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Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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Oaks nicht unterbuttern. Du bist kein übler Kerl. Du bist bloß blöd« , sagte Earl grinsend.
    Earl zog den Hahn zurück und setzte sich die Mündung des Smith & Wesson an die Schläfe. Er schaute Cholo in die Augen und lächelte erneut, dann drückte er ab.
    Es gab keinen Knall, genau genommen überhaupt keinen Ton, nicht einmal das metallische Klicken, wenn der Hammer auf eine leere Hülse schlägt.
    Earl hatte das Gefühl, als ob ihm ein Hitzeschwall vom Haus die Kleidung am Rücken versengte. Dann kamen die Männer mit den Hüten auf ihn zu, nahmen ihn an den Armen und führten ihn zu dem Feuerwehrwagen. Durch das schmutzige Fenster im Führerhaus meinte er Jeffs bleiches Gesicht zu sehen, den entsetzten Blick, mit dem er ihn vom Rücksitz aus anstarrte, ein Einschussloch unter einem Auge.
    Am nächsten Morgen fuhren Temple Carrol und ich in aller Frühe hinter Marvin Pomroy hinaus zum Tatort. Der Himmel war blau und wolkenlos, die Luft frisch, und die Bäume auf den Hügeln verfärbten sich allmählich.
    Das Haus der Deitrichs lag halb im Schatten, die mächtigen weißen Mauern waren mit Reif gesprenkelt. Goldbraun leuchteten die Chrysanthemen in den Blumenbeeten, und die schwarz-weiße Markise über der seitlichen Terrasse bauschte sich im Wind.
    »Seine Frau sagte, er hätte irgendwas von einem Feuerwehrwagen gebrüllt. Mit Cholo und toten Sklaventreibern an Bord. Als sie rauskam, hat er sich eine Kugel in den Kopf geschossen«, sagte Marvin.
    »Ein Feuerwehrwagen?«, sagte ich.
    »Er hat zwei von Hugos Deputys darauf angesprochen, dass drüben in der Klamm ein Brand ausgebrochen wäre. Weiter flussaufwärts gab es einen Brand, aber nicht hier in der Gegend«, sagte Marvin.
    »Wo ist Peggy Jean?«, sagte ich.
    »Im Krankenhaus. Man hat sie ruhig gestellt. Habe ich Ihnen schon erzählt, dass wir Stump haben?«, sagte Marvin.
    »Nein.«
    »Er ist droben auf dem Kamm hingefallen und hat sich das Bein gebrochen ... Macht Ihnen irgendwas zu schaffen?«
    »Nein, Sir«, erwiderte ich.
    »Meinen Sie etwa, weil Sie Peggy Jean bei ihrem Mann verpfiffen haben, wären Sie gewissermaßen mit dafür verantwortlich, dass Earl übergeschnappt ist?«, sagte Marvin.
    »Nein, ich meine überhaupt nichts, Marvin. Ich meine, wir sollten frühstücken gehen. Wollen Sie sich anschließen?«
    »Heute spielt die Football-Juniorenliga«, sagte er.
    Ich ging zurück zu meinem Avalon. Temple stand auf der anderen Seite und musterte den Boden.
    »Schau dir das an«, sagte sie und deutete auf die tiefen Abdrücke schwerer Profilreifen im Gras.
    »Hier waren allerhand Rettungswagen«, sagte ich.
    »Die sind nicht so schwer und haben schmalere Reifen. Außerdem führen die Spuren nicht zur Straße. Sie ziehen sich den Hang hinauf«, sagte sie.
    »Ich glaube, die Geschichte von den Deitrichs ist vorbei, Temple.«
    »Für mich nicht«, sagte sie und lief quer über den Rasen und den Hang hinauf.
    Wir folgten den Spuren bis zu einem Forstweg, der in Serpentinen zu dem Plateau und der Wiese über dem Haus hinaufführte. Das Gras hing voller schwerer Tautropfen, und mitten hindurch zogen sich zwei helle, ausgewalzte Streifen, die zu den steilen Klippen über der Klamm führten, in der Pete und ich Pfeilspitzen suchen gingen.
    »Ich glaub es nicht«, sagte Temple.
    Wir gingen zwischen den Reifenspuren entlang, bis wir hoch über der Klamm standen. Am Rand der Klippe war die Erde bis auf den blanken Fels abgehobelt, so als wäre dort ein Fahrzeug über die Kante gerollt und hätte sich in Luft aufgelöst. Die blaugrünen Wipfel der Kiefern tief unten waren in Schatten getaucht, doch die Zweige wirkten ebenmäßig und unversehrt. Dunst stieg aus dem Wasser auf, und dazwischen konnte man die Steine im Bachbett erkennen.
    »Ich glaube, wir blicken auf das Tor zur Hölle hinab, Temple. Ich glaube, Cholo und Jeff sind zurückgekommen und haben Earl Deitrich geholt«, sagte ich.
    Temple kaute an ihrem Daumenballen herum.
    »Ich will das nie gesehen haben. Und ich will auch nie wieder daran denken«, sagte sie.
    Ich musterte ihr Gesicht, die ernsten und zugleich gütigen Züge, den roten Mund, die kastanienbraunen Haare, die ihr um die Stirn wehten, und ich wollte sie an mich drücken, wollte, dass wir beide vom Wind und den wild am Himmel wogenden Wipfeln der Bäume umgeben waren, dem Wirken der Welt und dem unergründlichen grünen Strudel der Schöpfung an sich.
    Ich hob einen Kiefernzapfen auf und schmetterte ihn mit der flachen Hand über die Klamm
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