nicht so bereitwillig wie Inselbewohner, weil sie glaubten, einer Person, die sich nicht selbst helfen konnte, mangele es an Einsicht und Intelligenz. Wenn Jewel um Hilfe für ihre Kinder ersuchte, schwächte sie ihre eigene Position unter den Fey.
    Sie beugte sich vor, küßte Sebastian und glättete das dünne, struppige Haar auf seiner Stirn. Er wandte ihr langsam, fast unmerklich, den Kopf zu, und dann lächelte er.
    Ein echtes Lächeln.
    Und Jewels Herz schmolz. Für diese Augenblicke lebte sie, die Momente, in denen er wirklich nach ihr verlangte, sie tatsächlich wahrnahm. Dann kehrten all die Liebe und Hoffnungen zu ihr zurück.
    Sie umarmte ihn und wartete, bis er die Umarmung erwiderte. Sie genoß die zögernde Berührung seiner Hände auf ihrem Rücken.
    »Herrin?« Eine Männerstimme brach den Zauber. Jewel löste sich nicht sofort aus Sebastians Umarmung, denn das erschreckte den Jungen immer, sondern machte sich behutsam los. Dann küßte sie seine Hände, bevor sie sie ihm wieder in den Schoß legte.
    Sie drehte sich um, ohne aufzustehen. Sie haßte es, sich so unbeholfen zu fühlen. Wenn sie nicht schwanger war, bewegte sie sich noch geschmeidiger als Nicholas. Der Verlust ihrer Anmut in Zeiten der Schwangerschaft kam ihr wie eine unheilbare Behinderung vor.
    In der Tür stand einer der Pagen. Er konnte nicht älter als siebzehn sein, aber seine Stimme war schon so tief wie die eines ausgewachsenen Mannes. Als er merkte, daß Jewel ihn anblickte, deutete er eine Verbeugung an.
    »Herrin, Seine Hoheit bittet Euch zu kommen. Er sagt, ’s wär’ dringend.«
    Normalerweise hätte Jewel den Jungen angelächelt. Im Umgang mit den Inselbewohnern war sie geschickt. Sie erwarteten, daß Jewel ungeduldig und herrisch war, also war sie es nicht. Sie war bezaubernd, und das ließ ihre Umgebung vergessen, daß sie größer war als die meisten von ihnen, ihr Haar dunkel, wo ihres blond war, und ihre Züge fein, nicht grob wie ihre. Trotzdem fiel ihre dunkle Haut noch immer auf, und wenn Jewel sich rasch bewegte, zuckten die Inselbewohner zusammen, als fürchteten sie, sie werde sie im nächsten Moment in Schweine verwandeln. Aber mit der Zeit waren sie nachsichtiger geworden. Jewel hatte ihnen immer noch nicht beibringen können, sie nach Sitte der Fey mit ihrem Namen anzusprechen. Sie bestanden auf einem Titel, obwohl Jewel sich an die Bezeichnung »Hoheit« nie hatte gewöhnen können. »Herrin« war das Äußerste, was sie ertrug.
    »Hat er gesagt, worum es sich handelt?«
    Der Junge schüttelte den Kopf. »Muß was Schreckliches sein, Herrin. Als ihn die Nachricht erreichte, hat er laut aufgeschrien.«
    Jewel preßte die Hand fester auf ihr Herz. Hatte ihr Körper etwas vorausgesehen, von dem ihr Geist noch nichts wußte? An diesem Ort hatte sie bis jetzt nur klägliche Visionen gehabt. Sie war beunruhigt, daß sie noch nichts bezüglich ihres Sohnes Gesehen hatte.
    »Hat er die Versammlung einberufen?«
    Der Junge nickte.
    »Dann richte ihm aus, daß ich komme, so schnell ich kann.«
    Der Junge wartete nicht auf sie, sondern verneigte sich kurz und rannte davon. Jewel holte tief Luft, bevor sie die Hände auf den Stuhl stützte und sich hochzog. Sebastian beobachtete sie noch immer, aber in seinen dunklen Augen blitzte kein Erkennen auf.
    »Ich bin gleich zurück, mein Liebling«, sagte sie zu ihm. Dann warf sie der Kinderfrau einen Blick zu. »Sieh zu, daß du ihn dazu bewegen kannst, etwas anderes zu tun, als Löcher in die Luft zu starren.«
    »Jawohl, Herrin.«
    Wieder holte Jewel Luft und stemmte die Hand ins Kreuz. Das Baby konnte jeden Tag kommen. Was das betraf, war sie erleichtert. Sie wußte, daß dieser lästige Teil der Schwangerschaft vorübergehend war, trotzdem machte er ihr tief in ihrem Herzen angst. Sie, Jewel, die behendeste aller Fey, die beste Schwertkämpferin der Infanterie, war nicht in der Lage, sich flink zu bewegen oder sich zu bücken! Manchmal hatte sie Angst, ihre frühere Beweglichkeit nie mehr zurückzuerlangen und einen beträchtlichen Teil davon dem Kind in ihrem Leib opfern zu müssen.
    Aber bei Sebastian hatte sich diese Befürchtung nicht bewahrheitet. Wenn überhaupt,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher